Gaslaternen

gaslaterne1

Wir können es uns bei der heutigen »Lichtverschmutzung« gar nicht mehr vorstellen, aber Anfang des 19. Jahrhunderts lag der europäische Kontinent nachts im Dunkeln. Es gab nur Öllampen, die kaum Licht abgaben und die Bezeichnung Funzeln völlig zu Recht trugen. Aber in England, der damals führenden Industrienation, hatte man bereits 1807 begonnen, die Gasbeleuchtung einzuführen, selbstverständlich in London.

gaslaterne_bei_daemmerungPreußen war damals technisch nicht hinreichend entwickelt und darüber hinaus schlichtweg zu arm, um die Investitionen für ein Großprojekt wie die Gasbeleuchtung aufzubringen. Darum schloss das preußische Innenministerium 1825 einen Vertrag mit der englischen »Imperial Continental Gas Association«, mit dem die öffentliche Beleuchtung der Stadt Berlin der ICGA für 21 Jahre übertragen wurde. Schon Ende des darauf folgenden Jahres erhellten zur allgemeinen Begeisterung 26 Gaslaternen die Straße Unter den Linden. Bis 1846 standen schon mehr als 2000 dieser Leuchten in der Stadt. Nach dem Auslaufen des Vertrags mit der ICGA übernahm die Stadt die öffentliche Beleuchtung und baute sie bis Ende des 19. Jahrhunderts auf 27.000 Leuchten aus.

Der Siegeszug der Gaslaternen war natürlich auch dem Erfindungsreichtum der Ingenieure zu verdanken, die fortwährend neue Brennersysteme entwickelten, die mehr Licht gaben und dabei weniger Gas verbrauchten. So kam es, dass Berlin zum weltweit führenden Zentrum für Straßenbeleuchtung wurde. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts musste die Gaslaterne zunehmend mit der elektrischen Beleuchtung konkurrieren, was mit immer neuen Entwicklungen gelang. Im Westteil Berlins wurde selbst nach dem zweiten Weltkrieg heftig weiterentwickelt und in den 1950er Jahren wurde gar neue vielflammige Leuchten an Peitschenmasten aufgestellt, die es mit ihren elektrischen Kollegen aufnehmen konnten. Immerhin wurden bis 1955 schon 3700 Leuchten dieses modernen Typs aufgestellt, die teilweise bis heute in Betrieb sind. Im Ostteil der Stadt wurde hingegen die als altmodisch betrachtete Gasbeleuchtung nach und nach durch elektrische Lampen ersetzt.

Heute gibt es in Berlin noch rund 44.000 Gaslaternen. Weltweit ist Berlin damit mit großem Abstand die Stadt mit dem höchsten Bestand an Gasleuchten. Von altmodisch kann man eigentlich auch nicht reden, denn bei der Berliner Straßenbeleuchtung mit Gas kommt viel High-Tech zum Einsatz. Die Gasbeleuchtung der Stadt ist so zu einem einzigartigen Kulturgut geworden, das es zu erhalten gilt – der moderne Stadtvermarkter wird sicher die passenden Worte finden und von Alleinstellungsmerkmal oder gar von einem Unique Selling Point reden: be light, be gas, be berlin!


Lübecker Straße 18, Moabit, 10559 Berlin
030 40 90 22 20
www.berliner-verkehrsseiten.de

Bewerte diesen Beitrag
[Gesamt: 0, Durchschnitt: 0]

4 Antworten auf „Gaslaternen“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert