Qype und Geographie

Ende Februar 2009 hat das Bewertungsportal Qype, für das ich auch mehr als zwei Jahre Beiträge geschrieben habe, einen Relaunch hingelegt, wie man ihn katastrophaler nicht gestalten kann. Alle alten Fehler wurden sorgsam übernommen und um etliche neue ergänzt. Die Farbgestaltung ist kopfschmerzerzeugend, die gesamte Anmutung der Seiten mit Kästchen, Farbverläufen und chaotisch angeordneten Bedienelementen unterschiedlicher Art scheint mir ein Lehrbeispiel dafür, wie man es besser nicht machen sollte, und die Gebrauchstauglichkeit (Usability) ist vollkommen im Keller. Die Community, die die Inhalte liefert, fühlt sich zu recht veräppelt.

Wie schreibt die Wikipedia so schön im Artikel zu Relaunch: “Nicht immer führen Relaunches zum gewünschten Erfolg. Den hinzu- oder zurückgewonnenen Kunden steht in vielen Fällen eine bestimmte Anzahl Kunden gegenüber, die – von den Neuerungen verärgert – vehement eine Rücknahme des Relaunches fordern und sich schlimmstenfalls von dem jeweiligen Produkt abwenden“.

Richtig zum Lachen (bis die Tränen kommen) sind die neu eingeführten geographischen Bezüge der besprochenen Plätze zu Stadtteilen. Da hat Qype mal eben etliche Plätze in benachbarte Stadtteile verschoben, die Kilometer entfernt sind, und große Teile von Prenzlauer Berg liegen auf einmal in Rahnsdorf. Und der Hit ist die Übersichtskarte von Berlin mit den Stadtteilen:

qypes_vorstellung_von_berlin1

Da frage ich ich doch, was dieses viel zu dicke, blaue Band sein soll, das Berlin in zwei Hälften teilt. Soll das die Berliner Mauer sein? Oder gar die Spree? Die läuft aber nach der Darstellung einschlägiger Kartenwerke  ganz anders, nämlich nicht nördlich, sondern südlich an Moabit vorbei, und das in ein paar schönen Kurven.

Es scheint doch schon eine recht große intellektuelle Herausforderung zu sein, den Verlauf der Spree erst einmal richtig und dann auch noch graphisch ansprechend in die Karte einzuzeichnen.

Nachtrag 13. März 2009

Das Qype-Team hat die intellektuelle Herausforderung angenommen: Sie haben der Verlauf der Spree korrigiert, den Landwehrkanal und ein wenig Teltowkanal hinzugefügt. So richtig stimmt das jedoch immer noch nicht.

Entdecke Berlin verbessert

Darunter steht dann manchmal noch ein weiterer Kasten, mit dem man angeblich einen Ortsteil entdecken kann, allerdings findet sich unter dem Titel “Entdecke Moabit” oder “Entdecke Prenzlauer Berg” nichts anderes als eine Liste der Ortsteile:

qype-entdecke-prenzlauer-berg

Nachtrag 2019

Im Oktober 2012 hat Yelp seinen Konkurrenten Qype für ca. 50 Millionen € gekauft. Nachdem die Inhalte von Qype größtenteils auf Yelp transferiert waren, wurde Qype eine Jahr nach dem Übernahme abgeschaltet. Und so hat die Internet Wayback Machine Qype kurz vorher gesehen.

Bewerte diesen Beitrag
[Gesamt: 0, Durchschnitt: 0]

12 Antworten auf „Qype und Geographie“

  1. Den Unterschied zwischen Community Management und Produktentwicklung kennst Du aber schon, oder?
    Stell Dir vor: Hier arbeiten auch andere Menschen, und die Karten zeichnet nicht der Community Manager. Man soll es kaum meinen.

    1. Wenn das Community Management so mühsam dahin holpert und sich in der Wahrnehmung nach außen darauf zu beschränken scheint, “das mal an die Entwicklung weiterzugeben”, Diskussionen “hier dann mal zuzumachen” und unliebsame Kommentare zu löschen, dann liegt das vielleicht auch daran, dass die intellektuelle Herausforderung, die in dieser Aufgabe liegt, nicht vollständig erkannt wird. Das liegt sicher nicht nur im Verantwortungsbereich einer Person.

    2. Vielleicht sind ja einfach alle ein bisschen doof. Alle außer denen, die es alles besser wissen. Die haben es dann wahrscheinlich weit gebracht, und müssen sich nicht verstecken.

    3. Wen meinst Du mit “denen, die es besser wissen”? Meinst Du damit Leute, die im Vergleich zum Community Management eine intellektuelle Herausforderung gefunden haben?
      Oder meinst Du damit die, die die intellektuelle Herausforderung des Community Managements verstanden haben, es deshalb wahrscheinlich weit gebracht haben und sich nicht verstecken müssen?

    4. Ich finde es doch etwas befremdlich, dass Moe sich hier so feindlich auf Vilmos Blog äußert. Die Beiträge von Vilmoskörte haben mich überhaupt erst zu Qype geführt. Und als ein Internetjunkie mit langjährigen Forumserfahrungen engagiere ich mich erst nach reiflicher Überlegung in einer neuen Community.
      Ich kenne die Strukturen bei Qype nicht so genau, aber Moe als big Oberboss (?): Klar zeichnest Du die Karten nicht selbst. Das heißt aber auch nicht, dass Du das Zeichnen dem Praktikanten der Webdesignfirma überlassen solltest… und dann nicht kontrollieren, was da gezeigt wird. Ich tippe ja doch eher auf Mauerverlauf. Und das ist so lustig, dass wir alle mal zusammen drüber lachen sollten.

  2. Durch Berlin das Blaue Band der Sympathie: Zieht man an ihm, rutscht der Prenzlberg wieder in sein angestammtes Gebiet…
    Ich bin auch intellektuell herausgefordert: Manchmal erkenne ich den Unterschied zwischen Community Managment und User-Verärgerung nicht.

  3. Der hier so aggressiv agierende Herr Moe hat nicht nur seinen oben zitierten Twitter-Beitrag veröffentlicht, sondern in einer Qype-Gruppe auch verkündet kein Geld für Printprodukte zu verschwenden. Offensichtlich ist die ausschließliche Online-Wissensaufnahme doch etwas einseitig und lässt wohl die eine oder andere, für das Leben in der Gemeinschaft wichtige oder wünschenswerte, Hirnfunkion verkümmern. Schade.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert