Wanderweg am Nordufer

Jahrzehntelang waren die Ufer der Flüsse und Kanäle in Berlin geprägt von überwiegend ökonomischer Nutzung: Treidelpfade, Ladestraßen, Häfen, Lagerhallen, Industrieansiedlungen, Kraftwerke säumten die Ufer. Dazu kam, dass in den Jahren der Teilung Berlins die Grenze an vielen Stellen mit den Wasserläufen zusammenfiel, und deshalb letztere vielleicht touristisch interessant, aber nicht gerade einladend waren.

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Eine andere Nutzung der Ufer entwickelte sich so eigentlich erst nach dem Fall der Mauer. Qasi als Verlängerung der »Promenade am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal«, die an der Sandkrugbrücke beginnt und sich bis zur Pankemündung am Nordhafen erstreckt, ist nun seit Ende 2006 auch ein Teil des Weddinger Nordufers zwischen Fennbrücke und Föhrer Brücke zu einem Uferwanderweg ausgebaut worden. Damit ist ein weiterer Teil der Uferpromenade realisiert – nur 150 Jahre später als es Peter Joseph Lenné, nach dessen Plänen der 1859 fertiggestellte Kanal gebaut wurde, geplant hatte. Gut investiertes Geld, finde ich.

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Etliche Informationstafeln säumen den Weg, der auf dem früheren Treidelpfad angelegt wurde, und erklären Geschichte und vor allem Fauna und Flora, die sich am Kanalufer finden. So lernt man, dass der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal mit 17 Fischarten das artenreichste künstliche Gewässer Berlins ist. Was übrigens auch den Kormoranen gut gefällt, die vor allem die Pankemündung gerne abfischen. Und natürlich sitzen auch zahlreiche Angler am Ufer und warten darauf, dass Plötze, Zander, Barsch und andere anbeißen.

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Der Zürgelbaum – ein seltener Gast

Und ein seltener Zürgelbaum, der aus Nordamerika stammt, wächst hier auch, als baumbanausiger Stadtbewohner hätte ich ihn ohne Hinweisschild nicht als etwas Besonderes wahrgenommen. Die Tafel zum Zürgelbaum erklärt:

Hier wächst der westliche oder nordamerikanische Zürgelbaum (Celtis occidentalis).

Obwohl er schon 1636 nach Großbritannien eingeführt wurde,wird er in Mitteleuropa kaum angepflanzt. Auch in Berlin ist es eine eher seltene Baumart. Er ist weit verbreitet in den USA und  Süd-Kanada unter dem Namen “hackberry”. In Südtirol nennt man die Früchte “Zürgeln”. Der Zürgelbaum gehört zu den Hanfgewächsen. Er ist widerstandsfähig gegen niedrige Tempera-
turen und Trockenheit und verträgt auch gut die Luftverschmutzung in den Städten. Am besten gedeiht er in Flusstälern, wo er auch Überschwemmungen toleriert und – wie hier – die Uferböschungen vor Erosion (Erdabtragung) schützt.

Der Zürgelbaum kann 150-200 Jahre alt werden. Er hat eine raue,gefurchte Rinde und seine asymmetrischen Blätter sind eiförmig mit gesägtem Blattrand. Im Frühjahr entwickelt er kleine grünliche Blüten und im Herbst Steinfrüchte,die orangerot bis rotbraun sind und später im Winter dunkel werden. Die Früchte sind essbar und wohlschmeckend und werden vor allem von vielen Vogelarten gegessen.

Die Indianer der nordamerikanischen Prärien haben den Zürgelbaum in vielfältiger Weise genutzt:

  • das gemahlene Fruchtfleisch als Gewürz oder vermischt mit Maismehl und Fett zum Kuchenbacken,
  • medizinisch für Frauen zur Regulation der Periode,
  • den Rindenextrakt gegen Halsschmerzen und Gefäßerkrankungen,
  • das Holz für Altarfeuer in Zeremonien.

Früher wurde das Holz seines Verwandten, des Südlichen Zürgelbaums, auch für die Herstellung von Peitschenstielen verwendet. Celtis ist der lateinische Name für Peitsche.

Zitat über den Zürgelbaum (anonymer Verfasser):

“Ich wachse langsam, meine Zeit
ist eine lange Geduldigkeit.
Ich wachs an allem, was mir ward.
Kein Sturm zu zäh, kein Frost zu hart”.


Nordufer, Wedding, 13353 Berlin
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