Terre de Moab

Terre de Moab

Erst wenige Wochen ist es her, dass Kurt-Kurt gleich zur Präsentation zweier Projekte einlud: »Terre de Moab«, eine Bodenarbeit der Schweizerin Ariane Epars und »Flüsterbogen«, eine Soundinstallation von Salah Saouli aus dem Libanon. Und nun sind schon wieder die letzten Tage gekommen, denn am Samstag, 13.06.2009 ab 16 Uhr ist schon die Finissage.

In Flüsterbogen lässt Salah Saoul uns eintauchen in einen dunklen Tunnel, der in einen schwarzen Raum ganz ohne jedes Licht führt. Tastend arbeitet man sich vor, versucht, nicht mit anderen zusammenzustoßen. Im Dunkeln erzählen uns Stimmen Geschichten aus Moabit, unerhörte Geschichten, die man besser hört, weil man nicht zu schauen braucht, geflüsterte Geschichten, zu denen man sich seine eigenen Bilder machen kann. Aus der Einladung: ”Salah Saouli gibt den verborgenen Erfahrungen, Erlebnissen und Erinnerungen eine Stimme und holt sie aus der Vergessenheit in den Fokus seiner Soundinstallation. […] Erzählungen über einen Ort, der voller Widersprüche ist. Bilder einer Oase der Toleranz, eines multikulturellen Patchworks und einer entspannten Lebensweise im Herzen Berlins gehören ebenso zu Moabit wie Kriegszerstörung, soziale Brennpunkte und bewusst oder unbewusst übersehene Drogenprobleme.

Terre de Moab Terre de Moab

Terre de Moab hingegen bringt Licht in den überaus tristen Hinterhof des Geburtshauses von Kurt Tucholsky in der Lübecker Straße. Der Hof zwischen den beiden Seitenflügeln ist nicht sonderlich breit und gibt zur Rückseite den Blick frei auf ein modernes Hochhaus auf dem Gelände des ehemaligen Moabiter Krankenhaus. Freigeben kann man eigentlich nicht sagen, eher versperrt das Hochhaus den freien Blick. Aus der Einladung: ” Ausgehend vom Wort Moabit, seiner Bedeutung und der Entwicklung dieser städtischen Insel hat sich die Künstlerin mit der Frage des Sich-Niederlassens, des Sich-Zuhause-Fühlens und des Sich-Verwurzelns auseinandergesetzt. Auch heute oder gerade heute stellen sich diese Fragen in Moabit. Ariane Epars „Bodenarbeit“ spielt ganz direkt auf dieses omnipräsente menschliche Bedürfnis an, sich zu verwurzeln und ein noch so kleines Stück Land/Erde, sei es im Schrebergarten, Hinterhof oder auf dem Balkon, zu bepflanzen.“

Terre de Moab

Der Hof selbst ist ordentlich mit Betonverbundsteinen gepflastert, zwischen den Wegen bleibt ein wenig Platz für ein paar Rabatten, die wehrhaft mit allermassivsten Betonverbundpfählen gegen spielende Kinder und ähnliches Ungemach verteidigt sind. In dieses bisschen Erde pflanzte Ariane Epars 856 blühende Studentenblumen, die ebenso schön preußisch ausgerichtet sind wie die Betonverbundsteine verlegt sind. Für kurze Zeit scheinen nun 856 kleine Sonnen in diesem Hinterhof, den das Licht der Sonne kaum erreicht.

Terre de Moab

Die Bewohner des Hauses sind jedenfalls begeistert und haben schon ihre Bereitschaft ausgedrückt, die Blumenbeete nach dem offiziellen Ende der Installation zu pflegen.


Lübecker Straße 13, 10559 Berlin
030 39746942

www.kurt-kurt.de

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3 Antworten auf „Terre de Moab“

  1. das war bei der Eröffnung auch meine Assoziation: preußische Ordnung.
    Aber der Flüstertunnel hat mir gefallen, obwohl es zu laut war, muss ich ja schnell nochmal hin, den Rest zu hören.

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