Der Wirtschaft geht’s gut, hört man allenthalben. Millionen- und Millardengewinne sind an der Tagesordnung. Zumindest einem Teil der Menschen geht es wohl nicht ganz so gut wie der Wirtschaft. Überall wird Personal freigesetzt, wie es so schön euphemistisch heißt, damit die Gewinne für den »share holder« noch größer ausfallen. Arbeitslose werden staatlich subventioniert zu Selbständigen gemacht, damit sie aus der Statistik fallen. Wem es dann schlecht geht, der trägt einen Teil seines Hab und Guts ins Leihhaus.
Dem Leihhaus scheint es auch gut zu gehen, wie der Wirtschaft. Zumindest dem Moabiter Leihhaus. Es ist gerade aus seinem eher unauffälligen Domizil in der ersten Etage ins relative luxuriöse frisch renovierte Erdgeschoss umgezogen. Schon repräsentativ, die neuen Geschäftsräume.
Die alte Reklameschrift, die früher die Hausecke an eben dieser ersten Etage zierte, ist nun ein künstlerisches Objekt, das vor goldenem Hintergrund im Schaufenster prangt. »Living Stage« hat der Künstler Martin Heinig sein Werk genannt.
Ein Moabiter Traditionsunternehmen, mindestens in zweiter Generation, früher Oskar, jetzt Christian. Seit 100 Jahren in Familienbesitz, sagt die pfandhauseigene Website. Direkt gegenüber dem Moabiter Kriminalgericht. Das schützt aber nicht. Bei einem Raubüberfall auf das Leihhaus wurden 2002 Schmuck und Bargeld im Wert von über 200.000 Euro erbeutet. Verhandelt wurde das dann zwei Jahre später vor dem Landgericht, direkt gegenüber.
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