Kann man auf einem U-Bahnhof eigentlich gerne sein? Ich finde, dass es in Berlin einige gibt, deren Gestaltung durchaus dazu einlädt, nicht nur schnell hindurchzufahren: der U-Bahnhof Westhafen ist einer davon.
Er ist Teil des Projektes Inscrire, das in verschiedenen europäischen Großstädten die Erklärung der Menschenrechte über Kunstwerke an öffentliche Orte bringt. Die Künstlerinnen Françoise Schein und Barbara Reiter haben den Bahnhof im Jahr 2000 umgestaltet.
Thema des Kunstwerks im Westhafen ist die Beziehung zwischen dem deutschen Dichter und Humanisten Heinrich Heine und den Menschenrechten. Diese Beziehung bildet den Aufhänger für die Gestaltung des Bahnhofs, indem die Künstlerinnen den allmählichen Verlust des Namens, den Heinrich Heine bei seiner Immigration nach Frankreich erlitt, als Leitmotiv nehmen. Von Monsieur Heinrich Heine bleibt über Monsieur Henri Heine, Monsieur Enri Enn, Monsieur Enrienne und am Ende nur ein Nichts: Monsieur Un Rien …
Am Westhafen, Berlin
www.inscrire.com
nice pictures!!!
Merci Danke
Françoise
Schade, daß Sie den Lesern vorenthalten haben, warum gerade dieser Bahnhof für das Kunstprojekt zum Thema Menschenrechte ausgewählt worden ist. Bis 1999 hieß der Bahnhof Putlitzstraße. Von dort wurden zehntausende Menschen – vorwiegend Juden – in die Vernichtungslager deportiert. Die nahegelegene Synagoge in der Levetzowstraße war zu einem Sammellager für 1000 Juden umfunktioniert worden.
Ich habe es nicht getan, weil ich schlichtweg nicht weiß, ob genau das der Beweggrund war, diesen Bahnhof auszuwählen – obgleich es natürlich sehr naheliegend ist. Die Gleise, von denen die Deportation erfolgte, gehörten zum ausgedehnten früheren Güterbahnhof Moabit, und liegen nach neueren Erkenntnisse einige hundert Metern weiter östlich von der Putlitzbrücke und dem früheren Bahnhof Putlitzstraße. Näheres findet man auf der Website des Vereins Sie waren Nachbarn.