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»Moabit – mon amour« wäre übertrieben, aber gerne lebe ich in meinem Kiez trotzdem. Hier zu leben, ist immer noch nicht schick oder hipp oder cool, so dass Moabit bis heute eine schnöselfreie Zone ist, in die sich Prominente und Wichtigtuer eher selten verirren, und wenn, dann tun sie es meistens nicht freiwillig.
Moabit ist eine Insel im Zentrum Berlins, deren Grenzen durch Wasserläufe gebildet werden: Im Osten und Nordosten der Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal, im Süden die Spree und im Westen der Charlottenburger Verbindungskanal. Die Karte zeigt den Stand von ca. 1900, eine aktuelle gibt es bei OpenStreetMap.
Als ich vor fast dreißig Jahren hierher gezogen bin, lag Moabit am Rande West-Berlins, zählte zum »Norden« und wurde ganz allgemein als unattraktiver Stadtteil mit Industrie, Hafen und Gefängnis und armer Bevölkerung angesehen. Alle, denen ich meinen neuen Wohnort mitteilte, schauten mich bedauernd an, und wenn sie »Wie kann man nur« dachten, konnte ich das förmlich spüren. Heute liegt Moabit wieder im Zentrum der Stadt, nahe am Regierungsviertel und beherbergt immerhin den schicken neuen Hauptbahnhof.
Die Besiedelung Moabits begann am Anfang des 18. Jahrhunderts, als der preußische König Friedrich Wilhelm I. 1716 den Hugenotten, die wegen ihres Glaubens aus Frankreich geflohen waren, hier Land zuwies: „Hier sollen Sie Maulbeer Beume Plantzen auf die wüste Pletze“. Wie die Israeliten einst im Lande Moab am Ufer des Jordans auf den Einlass nach Kanaan warteten, warteten die Hugenotten hier nur ein paar Kilometer vor Berlin am Ufer der Spree auf Einlass in die Stadt. Dieser Analogie mit der biblischen Geschichte soll der Ort den Namen »Moabit« verdanken.
Allerdings wird diese Erklärung des Namens heute stark angezweifelt, denn es war nur eine Handvoll Refugiés aus Orange, die hier 1716 angesiedelt wurden, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem andere Hugenotten, die früher gekommen waren, sich schon lange in der Stadt etabliert hatten (um 1700 lebten rund 5000 Hugenotten in Berlin). So kann man eigentlich nicht behaupten, dass das Volk der Hugenotten an den Ufern der Spree auf den Einzug ins gelobte Land wartete. Mehr Einzelheiten finden sich in den als PDF erhältlichen umfangreichen Ausführungen von Dr. Vera Bendt in Warum heißt Moabit eigentlich Moabit?
Moabit war im 19. Jahrhundert eines der Hauptzentren der industriellen Entwicklung Berlins. Schumanns Porzellanfabrik, die Borsig’schen Eisenwerke und das Bolle’sche Milchimperium siedelten sich im Herzen Moabits an. Später entstanden im Westen weitere Industrien, wie die AEG und die Loewe’schen Werke. Als Folge der Industrialisierung explodierte die Bevölkerungszahl von nur 7.000 Einwohnern im Jahr 1860 bis auf unvorstellbare 190.000 im Jahre 1910.
Heute hat Moabit an die 70.000 Einwohner, von denen nahezu ein Drittel einen »Migrationshintergrund« hat. Einige sind nicht ganz freiwillig hier, denn sie residieren vorübergehend im Untersuchungsgefängnis Moabit. Dank seiner prominenten Insassen von der RAF bis zur DDR-Führungsschicht, die hier im Moabiter Kriminalgericht ihren Prozess hatten, ist Moabit weit über die Grenzen Berlins hinaus den meisten Deutschen ein Begriff.
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Ein wunderbarer Blogg hier. Ich betreibe ohne viel Geld einen Kunstraum und werde nun von den raffgierigen Immobilienhaien ***** vom Prenzlauerberg verjagt. Ich habe bisher eine normale Miete bezahlt und viel Schufterei in meine Ladenwohnung investiert. Nun geben die den Tarif durch. Das ist traurig denn ich hänge an meinem Laden… nicht aber an der Gegend. Der Anlass dass ich mich umschauen muss, hat mich zu intensivem Forschen va nach Wedding, Neuköln und Moabit geführt. Dabei war Moabit für mich der unbekannteste Ort. Die schönsten leerstehenden Lokale habe ich hier angetroffen, zu den niedrigsten Preisen. Ja vielleicht bis bald in Moabit!
