„Panzerkreuzer“ von Hans Scharoun
Zwischen Siemensdamm im Süden und dem Volkspark Jungfernheide im Norden liegt ein bewohntes Open-Air-Museum der modernen Architektur: die Großsiedlung Siemensstadt. Erbaut zwischen 1929 und 1931, ist sie mit fast 1.400 Wohneinheiten ein Paradebeispiel für den Stil des Neuen Bauens in der Weimarer Republik.
Die überwiegend viergeschossigen Wohnzeilen mit Flachdach sind weitgehend nach Süden ausgerichtet und werden durch breite Grüngürtel getrennt. Licht, Luft und Sonne gab es dadurch für jede Wohnung, die alle über Bad und Innentoilette, Zentralheizung und Warmwasserversorgung, und einen Balkon oder eine Loggia verfügen — alles keine Selbstverständlichkeiten im sozialen Wohnungsbau der damaligen Zeit. Heizung und Warmwasser wurden durch ein siedlungseigenes zentrales Heizwerk geliefert — das erste seiner Art im damaligen Berlin. Daher auch der Beiname »Rauchlose Stadt«.
Mitglieder der 1926 gegründete Achitektenvereinigung »Der Ring« haben die Planung übernommen – deswegen auch der weitere Name »Ringsiedlung« – und die Bauausführung betreut. Dazu zählten solche Ikonen der Moderne wie Hans Scharoun und Walter Gropius.
Zu den vielleicht markantesten Bauten gehört der »Panzerkreuzer« von Scharoun am Jungfernheideweg, so genannt wegen seiner schiffsartigen Aufbauten und Balkone, der »Lange Jammer« von Otto Bartning mit seiner monotonen, scheinbar endlos langen, gekrümmten Vorderfront und die durch ihre ockerfarbigen Klinkerverschalungen sowie die halbelliptischen Balkone ausgezeichneten Wohnzeilen von Hugo Häring, dem Vorreiter des »Organischen Bauens«, die senkrecht zum Langen Jammer stehen.
Die Bauten gehören heute der GSW, die zum 75. Geburtstag der Siedlung zehn Wegweiser mit vielen Informationen zu den Gebäuden und ihren Architekten hat aufstellen lassen. So wird ein Spaziergang durch die Siedlung auch ohne Architekturführer erhellend. Gute Hintergrundinformation liefert auch die unten angegebene private Webseite.
Seit 1986 ist die gesamte Siedlung als Baudenkmal geschützt. Zusätzlich wurde sie 2008 Teil des Weltkulturerbes der Unesco.
Jungfernheideweg 1, Berlin
siemens-stadt.de/grssied0.htm (Web Archive)