Der Horror Vacui, die Angst vor dem Leeren, vor der kahlen Wand, hat wohl einst die Mauren beseelt, als sie ganze Räume mit Mosaik und Fliesen, den الزليج (al zulaij – polierte Steine) bedeckten, um die leere Fläche mit Ornamenten zu füllen. Diese Tradition der Azulejos haben Spanier und Portugiesen von den Mauren, die im Mittelalter die iberische Halbinsel für ein paar Jahrhunderte besetzt hielten, übernommen und beständig weiterentwickelt.
Im Azul hat der Horror Vacui ganz in der portugiesischen Tradition viel schönere Folgen gehabt als die allgegenwärtigen Grafitti im öffentlichen Raum. Schöne Azulejos bedecken rundum die Wände und verleihen dem Gastraum des Restaurants eine wirklich angenehme Ausstrahlung. Irgendwann muss hier mal ein portugiesisches Restaurant gewesen sein, von dem die Azulejos und der Name Azul geblieben sind. Die Homepage des Restaurants schweigt sich dazu leider aus aus, wie auch zu vielen anderen Dingen, die man gerne erfahren würde.
Portugiesisches Essen, wie man es beim Namen vielleicht vermuten würde, gibt es hier nicht, aber dem Horror Vacui des leeren Magens muss man sich hier nicht aussetzen. Nach langem Überlegen habe ich mich gegen die italienischen Nudelgerichte entschieden und stattdessen einen der vielgelobten Burger bestellt. Das war – hinterher weiß man eh immer alles besser – der falsche Entschluss, denn ich fand den Fleischklops im Sesambrötchen zwar nicht schlecht, aber eher langweilig und mit zu viel Salat und zu wenig Rosmarinkartoffeln ausgestattet. Und die Nudeln, die um mich herum gebracht wurden, sahen dann doch sehr verführerisch aus, auch wenn sie mir in den riesigen tiefen Tellern, in denen sie serviert wurden, etwas verloren vorkamen und schon rein optisch nach zu wenig aussahen.
Die Panna Cotta zum Nachtisch war zwar von Fruchtsoßen aus offensichtlich eigener Fertigung begleitet, aber ihr fehlte etwas der Eigengeschmack, was mir am fehlenden Zucker zu liegen schien. Den offenen Wein aus dem Extraangebot von der Tafel an der Wand fand ich recht ordentlich und mit großzügig eingeschenkten 0,2 l für 5 bis 6 € zwar nicht ganz günstig, aber doch noch tragbar bepreist.
Skalitzer Straße 64, 10997 Berlin
030 618 30 21
www.azul-berlin.de