Jedes Jahr findet in Berlin an einem Wochenende gegen Ende August das Hafenfest mit historischen Schiffen statt. Das erste dieser Feste gab es bereits 1990 im Humboldthafen am Lehrter Bahnhof, spätere folgten dann an der Mühlendammschleuse in Mitte, nachdem der Historische Hafen dort ein neues Domizil gefunden hatte.
Hafenfest im Historischen Hafen
Der Historische Hafen Berlin wird im Wesentlichen von zwei Organisationen getragen, dem 1990 gegründeten Verein Berlin–Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft e.V. und der zwei Jahre danach gegründeten Spree–Cöllnische Schifffahrtsgesellschaft mbH. Gemeinsam haben sie mehr als dreißig historische Binnenschiffe unterschiedlicher Bauart und Herkunft im Historischen Hafen versammelt.
Die Gemeinsamkeit ist aber wohl nicht von Dauer, denn wo deutsche Menschen in einem Verein zusammenarbeiten, gibt es oft Zwietracht, so auch hier, wo sich die beiden Organisationen vor Gericht um das liebe Geld und um Liegerechte im historischen Hafen stritten. Vielleicht war es auch ein Ost-West-Konflikt – es ist schwierig, als Außenstehender in dem Netz der beteiligten Organisationen und deren Allianzen den Überblick zu bewahren.
Hafenfest (?) im Humboldthafen
Die Uneinigkeit führte auch dazu, dass in diesem Jahr zwei Hafenfeste stattfinden sollten: eines im Historischen Hafen am Mühlendamm und ein zweites im Humboldthafen. