Friedhof Wilsnacker Straße

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Hinter einer hohen Ziegelsteinmauer an der Wilsnacker Straße versteckt sich ein kleiner Friedhof, der 1945 als Notfriedhof eingerichtet wurde und auf dem Kriegsopfer aus dem Endkampf um Berlin — Soldaten und Zivilisten — in Massengräbern bestattet wurden.

friedhof-wilsnackerstr-tafelWäre da nicht die Gedenktafel neben der unscheinbaren Pforte mit dem schmiedeeisernen Gitter, würde man hier achtlos vorbeilaufen. Auf ihr liest man:

Der Wahn allein war Herr in diesem Land.
In Leichenfeldern schließt sein stolzer Lauf,
Und Elend, unermessbar, steigt herauf.

Ihre letzte Ruhestätte fanden hier nicht nur Kriegsopfer — viele davon namentlich friedhof-wilsnackerstr-grab-haushoferunbekannt — sondern auch Albrecht Haushofer, einer der bekannteren politische Häftlinge und Widerstandskämpfer aus dem Moabiter Zellengefängnis, die am 23. April 1945 von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Haushofer verfasste während seiner Haft dort die »Moabiter Sonette«, aus denen auch die Zeilen auf der Gedenktafel stammen.

Der Friedhof wurde 1955 durch den Gartenarchitekten und Leiter des Gartenbauamtes Tiergarten, Willy Alverdes, umgestaltet und ist heute ein Ort der Ruhe und Besinnung direkt neben Schinkels hübscher St.-Johannis-Kirche und nur wenige Meter entfernt von der verkehrsgeplagten Straße Alt-Moabit.


Wilsnacker Straße, Moabit, 10559 Berlin

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5 Antworten auf „Friedhof Wilsnacker Straße“

  1. Nur 1 ermordeter Häftling – A. Haushofer – ist dort beigesetzt; s. jetzt das Buch:
    Bernd Hildebrandt/Ernst Haiger: Kriegsende in Tiergarten. Die Geschichichte des Kriegsgräberfriedhofs Wilsnacker Straße. Berlin 2009.

    1. Danke für den Hinweis, ich werde mir das Buch mal anschauen, Herr Rimpel wird es wohl vorrätig haben, nehme ich an.

      Die mir vorliegenden Quellen sprechen immer in der Mehrzahl von ermordeten Häftlingen. Da es auf dem Friedhof auch namenlos Bestattete gibt, kann man das doch auch eigentlich gar nicht ausschließen.

    2. Doch: man kennt die Namen der Ermordeten und weiß, wo sie beigesetzt sind. Es waren 2 Gruppen zu 8 Häftlingen, einer überlebte verletzt. Die Toten der einen Gruppe sind auf dem Friedhof an der Chausseestraße beigesetzt worden, die der anderen in einem Massengrab im Kleinen Tiergarten – mit Ausnahme von A. Haushofer. Ist alles in dem genannten Buch nachzulesen.

  2. Man weiß, wo die insgesamt 15 in der Nacht vom 22./23.4. Ermordeten beigesetzt worden sind: 8 auf dem Friedhof an der Chausseestraße, 6 in einem Massengrab im Kleinen Tiergarten, Haushofer an der Wilsnacker Straße. Unbekannt ist der Verbleib von 3 in der Nacht vom 23./24. ermordeten 3 Häftlinge. Steht alles genau in dem genannten Buch.

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