Segeln ist eine wunderbare Art, seinen Urlaub zu verbringen. Kaum hat man den Fuß an Bord gesetzt, ist der Alltag auch schon vergessen, denn an Bord bestimmen elementare Dinge das Leben: Wind und Wasser, die Zusammenarbeit mit fremden Menschen, der Rhythmus des Wachwechsels, das Leben auf engstem Raum. Ein eigenes Schiff habe ich ebenso wenig wie eine Befähigung, die über den Sportbootführerschein Binnen hinaus ginge. Darum bin ich Mitglied im Verein Clipper, der vier große Segelschiffe betreibt, und mit dem ich schon einige Segelreisen gemacht habe.
Die interessantesten waren die im Rahmen der Tall Ships‘ Races, die letzte dieser Reisen führte mich 2003 von Stockholm über Riga nach Travemünde.
Nadeshda aus Wladiwostok
Vor ein paar Jahren hießen die Regatten noch Cutty Sark Tall Ships‘ Races, nun ist der Sponsor abgesprungen. Es war ja auch eigenartig, dass ausgerechnet ein Whiskyvermarkter eine internationale Veranstaltung unterstützt, die sich im Wesentlichen an Jugendliche richtet.
Alexander von Humboldt
Die Regatta findet seit 1956 jedes Jahr statt. Sie wird von Sail Training International ausgerichtet, einem Dachverband nationaler Sail Training Associations – in Deutschland ist das die STAG. Viele bekannte Großsegler – wie zum Beispiel aus Russland die 1987 gebaute Mir, die Sedov als größtes noch fahrendes altes Segelschiff der Welt, die Kruzenstern als letzter noch segelnder Flying-P-Liner der Flotte der Hamburger Reederei F. Laeisz, die Amerigo Vespucci der italienischen Marine, die Christian Radich aus Norwegen, die Sagres aus Portugal, die Cuauhtémoc aus Mexico – und andere Traditionsschiffe nehmen teil.
Die mexikanische Cuauhtémoc bei der Auslaufparade
Aber auch moderne Jachten segeln mit – von neun bis 120 Meter Schiffslänge ist alles dabei. Das Fahrtgebiet liegt oft in Nord- und Ostsee, aber es gibt auch Jahre, wo man durch die Biskaya segelt oder ganz im Mittelmeer bleibt.
Die russische Mir und die Seute Deern von Clipper (rechts)
Zwischen 100 und 200 Schiffe mit bis zu 2000 Mitseglern, die mindestens zur Hälfte zwischen 15 und 25 Jahre alt sein müssen, sind für die Dauer von vier bis fünf Wochen dabei. Grundsätzlich wird die Regatta in zwei Abschnitten gesegelt, den »racing legs«, deren jedes einige hundert Seemeilen Länge hat, die in rund einer Woche zurückgelegt werden. Dazwischen findet für einige Tage das gemütliche »Cruise in Company« statt, bei dem man auf einem anderen Schiff mitfahren kann, so dass aus verschiedenen Nationen bunt gemischte Besatzungen zustande kommen. Die restlichen Tage sind Schiffe und Mannschaften in den jeweils vier teilnehmenden Häfen an Land. Den Teilnehmern wird hier ein buntes Programm geboten: von Sportwettkämpfen, Shanty-Wettbewerben bis zu Disco und Feuerwerk. Die besuchten Städte verzeichnen in der Regel etliche hunderttausend Besucher, für die der jeweilige Höhepunkt die Auslaufparade der Segelschiffe ist.
Im Hafen von Riga. Vorne: Großherzogin Elisabeth, dahinter Cuauhtémoc, danach die Mir und ganz hinten Iskra und Pogoria
An den Tall Ships‘ Races kann man über verschiedene Organisationen und Schiffsbetreiber teilnehmen. In der Regel ist aktive Mitarbeit beim Segeln erforderlich. Die Kosten belaufen sich pro Tag auf rund 65 € für Erwachsene und 40 € für Jugendliche (das sind die aktuellen Preise meines Vereins für 2008, bei anderen Organisationen dürften die Preise ähnlich liegen, dazu kommen ggf. noch Kosten für An- und Abreise), zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Jugendliche über die nationalen Sail Training Associations eine finanzielle Zuwendung erhalten.
Tall Ships‘ Races
5 Mumby Road, Gosport, Hampshire PO12 1AA
+44 (0)23 9258 6367
www.sailtraininginternational.org
Da schlägt mein Seefahrer-Herz und ich spüre Salzwasser im Gesicht. Tolle Bilder.
Wenn ich mal Zeit habe, stelle ich noch ein paar mehr ein, aber erst mal muss ich noch die (inzwischen nur noch) 20 verbliebenen Qype-Beiträge aufpolieren.
Mensch, ist das schön.
Ein ganz toll gemachter Beitrag und dazu die vielfachen links zu den einzelnen Schiffen.
Sicher viel Arbeit und für den Betrachter ein großartiges Erlebnis.