Der extreme Bevölkerungszuwachs von Moabit um die Wende zum 20. Jahrhundert (auf rund 190.000 Einwohner um 1910) ließ die bis dahin einzige Moabiter Kirche St. Johannis zu klein werden und machte den Bau weiterer Kirchen erforderlich.
Natürlich war die Förderung des Baus neuer Kirchen vor allem auch politisches Programm, war es doch die Auffassung von Kaiser Wilhelm II., zum „Schutz für Thron, Altar und Vaterland“ die der „Kirche entfremdeten Massen wieder zum Christentum und zur Kirche zurückzuführen“ und damit auch den Einfluss der Sozialdemokratie zurückzudrängen. Seine Frau Victoria Auguste engagierte sich im „Evangelischen Kirchenbauverein“ und nahm an vielen Kircheneinweihungen teil, was ihr schnell den Spitznamen Kirchenjuste eintrug.
Gebaut wurden in schneller Folge von 1892–94 die Heilandskirche, die Heilige-Geist-Kirche (1905-06), die Reformationskirche (1905-07) und schließlich die Erlöserkirche (1909–11) am Wikingerufer. Die Architekten der letzten drei Kirchen waren August Dinklage und Ernst Paulus, die neben zahlreichen Wohnhäusern weitere Kirchen in Berlin bauten.
Macht man eine Stadtrundfahrt auf einem der zahlreichen Ausflugsdampfer, kommt man hier vorbei, denn die Erlöserkirche steht direkt am Wasser der Spree und schiebt sich schon Weitem in die Sicht der von Charlottenburg zu Berg fahrenden Schiffe. Den Hinweis auf den dabei besonders schönen Blick auf die Kirche lässt sich kaum ein Stadtbilderklärer entgehen.
Die Architekten griffen bei der Gestaltung des Westwerks der Erlöser-Kirche mit dem von zwei seitlichen Türmen gefassten Mittelblock ein altes, vorromanisches Motiv zurück. Die Proportionen dieser Ansicht entsprechen weitgehend denen der Abteikirche Corvey von 885, dem einzigen erhaltenen Beispiel dieser Art.
Die Kirche wurde im zweiten Weltkrieg schwer zerstört und vor allem, was die Gestaltung des Innenraums angeht, nur vereinfacht wieder aufgebaut.
Wikingerufer 9, 10555 Berlin
030 3912217
www.erloesergemeinde-moabit.de