Weltmaschine

Es ist schwierig mit der modernen Physik. Zumindest mit ihrer Anschaulichkeit. Teilchen mit einer Größe von 10-18 Metern, mit einer Lebensdauer von 10-25 Sekunden – diese Dimensionen kann man sich nicht vorstellen. Und der Urknall, wie muss man sich den denken? Vielleicht ist es auch besser, das gar nicht zu versuchen, schließlich sind es im Wesen Modelle, mit denen man die physische Welt und ihre Erscheinungen zu erklären versucht.

Die Tauglichkeit der Modelle, die sich die theoretischen Physiker ausdenken, um die Phänomene der Natur im Mikrokosmos und im Universum zu erklären, dürfen die Experimentalphysiker anhand praktischer Versuche nachweisen – oder widerlegen. Und dazu brauchen sie gigantische Maschinen, wie den Teilchenbeschleuniger LHC, der unlängst am CERN in der Schweiz in Betrieb genommen wurde.

Wer schon Mühe mit dem Verständnis der Relativitätstheorie hat und an der Vorstellung einer Krümmung von Raum und Zeit scheitert, kann sich in der Ausstellung  doch wenigstens mit der Anschaulichkeit dieser riesigen Maschinen trösten, die die Physiker sich bauen müssen, um die Geheimnisse der Materie zu erkunden. Große Fotografien sind auf dem Bahnsteig des zukünftigen U-Bahnhofs aufgestellt und zeigen einige der gigantischen Bestandteile des LHC. Eine ganz eigene Schönheit wohnt den Maschinen inne. Und hier werden die Dimensionen auch wieder fassbar und vorstellbar: 42 Meter hoch, 7000 Tonnen schwer, 100 Meter tief, 27 km lang. Dazu viele Superlative: das Größte, das Schwerste, das Schnellste, vermutlich auch das Teuerste.

U-Bahnhof Bundestag
Die Ausstellung ist ganz passend im U-Bahn-Tunnel untergebracht

Aber darin erschöpft sich die Ausstellung nicht. Vieles wird mit Schaubildern und Texten, anhand von Modellen und Originalteilen erklärt. Freilich kann man hier nicht bei einem Rundgang von einer Stunde Dauer das Standardmodell der Elementarteilchenphysik komplett durchdringen. Auch wenn an vielen Exponaten hilfreiche Erläuterungen von fachkundigem Personal, das zahlreich vertreten ist, eingeholt werden können. Auf die freundliche Frage: »Haben Sie Fragen?« fällt es schwer, aus den vielen Fragen, die man hat, die richtigen zu stellen, denn wo soll man anfangen? Und der Physikunterricht ist auch schon wieder so lange her. Empfehlenswerter ist es da schon, an einer der Führungen teilzunehmen, die am LHC forschende Physiker leiten, und die mehrfach täglich angeboten werden und rund zwei Stunden dauern. Unbedingt zu empfehlen!

Unterhaltsam erklärt wird die Funktionsweise des LHC mit dem Video »Large Hadron Rap« von Katie McAlpine.

Large Hadron Rap

Und hier gibt es den Text zum Large Hadron Rap.

Im U-Bahnhof Bundestag, Paul-Löbe-Allee, 10557 Berlin
www.weltmaschine.de
15. Oktober bis 16. November 2008

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