Kaugummiautomat

Kaugummiautomaten gibt es selbstverständlich nicht nur in Großbottwar-Winzerhausen, Forchtenberg-Ernsbach und Alfdorf-Rienharz – nein, die haben wir sogar in der Hauptstadt. Mitten in der Stadt. Und was für welche! Nicht einfach an eine Hauswand genagelt, nein, so schnöde nicht, freistehend, sozusagen völlig losgelöst. Und dann auch noch im Grünen, auf der Grenze zwischen Moabit und Wedding, direkt am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal.

KaugimmiautomatDieser schöne rote Automat wendet sich an alle Bevölkerungsschichten, für jeden Geldbeutel ist etwas dabei: Der Hartz-IV-Empfänger zieht sich hier für 20 Cent aus dem rechten Schacht Kaugummikugeln, die sind schön eingepackt in buntes Silberpapier und gaukeln Luxus vor – ob Herr Thilo Sarrazin hier auch einkauft, wenn er mal wieder Speisezettel zusammenstellt? Der mittlere Schacht bietet dem Mittelstand für 50 Cents »Mini-Oktopus-Sticks« (auch die scheint man essen zu können, habe ich aber nicht probiert). Ganz links, für die Reichen, ist glitzernde Schönheit in Form von »Nomination-Armbändern« für einen ganzen Euro im Angebot. Wer würde hier nicht gerne zugreifen?

Für Preis, Umfang des Warenangebots, Öffnungszeiten und Aufstellungsort könnte es eigentlich die volle Punktzahl geben. Insgesamt macht der Automat aber einen leicht ungepflegten Eindruck, die Kaugummiautomatenputzkolonne war offensichtlich schon länger nicht mehr da – dafür gibt es hier ganz klar einen Punkteabzug.

Und dann wirft so ein Kaugummiautomat natürlich brennende Fragen auf. Ralle aus Hückelhoven, wo es diese Automaten auch gibt, fragt sich in schönsten rheinischen Dialekt, wer die Dinger denn wohl auffüllt:

Kaugummiautomat

Nachtrag August 2008

Kaugimmiautomat  Kaugimmiautomat

Das Geschäft mit diesem Automaten scheint zu brummen, das Warenangebot wird immer wieder an die Bedürfnisse der Kundschaft angepasst und entsprechend erneuert. So gab es zwischendurch Sticky Eye Balls (50 Cent), Jawbreaker (20 Cent) und Handy-Blinker (1 €); das aktuelle Angebot umfasst Squeeze Skull (1€), unbenannten Schmuck (50 Cent) und den bekannten Jawbreaker (20 Cent). Mal sehen, ob es hier in der kälteren Jahreszeit Wärmendes zu kaufen gibt, das wäre doch ganz im Sinne von Herrn Sarrazin.

Schön auch, dass man hier etwas für die Bildung der jugendlichen Käufer tut, indem man ein wenig kostenlosen Englischunterricht einflicht. Und die Putzkolonne war auch da und hat den Automaten gereinigt.

Nachtrag Juli 2018

Der Kaugummiautomat steht hier nicht mehr, er ist wahrscheinlich ein Opfer der Baustelleneinrichtung für die S21 geworden.


Nordufer, Ecke Perlebergerstraße, 13353 Berlin

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Eine Antwort auf „Kaugummiautomat“

  1. In meiner Kindheit (vor ca. 40 Jahren) gab es die Kaugummiautomaten auch schon. Damals konnte man sich für wenige Pfennige Leckereien heruasholen. Heute sehen sie meiner Meinung nach oft recht unappettitlich aus, leider. Da kommt ein bisschen Wehmut auf.. Lg, Doro

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