Cattedrale di San Nicola Pellegrino in Trani

Trani, ein Fischerstädtchen ganz im Süden von Italien, ist ein Ort mit magischer Ausstrahlung. Den Zauber entfaltet die Kathedrale von Trani, San Nicola Pellegrino, die »Königin der apulischen Kathedralen«. Sie steht direkt am Hafen, auf der großen freien Fläche einer Landzunge, die ins Meer hineinragt. Ihre Schauseite wendet sie dem Wasser zu, um die heimkehrenden Kaufleute und Kreuzfahrer zu empfangen.

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Aus hellem, rosa-weißem apulischen Stein gebaut, der direkt aus den vielen umliegenden Steinbrüchen stammt, steht die Kathedrale romanisch solide, mit schlichter aber unvergleichlich perfekter Formgebung direkt am azurblauen Wasser, dezent geschmückt mit Wasserspeiern und Säulenträgern – Tierköpfe und Fabelwesen, die Grimassen ziehen.

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Das Hauptportal, das man über ein große Treppe erreicht, zeigt arabisch-orientalisch anmutende Verzierungen. Löwen bewachen den Eingang. Unter der großen Fensterrose stehen Elefanten auf Konsolen und tragen Säulchen.

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Gebaut wurde dieser Meisterwerk der Architektur im 12. Jahrhundert, in der normannisch-staufischen Zeit, zu Ehren des San Nicola Pellegrino, eines jungen griechischen Pilgers, der 1094 nach Trani kam und dort im selben Jahr, noch nicht einmal zwanzigjährig, starb. 1098, im Jahr seiner Heiligsprechung, begann der Bau der Kirche, die auch heute noch seine Reliquien bewahrt. Der fast 60 Meter hohe mächtige Kampanile wurde erst ein Jahrhundert später fertiggestellt. Ein ungewöhnlicher, offener Bogengang verbindet den Glockenturm mit der Kirchenfassade. Die bronzebeschlagene Tür des Hauptportals – 1175 von Barisano aus Trani angefertigt – zeigt auf jeder ihrer 32 Kassetten eine biblische Figur. Das Original der Tür wird heute nach einer aufwendigen Restauration in der Kirche aufbewahrt.

Atemberaubend das Erlebnis, wenn man die Kirche betritt: unerwartet lichtdurchflutet und von großer Strenge und Schlichtheit sind die drei Schiffe, die von mächtigen Doppelsäulen getragen werden. Von der reichen Ausschmückung, die die Kirche einmal gehabt haben muss, ist nichts mehr übrig, so dass sie fast protestantisch nüchtern wirkt und nur die fantastische Architektur selber auf den Betrachter wirken kann.

Unter der Oberkirche liegt die Krypta von San Nicola: 28 eng gestellte Säulen aus griechischem Marmor tragen 42 Kreuzgewölbe. Unter dieser die zweite Krypta, die der Hl. Maria gewidmet ist; ihr Grundriss entspricht dem der ursprünglichen Kirche.

Für mich ist Trani einer der schönsten Orte Italiens, hier muss ich immer wieder hin: in das historische Zentrum, an den Hafen, an das Meer; um die Kathedrale herumgehen, in sie hinein. Opfer muss man dafür schon bringen, denn das, was die mittelalterlichen Stadtkerne der apulischen Städte an Schönheit bieten, hat die Neuzeit an unvorstellbarer Hässlichkeit rund um diese Städte ausgeschüttet: Industriegebiete, Supermärkte, Vorstadtwohngebiete, gebaut von Ingenieuren ohne Gewissen, dazwischen viel Müll. Da muss man durch, will man die Schönheit sehen. Das ist etwas, was man zu allererst lernen muss, wenn man in den Süden Italiens fährt.


Piazza Duomo, Apulien, Provinz Bari, 70059 Trani
0883 583751
www.traniweb.it
Öffnungszeiten: 9-20h

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