Untergehen im Rhinluch

Nicht nur Störche gibt es in und um Linum herum.

Linum liegt mitten im Rhinluch, einem Sumpfgebiet zwischen Elbe und Oder, das in den letzten 350 Jahren durch den Bau umfangreicher Entwässerungssysteme nutzbar gemacht wurde. Diese Kulturlandschaft ist in Frühjahr und Herbst Rastgebiet der Kraniche und Wildgänse.

Ein durchaus schönes und interessantes Stück Brandenburg, immer einen Ausflug wert. Das dachten auch wir vor einiger Zeit. Mutig haben wir uns abseits der Hauptstraßen schöne Wege durchs Luch gesucht. Zuerst die Betonplattenstraße made in GDR, dann den Feldweg entlang, der immer dürftiger wurde und auf einer Wiese endete. Beim Wenden schließlich versank das Auto bis zum Bodenblech in der Wiese – hier war die Entwässerung wohl noch nicht so erfolgreich.

Was tun? Auf zum nächsten Haus am Horizont, Hilfe suchen. Zwanzig Minuten später die Auskunft: „Da müssen sie ins Dorf, zu Bauer Dingsbums, der hat nen Trecker“. Weitere zehn Minuten später bei Bauer Dingsbums. Die Familie sitzt an der Kaffeetafel, wir werden dazugesetzt. Wir erklären unser Problem. Der Bauer spricht unverständlich, seine Frau übersetzt: „Er hilft Ihnen gleich, er trinkt aber erst seinen Kaffee“.

Wir erfahren, dass das Bergen im Luch versunkener Autos eine Standardaktivität des Bauern ist. Und es sind in der Regel nicht die dummen Städter, die dieses Schicksal trifft, sondern vor allem die einheimischen Angler. Welch Trost, es ist doch nicht ganz so peinlich.

Dann in die Scheune, da steht der Trecker. Der Bauer steigt auf, der Trecker will nicht anspringen. Batterie raus, an den Schnellader. Der Kaffee wirkt diuretisch, Bauer Dingsbums erleichtert sich am Treckerhinterrad und erklärt uns dabei, was er vorhat. Mangels Dolmetscher verstehen wir aber nicht viel. Macht nix, wir warten, bis die Batterie eine halbe Stunde später soviel Ladung hat, dass der Trecker widerwillig anspringt.

Ich muss mit auf den Trecker und ab geht’s zum versunkenen Auto. Dort legt der Bauer mein Auto an die Kette und zieht es mühelos aus dem Sumpf. Er schleppt mich bis zu seinem Hof, mein Auto hüpft gefesselt in anderthalb Meter Abstand von einem Schlagloch zum anderen hinter Bauer Dingsbums her – der Trecker schafft locker seine 40 km/h.

Seitdem meide ich verdächtige Wege in Gebieten mit viel Entwässerungskanälen.

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