Hi, also so allmählich wird Moabit auch international bekannt, spätestens seit gestern Abend: Tarantino und sein Team haben im Löwe-Saal in der Wiebestraße/Huttenstraße die Premierenfeier steigen lassen. Mal sehen, wie das so weitergeht mit Hollywood in Moabit…
Zugezogenes Szenevolk und Yuppieschwaben vom Prenzlauer Berg sollten nicht mal dran denken nach Moabit zu ziehen. Sie sind dort nicht willkommen, und das Klima ist zu rau. Es ist noch genug Platz in Hellersdorf und Friedrichshain, da kann man auch schön Kinderwagenwettschieben machen und den Eingeborenen den eigenen Exotendialekt beibringen. Moabit war nie gut genug für hochnäsige Nichtswisser, deshalb lösen die Moabiter ihre Probleme seit Jahrzehnten lieber allein und brauchen keine Preistreiber-Zuzüglinge.
Du scheinst mir ja ein arg freundlicher Zeitgenosse zu sein …
Keineswegs. Ich bin nur ein verdrängungsunwilliger Eingeborener auf der Insel.
Mit deiner feindseligen „Argumentation“ kommst du aber, glaube ich, nicht viel weiter in deinem Bestreben.
Mein Lob und meine Anerkennung an alle Inselbewohner und ein Superdankeschön an Vilmoskörte, der schließlich nicht Vilmoskröte ist. Wie wohltuend, endlich mal respektvolle Worte über Moabit zu lesen!!! Sicher, Moabit ist nicht protzig und snobistisch, doch es ist auf seine Art exklusiv. Denn es weiß, sich im Stillen zu entfalten und sicher und beständig zu gedeihen und damit kleine Oasen zu bilden, in denen es sich rau oder sanft begegnen lässt. Schließlich weiß man hier, wer man ist und was man will, und zwar beständig! Und das ist gut so. In diesem Sinne, machen wir weiter so!
als neuzugezogene kann ich das hier geschriebene nur unterschreiben. ich genieße die ruhe abseits des aufgeblähten berliner-hipster-daseins, bin froh mich nicht ständig durch mengen von touries quetschen zu müssen und unter notorischen alternativen zu wohnen.
dennoch fehlt in moabit noch einiges – umso mehr freue ich mich einen blogger von der insel gefunden zu haben. abonniere ich und freue mich auf noch mehr moabit-meldungen und eindrücke.
Danke, spiegeleule, du hast sehr feine Bilder in deinem Blog, machst du auch schon mal Ausstellungen deiner Fotos?
Was wäre dieses „Einiges“, was in Moabit noch fehlt?
Tja…schön mal etwas aus der Heimat zu finden.
Auch ich bin eine „aussterbende Art“. Ich bin im abgewickelten Krankenhaus Moabit geboren.
Moabit – mon amour! Das ist es, was ich jeden Tag sage.
Ich bin in Moabit geboren, dort aufgewachsen und habe fast 30 Jahre dort gelebt. Ich bin dann erst nach Treptow und danach nach Weißensee gezogen, wo ich jetzt noch lebe. Ich bereue nichts im Leben, allerdings weine ich Moabit jeden Tag ein paar Tränen nach und besuche es regelmäßig.
Ich finde es wunderbar, auf dieser Seite verfolgen zu können, dass der Kiez nicht tot ist, wie es einige bis vor zehn Jahren (da habe ich noch dort gewohnt) behauptet haben. Ich freue mich zu sehen, dass der Charme der Gegend immer noch gewürdigt. wird.
Berlin und Moabit – mon amour!!!!
…ob man da akzeptiert wird, wenn man von draussen kommt… haben eben eine Wohnung da erworben und möchten den Charme und die Ursprünglichkeit erleben, mit anderen zusammenkommen, legen grossen Wert auf Kultur, genauso sehr auf die auf der Strasse gediehen wie auf die in den etablierten Kreisen entstanden
Wohin empfiehlt es sich in Moabit am Silvester, wenn einem z.B. live Musik gefällt? Gibt es etwas zum Essen, was typisch moabitisch ist?
Für Silvester mit Live-Musik habe ich leider keine Empfehlung und für Moabit typisches Essen ist mir nicht bekannt. Ich kann aber die Zunftwirtschaft empfehlen, da isst man gut und regional und trinkt das gute Bier vom Brewbaker – und das wird in Moabit in der Arminiushalle gebraut, also habe ich zumindest eine Empfehlung für Moabiter Trinken. Außerdem gibt es dort jetzt jeden dritten Mittwoch im Monat eine „Offene Bühne“ für Musik, Text und Kleinkunst bei freiem Eintritt.
