Hoch auf dem Abteiberg in Mönchengladbach stehen zwei katholische Kirchen: die Pfarrkirche St. Mariae Himmelfahrt und das Gladbacher Münster St. Vitus, die Kirche des ehemaligen Benediktiner-Klosters. Die Geschichte von St. Vitus zählt mehr als tausend Jahre. Die Legende besagt, dass der Kölner Erzbischof Gero und der Aachener Mönch Sandrad, als sie einen Standort für die Neugründung eines Klosters suchten, dem Bimmeln eines Glöckchens folgten und so die Reliquien der Heiligen Vitus, Cornelius, Cyprianus, Crysantus und Barbara fanden, die in der zerstörten Kirche von Balderich, dem Gründer der Stadt, aufbewahrt wurden.
Der Bau der Kirche begann bereits 974 und vollzog sich in mehreren Perioden, bis ihre Baugeschichte im Wesentlichen mit der Weihe im Jahre 1275 ihren Abschluss fand. Freilich wurde auch noch danach etliches um- und wieder rückgebaut. Schließlich drohte dem Münster 1802 nach der Säkularisierung durch Napoleon, die auch das Ende des Klosters bedeutete, gar der Abriss. Der wurde damals zwar durch Intervention das Aachener Bischofs abgewendet, im zweiten Weltkrieg dann aber durch Luftangriffe, die das Münster bis auf die Außenmauern zerstörten, fast vollzogen.
Heute präsentiert sich das Münster als wuchtiger romanischer Bau, dessen äußeres Erscheinungsbild einerseits vom mächtigen, gedrungenen romanischen Turm über dem Westportal und andererseits von den hochaufragenden gotischen Fenstern an der östlichen Seite geprägt wird. Das Innere ist weitgehend schmucklos und strahlt eine fast protestantisch anmutende Herbe aus. Das Raumgefühl wird durch die gewaltigen Stützpfeiler des Mittelschiffs bestimmt, das sich zu einem gotischen Chor öffnet, als dessen Schöpfer der erste Kölner Dombaumeister nachgewiesen wurde. Neben den Fenstern, die bei Sonnenschein bunte Farbflecke auf die Nordwand projizieren, sind die bunt angemalten Kapitelle der einzige Farbschmuck des Kircheninneren. Im nördlichen Seitenschiff sind etliche in dunklem Stein ausgeführte Grabplatten der früheren Äbte des Klosters angebracht. Die Krypta war leider geschlossen, als ich die Kirche besuchte.
Im Jahre 1974 verlieh der Papst dem Münster den Ehrentitel »basilica minor«, seitdem schmücken die gekreuzten Schlüssel, wie sie auf dem Papstwappen zu finden sind, das Westportal der Kirche.
Münsterplatz, Auf dem Abteiberg, 41061 Mönchengladbach
+49 2161 46233-0
pfarre-sankt-vitus.de
Sehr schöner Beitrag. Zu erwähnen sind noch das Bibelfenster aus dem Jahre 1260 und die wunderschöne Abtskapelle (heute Orgelempore), die “würdig neben der Kaiserloge im Dom zu Speyer steht”. Das Gladbacher Münster dient heute als Pfarrkirche und dennoch bleibt es eine Kirche der Mönche, in der das “laus terrenis” über die Jahrhunderte nie verstummte.