Kraftwerk Klingenberg

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Kraftwerk – welch schönes Wort: ein Werk, in dem Kraft erzeugt wird. Und schon beim puren Aussprechen entfaltet das Wort Bedeutung.

In großer Zahl säumen diese Kathedralen der Technik die Berliner Gewässer. Obgleich sie wegen ihrer schieren Größe unübersehbar sind, nimmt man sie oft gar nicht bewusst wahr. Und doch lohnt es, näher hinzusehen. Als reine Zweckbauten errichtet wohnt ihnen eine eigene Schönheit inne.

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Das Kraftwerk Klingenberg in Rummelsburg wurde 1927 fertiggestellt. Benannt ist es nach Geheimrat Prof. Dr. Georg Klingenberg, Pionier des modernen Kraftwerkbaus und Vorstandsmitglied der AEG. Er zeichnete für das technische Konzept verantwortlich. Sein Bruder Walter Klingenberg hat mit seinem Architektenkollegen Werner Issel für die außerordentliche Gestaltung dieses Industriekomplexes gesorgt, der durchweg expressionistische Elemente aufweist.

Wie immer auch hier ein Berliner Superlativ: mit einer Leistung von 270 MW war es seinerzeit das größte und modernste Kraftwerk Europas.

Allerdings war es dank des Kohlebetriebs auch eine der größten Dreckschleudern, Jahrzehnte litten die Lichtenberger unter der hohen Luftverschmutzung, bis in den 1960er Jahren der Einbau von Schornsteinen mit Filtern Linderung brachte. 1987 wurde das Kraftwerk dann zum Heizkraftwerk umgestaltet.

Laut Informationen von Vattenfall, dem jetzigen Betreiber, wird das Kraftwerk bei einer elektrischen Leistung von 168 MW und einer Wärmeleistung von 680 MW nach wie vor mit Braunkohle betrieben.

Wohl um dem schlechten Ruf entgegenzuwirken, der Vattenfall derzeit vorauseilt, steht beim Portier eine Anzeigetafel, die mit Leuchtziffern angibt: »Dieser Betrieb ist seit 480 Tagen unfallfrei« (die 480 habe ich geraten, denn wenn die Sonne darauf scheint, kann man die Ziffern kaum erkennen).


Köpenicker Chaussee 42-45, 10317 Berlin
www.stadtentwicklung.berlin.de…

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2 Antworten auf „Kraftwerk Klingenberg“

    1. Was vor damals 480 Tagen war, weiß ich nicht, genau so wenig, wie ich nicht weiß, ab wann eine Störung als Unfall bezeichnet wird. Vielleicht ist das ja auch eine trotzige Reaktion des mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerks gegenüber den Kraftwerken von Vattenfall, die zu der Zeit, als die Aufnahmen entstanden sind, mit etlichen massiven Problemen zu kämpfen hatten.

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