ufo in Berlin

Futuro No 13

Der finnische Architekt Matti Suuronen hat am Ende der 1960er Jahre eine Reihe dieser Häuser aus GFK – glasfaserverstärkter Kunststoff, aus dem auch die meisten Boote hergestellt werden – entworfen und bauen lassen, die so sehr an fliegende Untertassen denken lassen und ganz und gar dem Stilempfinden der damaligen Zeit entsprachen, man denke nur an die deutsche Fernsehserie »Raumschiff Orion«. Den Ansporn für den Entwurf dieses Hause bekam Suuronen von seinem Schulfreund Kaakko Hiidenkari, der ihn beauftragt hatte, eine Skihütte zu entwerfen, die auch in schwierigem Gelände einfach aufzubauen und schnell zu beheizen sein sollte. Damit war das weltweit erste in Serie gebaute Plastikhaus geboren.

Ende der 60er Jahre war die Fortschrittsgläubigkeit groß und futuristische Architektur hatte Konjunktur: neue Formen, moderne Materialien, Mobilität – all das vereinte das Futuro. Bei einem Durchmesser von ca. 8 Metern und einer Höhe von 4 Metern bot es allerhand Platz und wog mit kompletter Einrichtung nur etwa vier Tonnen, ließ sich also mit Transporthubschraubern in schwieriges Gelände bringen. Und dank seiner dicken Isolierung mit Polyurethanschaum war es auch schnell beheizt. Die Inneneinrichtung war natürlich mindestens genauso spacig wie die äußere Erscheinung. Gekostet hat es damals als Bausatz ca. 12.000 Dollar.

Charles Wilp, der von Yves Klein zum »Prince of Space« ernannte Düsseldorfer Künstler und Werbefachmann, hatte ein Futuro als »gravitationsfreien Sozialraum« auf dem Dach seines Düsseldorfer Hauses stehen, bis ihn die Stadt 1973 zwang, es zu entfernen, da es nicht in das Stadtbild passe.

Nur wenige Jahre nachdem dieser Entwurf weltweit Furore gemacht hatte, brachte die Erdölkrise mit einer drastischen Erhöhung der Rohstoffpreise das Ende des Futuro. Es gibt wohl noch zwischen sechzig und hundert Futurohäuser weltweit, eines steht hier bei uns in Berlin an der Spree neben dem Gelände des Rundfunks der DDR (wo packe ich jetzt das »ehemalig« hin: vor Gelände, Rundfunk oder DDR?) an der Nalepastraße.

Mit diesem Futuro mit der Seriennummer 13 demonstrierte 1969 die Bayer AG auf der Hannovermesse die Qualitäten des Kunststoffs für die Isolation. Eine holländische Firma, die den Auftrag erhalten hatte, den ersten Kulturpark der DDR in Treptow auszustatten, hat es dort gesehen, kaufte es und richtet darin das »Parkfunkstudio« ein. Das Futuro kommt also schon 1969 in den Vergnügungspark Plänterwald.

Die jetzige Besitzerin entdeckte das Futuro vor Jahren auf einem Schrottplatz im Vergnügungspark Plänterwald und setzte sich in den Kopf, es haben zu wollen. Das ist ihr mit bewundernswerter Hartnäckigkeit gegen alle Widerstände gelungen; sie hat es im Sommer 2002 über die Spree zu seinem jetzigen Standplatz transportieren lassen und nutzt es jetzt als Datsche.

Futuro No 13

Am 20.5.2008 erschien ein Beitrag zu diesem Futuro und seiner Besitzerin in der Serie einestages, Zeitgeschehen auf Spiegel Online unter dem Titel Wie ich lernte, ein Ufo zu lieben, aus dem hervorgeht, dass man das Ufo ab Juli 2008 besichtigen kann und Anfragen dazu per Mail an Futuro13@berlin.de zu richten seien. Weitere Informationen zum Futuro finden sich auch in einem Artikel in der Telepolis.


Hauptstr. 20, Neben dem Gelände des Rundfunks der DDR, 12459 Berlinwww.futurohouse.com

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5 Antworten auf „ufo in Berlin“

    1. in Wanli in Taiwan gibt es eine ganze Siedlung aus verlassenen Futuro und Venturo Häusern. Die lokalen BeHörden möchten sie gerne los werden. mußt es halt nur schaffen sie umsetzen zu lassen.

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