Flughafen Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“

Die Ursprünge des Flughafens Berlin-Tegel reichen zurück bis in das 19. Jahrhundert, als das kaiserliche Militär begann, einige Wiesen in der Jungfernheide als Schießplatz nutzen. Um 1900 wurde dann das erste Luftschiffer-Batallion nach Tegel verlegt. Das Militär testete hier verschiedene Luftschifftypen auf ihre Tauglichkeit für die militärische Nutzung. 1909 landete das Luftschiff Z3 mit Graf Zeppelin an Bord. Von 1930 bis 1933 fanden Tests von Flüssiggasraketen statt, an denen unter anderen auch Wernher von Braun beteiligt war.

Ein deutlicher Schub in der Entwicklung Tegels kam mit der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949. Um West-Berlin aus der Luft zu versorgen, war eine drastische Erhöhung der Fluganzahl und der Kapazitäten der Berliner Flughäfen erforderlich. Binnen zweier Monate stampften 19.000 Berliner eine neue Start- und Landebahn aus dem Boden, die zudem mit 2.400 Metern die damals längste Europas war. So wurde aus dem Militärflugplatz der französischen Besatzungsmacht ein wichtiges Glied der Luftbrücke.

Der zivile Luftverkehr begann jedoch erst runde zehn Jahre später – eine französische Caravelle war 1960 das erste Düsenflugzeug, das in Tegel landete. Mit den ab dem Mauerbau deutlich zunehmenden Passagierzahlen wurde Tegel bald zu klein, so dass ein neuer Flugplatz – Tegel Süd – angelegt werden musste. 1965 konnte die junge Architektensozietät gmp einen Wettbewerb für sich entscheiden und lieferte die Pläne für den neuen »Berlin International Airport«, der Ende 1974 fertiggestellt wurde. Von Gerkan, Marg und Partner begründeten mit diesem Entwurf ihren Ruf als Architekten für Verkehrsbauten.

Charakteristisch für den Entwurf ist die durchgängige Verwendung der geometrischen Formen Sechseck und Dreieck, die nicht nur das Äußere sondern auch das Innere bis hin zu den Bodenplatten und den Sitzmöbeln prägten. Durch Renovierungen sind im Inneren jedoch viele dieser Elemente verändert. Die sechseckige Grundform des Abfertigungsgebäudes macht aus Tegel einen Flughafen der kurzen Wege, der als einer der passagierfreundlichsten der Welt gilt. Der äußere Umfang des Sechsecks dient dem Luftverkehr, hier befinden sich die 15 Abflugpositionen, das Innere dient dem Bodenverkehr, hier kommt der Fluggast mit Bus oder Taxi an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Lufthohheit über Berlin in den Händen der Siegermächte und nur alliierte Gesellschaften durften Tegel anfliegen. Die Fluggesellschaften British Airways, Air France und Pan American haben bis zum Ende der deutschen Teilung rund 138 Millionen Passagiere nach Westberlin befördert, und das ohne nennenswerte Zwischenfälle. Im Jahr 1988 wurde der Flughafen nach dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal benannt.

Heute liegt das Passagieraufkommen in Tegel deutlich über dem in den 60er Jahren geplanten und diverse Erweiterungen und Anbauten dienen nicht der Verbesserung der Übersichtlichkeit.

Wenn der neue Flughafen in Schönefeld fertiggestellt ist – das wird nach der heutigen Planung 2011 sein – wird die Geschichte Tegels als Verkehrsflughafen enden, lediglich Tegel-Nord soll als Regierungsflughafen weiter in Betrieb bleiben.

Nachtrag 2018

2007 schrieb ich noch, der Flughafen Tegel sei „einer der passagierfreundlichsten der Welt“. Das ist wegen des extrem gewachsenen Passagieraufkommens schon lange nicht mehr wahr, inzwischen wird er international als einer der schlechtesten der Welt eingestuft. So ergab es zumindest ein nicht-repräsentatives Ranking des Buchungsportals “edreams”. Trotzdem wollen einige Knalltüten aus der Berliner Lokalpolitik den Flughafen weiterhin offenhalten.

Die erwähnte für 2011 geplante Eröffnung des neuen Flughafens BER hat sich leider auch überholt und steht weiterhin in den Sternen.

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