Herr der Tüten

Hat er selber eingekauft? Oder ist er nur Hüter der Einkäufe seiner Freundin? Man weiß es nicht. Die U-Bahn-Line 9 könnte jedenfalls umbenannt werden in Primark-Express. Sie wird regelmäßig bevölkert von einer großen Zahl kleiner Gruppen gickelnder junger Mädchen (die meisten wohl unter zwanzig), von denen ein jedes mindestens eine Primark-Tüte mit sich führt. Ist …

Verteilertafel

Tassen drauf oder Karte dran, so kann man die hässlichen Verteilerschränke natürlich auch verwenden. Gesehen auf dem Wedding bei Da Baffi, jenem besonderen italienischen Restaurant, über das ich immer noch nicht geschrieben habe.

Stadterweiterung 1861

Vor hundertfünfzig Jahren, am 1. Januar 1861, wurden die heutigen Ortsteile Moabit, Wedding und Gesundbrunnen Teil der Stadt Berlin. Mit der Vergrößerung um die eher armen Vororte mit ihrer überwiegend proletarischen Bevölkerung wurde der Grundstein für den Aufstieg der königlichen Residenz zu einer europäischen Metropole gelegt. Die neuen Stadtteile waren die Keimzellen für die Industrialisierung …

„Gänsebrücke“ in Moabit

Dass Moabit eine „Bärenbrücke“ hat, ist zumindest den Berlinern weitgehend bekannt. Dass es aber „auf der anderen Seite“, Richtung Wedding, eine Brücke gibt, die den Namen „Gänsebrücke“ verdiente, ist weniger bekannt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Dimension der Gänse im Vergleich zum Gesamtbauwerk viel bescheidener ausfällt als die der Bären auf der Brücke, die …

Kaffeedrom auf dem Wedding

Nur Weicheier fahren Autos mit Automatik, und nur Weicheier haben Kaffevollautomaten, wahre Männer wechseln die Gänge in ihrem Auto mit dem Schaltgetriebe, und eine glitzernd verchromte Siebträgermaschine mit Zweikreissystem ist die Zierde ihrer Küche. Locker investieren sie 1000 Euro und mehr, um sich als echter Barista zu fühlen. Dazu braucht es auch noch eine semiprofessionelle …

uferlos an der Panke

Sang Claire Waldoff einst noch: Und steh’ am Ufer ich der Panke, Möcht jleich ich wieder Leine ziehn: Bei dem Jestanke. Na ick danke. Ne dufte Stadt ist mein Berlin … so kann man heute doch vom Jestanke jänzlich unbehelligt im schönen grünen Garten des uferlos am Ufer eben dieser inzwischen an vielen Stellen wieder …

D’ailleurs, c’est toujours les autres qui meurent

Auf der anderen Straßenseite steht das Gesundbrunnencenter, davor die Curry-Baude mit einer der besten Currywürste Berlins. Hier, auf dem Blochplatz, diesem kleinen Dreieck zwischen Bad-, Hoch- und Böttgerstraße, ist es auch nicht gerade idyllisch. Der Platz ist eine eher unspektakuläre Grünanlage, dem allerdings in der Vergangenheit schon einmal größere Bedeutung zukam: von 1875 bis 1910 …

Restaurant L’Escargot

Auf dem Weg zur Qype City Night bin ich am L’Escargot vorbeigelaufen, schaute auf die Karte und dachte: »Sieht interessant aus, da musst du auch mal hin«. Dass ich kaum eine halbe Stunde später diesen Vorsatz in die Tat umsetzen würde, wusste ich da noch nicht. Verantwortlich dafür war der Wirt des italienischen Lokals ein …

Die Mauer ist weg! KPD/ML

Bernauer Straße 1976: Die Häuser standen im Osten, der Bürgersteig war schon der Westen. Jahrelang standen hier bis auf das Erdgeschoss abgerissene Häuser mit vermauerten Fenstern und Türen. Am Tor dieses Hauses: „Unter Stalin gab es keine Mauer! KPD/ML“. Nun feiern wir dieses Jahr zwanzig Jahre „Wiedervereinigung“ und noch niemand hat sich bei der KPD/ML …

Findling mit Gedicht

Bei meinen Ausflügen in die unmittelbare Umgebung von Moabit entdeckte ich da, wo sich der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal zum Nordhafen verbreitert und die Angler ihre Ruten übers Wasser halten, unter Bäumen einen Findling mit Gedicht: Pflanz einen Baum! Und kannst du auch nicht ahnen, Wer einst in seinem Schatten tanzt, Bedenke Mensch, es haben deine Ahnen, …