Renaissance-Theater

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Auf dem spitzen Dreieck zwischen Hardenbergstraße und Knesebeckstraße ließ sich der Akademische Verein »Motiv« 1902 sein Vereinshaus bauen. Die Restaurationsräume des Vereins wurden 1919 zu einem Kinosaal umgebaut, in dem schließlich 1922 der junge Wiener Schriftsteller Theodor Tagger das Renaissance-Theater eröffnete. Trotz der vielen zeitgenössischen Stücke, die er hier mit bekannten Schauspielern inszenierte, blieb dem wegen seines engen Saals so genannten »Schlauchtheater« der Erfolg versagt.

Ende 1926 baute der bekannte Theaterarchitekt Oskar Kaufmann, der u.a. auch die Pläne für das Hebbeltheater und die Volksbühne geliefert hatte, das Haus zu einem vollwertigen Theater um. Dabei erhielt es seine bis heute erhaltene Innenausstattung mit ihrer expressionistischen Formenvielfalt. Der Zuschauerraum wird ganz durch rötliches Rosenholz bestimmt. Unverwechselbar und einzigartig sind die großflächigen Intarsienbilder im Rang mit Darstellungen von Szenen aus der Commedia dell’Arte, die der Künstler César Klein schuf. Das Renaissance-Theater ist mit dieser Ausstattung das einzige vollständig erhaltene Art-Déco-Theater Europas und steht vollkommen zu Recht unter Denkmalschutz.

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Neuer Theaterdirektor nach dem Umbau war der Regisseur Gustav Hartung, er leitete das Haus bis 1930. Ein großer Erfolg war das 1929 von ihm inszenierte Drama »Krankheit der Jugend« von Ferdinand Bruckner. Erst Jahre später wurde offenbar, dass sich hinter diesen Pseudonym der Theatergründer Tagger verbarg.

In der Spielzeit 1932/33 war das Theater geschlossen, danach wurde überwiegend seichte Unterhaltung geboten, bis es 1943 unter dem Intendanten Heinrich George das »Kleine Haus des Schiller-Theaters« wurde.

Nur wenige Tage nach Kriegsende, am 27. Mai 1945, fand im Renaissance-Theater die erste Theatervorstellung im zerstörten Berlin statt. 1946 erfolgte dann die Aufnahme des regulären Spielbetriebs und bald war das Theater Bühne für fast alle bekannten deutschen Schauspieler. Heute hat das Theater unter Leitung von Horst-H. Filohn einen Spielplan, der überwiegend Stücke zeitgenössischer Autoren umfasst und einerseits Unterhaltung auf hohem Niveau bietet, andererseits die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Erscheinungen nicht scheut. Außerdem finden hier seit mehr als zwanzig Jahren die Lesungen der »Berliner Lektionen« statt.


Knesebeckstraße 100, Charlottenburg, 10623 Berlin
030 3124202
www.renaissance-theater.de

Kassenöffnungszeiten: Mo-Fr: ab 10.30h, Sa: ab 10h, So: ab 13h
bis eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, anschließend Abendkasse

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