Gibt es die Möglichkeit für Vilmoskört, einen Stadtplan hinzuzufügen, bzw. n Link, wo man die wunderbaren Bilder plazieren und mit den stimmungsvollen Berichten zueinanderführen könnte?
Das wäre schön, aber leider bietet das kostenlose wordpress.com eine solche Möglichkeit nicht.
Habe mit Interesse die Eintragungen ueber Moabit gelesen. War 1976-78 bei der BOLLE Ingenieur in deren Hauptbetrieb Altmoabit 100. Heute ist ja von diesem seinerzeit grossen und alten Betrieb Bolle nichts mehr vorhanden. In den Jahren hingen die grossen roten BOLLE Buchstaben an fast 100 Filialen in West-Berlin – Dort wo der Hauptbetrieb war, ist
nun ein Regierungs bzw. Verwaltungs Center. Das damals sogenannte Haus
am Wasser (am Spree-ufer),in dem ich damals wohnte,steht noch und davor ist eine Gedenkstaette fuer den Juedischen Dichter (Hausmann) eingerich-tet. Ausgestellt ist auch ein sehr aufruettelndes Gedicht von diesem. Ich lebe seit fast 30 Jahren in den USA, aber denke immer noch gerne an
meine Zeit bei BOLLE in Berlin zurueck. Es waere schoen, wenn jemand der auch in der Zeit bei Bolle war diese Zeilen liest und sich mit mir betreffend Bolle Erinnerungen austauscht. (Max & Aneliese W./ Anneliese war die gnaedige Frau….) Ich musste damals u.a.nachts auf dem grossen Bolle-Centrale-Hof mit einem Special-geraet versehen herumlaufen und versuchen verdaechtige Geraeusche; die die gnaedige Frau W. vom Schlaf abhielten – aufzuspueren bzw. zu identifizieren. (Ja einem Ingenoer ist nichts zu schwoer….)
Es freut mich, dass meine Berichte Ihr Interesse finden. Meine Arbeitsstätte liegt übrigens gleich neben dem ehemaligen Bolle-Gelände, dort, wo früher die Kampffmeyer-Mühle stand. Im Sommer bin ich dort oft am Spree-Ufer.
Ist der Dichter eventuell Albrecht Haushofer? Die Gedenkstätte rund um das Haus am Wasser (das heute Luxus-Suiten des Abion-Hotels beherbergt) ist wohl die Straße der Erinnerung. Die erste Büste, die 2002 dort aufgestellt wurde, ist die von Albrecht Haushofer. Das Gedicht an der Stele ist aus Haushofers Moabiter Sonetten.
Auf deinen Beitrag hin sind wir in das Café Buchwald gegangen und haben vorzügliche a) Herren-, b) Käse- und c) Marzipantorten genossen. Würde gerne hier ein Foto hinzufügen, Ob das wohl möglich / eher unerwünscht ist?
Vom Weinstand in der Arminiushalle hatten wir köstlichen Riesling-Sekt zum Neujahr geholt.
Habe also wärmsten Dank für die Tips!
Wirst du deine Texte zu einem Buch zusmmenstellen? Es ist zu schwierig, Bücher zum Thema Moabit ausfindig zu machen.
Ein Buch werde ich wohl nicht daraus machen. Ich empfehle stattdessen: Die wohl umfangreichste Auswahl von Literatur zu Moabit (und Tiergarten, zu dem Moabit früher gehörte) gibt es bei Herrn Rimpel in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung.
Ich habe auch sehr gern in Moabit gelebt, 5 Jahre, bis mich ein Jobangebot letztes Jahr aus Berlin weglockte. Leider. Die mitleidigen Blicke meiner ehemaligen Prenzlauerberg-Kollegen kenn ich auch nur zu gut. Gerade Deinen Blog gefunden und gebookmakt. Danke für diesen Kanal nach Hause.
Danke für Dein „gefällt mir“ auf meinem Blog. Ich habe schon viel (Schönes, Interessantes, Nützliches) von Dir gelesen, seit wir vor knapp 5 Jahren von Tegel nach Moabit gezogen sind. Mir gefällt es hier auch. Man ist in der Stadt, aber nicht zu sehr, und im wahrhaft multikulturellen und dabei ziemlich friedlichen Kiez ist für jeden was dabei. Man könnte Romane darüber schreiben, aber viel findet sich ja glücklicherweise in Deinem Blog.