St. Augustinus in Berlin

St. Augustinus

Seltsam, man kommt in eine Kirche und hat kurz das Gefühl, eine Bühnendekoration für einen Film von Fritz Lang vor sich zu haben. Was so despektierlich klingt, hat seine Ursache in der Entstehungsgeschichte von St. Augustin: Die Kirche ist ein Werk des Spätexpressionismus und zeigt das innen und außen ganz deutlich. St. Augustinus ist sicherlich bis heute einer der ungewöhnlichsten Kirchenbauten in Berlin.

St. Augustinus

Fertiggestellt wurde sie 1928, gerade ein Jahr nachdem Fritz Langs Film “Metropolis” ins Kino gekommen war. Die Architektur der Kirche wich vom damals üblichen so ab, dass sich Erzbischof Kardinal Bertram von Breslau weigerte, den Bau zu weihen.

Architekt der Kirche ist Josef Bachem, der unter anderem auch St. Martin in Kaulsdorf geplant hat. Sein Entwurf konnte sich bei einem Architektenwettbewerb gegen andere, eher konventionelle im historisierenden Stil durchgesetzt.

Das Innere der Kirche ist ein weiter, hoher Saal mit einem Kuppelgewölbe samt Oberlicht. Das Erscheinungsbild wird einerseits stark von der hellblauen Farbgebung, andererseits von den hochaufragenden, vergoldeten Nischen an seinen vier Ecken bestimmt.

St. Augustinus St. Augustinus

Vorne stehen zwei Seitenaltäre in den Nischen, links mit einer Figur von Maria und dem Kind, rechts mit einer des Heiligen Josef.  An der Rückseite sind Beichtstühle in den Nischen untergebracht, oben zieren sie kanzelähnliche Balkone. Ungewöhnlich sind die stilisierten Kreuze über den Beichtstühlen.

St. Augustinus St. Augustinus

Ein großer Rundbogen gibt den Blick frei auf den Altarraum, der auf beiden Seiten durch eine Reihe freistehender Pfeiler aus rötlichem Stein den Eindruck der Dreischiffigkeit erhält. Der Hochaltar ist in einem gestaffelt in die Höhe strebenden Rahmen aus blauer Majolika gefasst. Das Altarbild selbst ist ein Mosaik mit Augustinus und Monika, die den Gekreuzigten anbeten – eine Holzfigur von Otto Hitzberger, der auch die Skulpturen der Seitenaltäre geschnitzt hat. Rechts befindet sich die streng geometrisch, schon ganz im Stil der neuen Sachlichkeit gestaltete Kanzel, deren Schalldeckel ebenfalls das stilisierte Kreuz trägt.

Auf der Homepage der Kirche kann man die drei Glocken (St. Augustinus, St. Monika und St. Maria Magdalena) einzeln läuten lassen und sie auch als Klingelton in verschiedenen gängigen Formaten laden.


Dänenstraße 17, Prenzlauer Berg, 10439 Berlin
030 4457445
www.augustinus-berlin.de
Offene Kirche: Mo-Fr: 12-12:30, Di: 17:30
Gottesdienst: So & Do 9:00, Di & Mi 19:00

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5 Antworten auf „St. Augustinus in Berlin“

  1. Das sieht wirklich nach Fritz Lang aus. Auf alle Fälle aber etwas außergewöhnlich und hochinteressant.
    dann mach mal Deine Pipeline auf und lass es fließen.

  2. Sehr schöne Fotos, auch von der Zusammenstellung her.

    In Sachen expressionistische Kirchen bin ich vor kurzem auf diese beiden gestoßen und hatte ebenfalls den Eindruck eines unwiklichen Kulissenraumes (wie für einen Science-Fiction oder Fantasy-Film) – die Kreuzkirche in Berlin-Wilmerdorf:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzkirche_%28Berlin%29
    und Fritz Högers Ev. Kirche am Hohenzollernplatz:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Berlin_Hohenzollernplatz_church.jpg.

    Die Formgebung ist in beiden Fällen phänomenal, die Farbgebung mit Flieder, Lila und Rosa ist hingegen nicht so meins.

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