Die mittelalterliche Pfortenkapelle am früheren Haupteingang des Klosters Neuzelle wurde von 1728-34 zur Pfarrkirche ausgebaut, um nach der Reformation die Seelsorge für die wenigen verbliebenen Katholiken in der Region zu übernehmen. Einerseits verbot zwar das Kirchenrecht eine Laienkirche innerhalb der Klostermauern, andererseits erlaubte aber das Landesrecht dem Kloster nicht, außerhalb des Klosters eine Kirche zu errichten. So wurde die Kirche in die Maueranlage des Klosters einbezogen und tat damit beiden Rechtsauffassungen genüge.
Nach der Aufhebung des Klosters 1817 wurde die ehemalige Klosterkirche St. Marien zur Kirche der katholischen Gemeinde, und die Kreuzkirche wurde der evangelischen Kirchengemeinde Neuzelles übergeben. Bilderstürmerei blieb der Kirche dabei erspart, so dass sich in vielerlei Hinsicht die katholische Tradition erhalten konnte. Der preußische Baumeister Friedrich August Stüler wurde auch in Neuzelle tätig und hat 1861 die beiden Türme der Kirche mit neuen Aufbauten versehen (»welsche Haube«).
Schon beim Betreten der Kirche fallen die Klarheit und Einheitlichkeit ihrer Gestaltung ins Auge. Ihre barocke Innenausstattung fällt bis auf den Altarraum deutlich weniger üppig aus als in der Stiftskirche. Wenn man dort ist, sollte man vor dem Altarraum mal seinen Kopf in den Nacken legen (das soll auch ohne Bier gehen) und den Blick in die Vierungskuppel richten, die mit einem beeindruckenden Fresko geschmückt ist.
Das wohl älteste Ausstattungsstück ist die fahrbare Kanzel aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, die reich mit Schnitzereien von Heiligen verziert ist und von einem Engel gestützt wird. Bemerkenswert sind auch die wunderschön geformten und gestalteten Endstützen der Kirchenbänke mit ihren Intarsienarbeiten und den Füllungen aus Wurzelholz.
Die Kreuzkirche steht leider ganz im Schatten der großen Stiftskirche und von den Fördergeldern, die Land, Bund und EU für das Stift Neuzelle gegeben haben, ist bislang kein Cent für ihre Erhaltung geflossen. Vor allem der von Johann Wilhelm Hennevogel geschaffene Kreuzaltar, der nach Meinung einiger Experten wertvoller ist als der der Stiftskirche, bedarf der Restaurierung.
Stiftsplatz 1, Kloster Neuzelle, 15898 Neuzelle
+49 33652 319
ev-kirchengemeinde-neuzelle.de
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10-11h, 13-14h, Sa-So: 10-11:30h, 13-15h
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