Valle d’Itria

Ganz im Süden des italienischen Stiefels, sozusagen im Absatz, liegt die Region Apulien und darin – zwischen Bari, Brindisi und Taranto – das Valle d’Itria. Ein Tal, wie der Name suggeriert, ist es nicht, vielmehr eine leicht gewellte Karst-Landschaft mit sanften Hügeln. Und Itria ist nicht etwa ein Fluss, sondern leitet sich vom Namen der Madonna Odigitria ab, der Wegführerin aus der byzantinischen Kirche, die in Italien auch als Madonna d’Itria verehrt wird.

Zwischen dem Grün der uralten Oliven, der Steineichen und Pinien und dem Rotbraun der Äcker blitzen überall weiße Häuser hervor, gebaut aus dem Stein, den man hier überall findet und der die Landschaft prägt. Die höchsten Hügel haben die »Weißen Städte« besetzt, gebaut aus eben diesem Stein, der immer wieder weiß gekälkt wird: Alberobello, Locorotondo, Cisternino, Ostuni, Ceglie Messapico und Martina Franca. Sie alle bilden gleichsam die Balkone, von denen aus man den Blick über das Valle d’Itria schweifen lassen kann.

Valle d'Itria

Prägend für die Gegend ist die besondere Architektur der Trulli. Ein Trullo ist ein massiver Rundbau aus Stein, gebaut »a secco«, also ohne Mörtel, mit einem spitzen Dach aus übereinander geschichteten Steinplatten. Diese überlieferte Bauweise bedient sich des vorhandenen Materials, der allgegenwärtigen Steine. Mehrere Trulli, eng aneinander gebaut, wachsen zu einem Haus zusammen und aus mehreren solchen Häusern können ganze Städte, wie Alberobello, entstehen.

Ursprünglich waren die Trulli wohl nur vorübergehend genutzte Gebäude auf den Feldern, gedacht als Zuflucht für die Hirten oder zur Aufbewahrung landwirtschaftlichen Geräts, später haben die Bauern sie auch als dauerhaften Wohnsitz verwendet. Heute werden sie zunehmend restrukturiert und für touristische Zwecke genutzt, wie zum Beispiel die Trulli des Architekten in der Nähe von Cisternino.

Valle d'Itria

In der Regel werden die Außenmauern der Trulli jährlich neu gekälkt, während die Dachsteine naturbelassen bleiben. Die kegelförmigen Dächer krönen weiße dekorative Schlusssteine, Zippo genannt, mit heiliger und magischer Symbolik. Man findet Kugeln, horizontale Scheiben, Pyramiden- und Kegelformen mit vier oder fünf Facetten und manchmal auch Fruchtbarkeitssymbole.

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1996 hat die Unesco die Trulli von Alberobello ins Weltkulturerbe aufgenommen.


Apulien, 72014 Cisternino
www.valleditria.it

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6 Antworten auf „Valle d’Itria“

  1. Gelernt hatte ich: die Abschlußsteine haben mit dem Symbol der Familie/ bzw. Erbauer zu tun. Hier wurde innerhalb eines Trulli-Anwesens kräftig gemischt. Evtl. zu Darstellungszwecken?

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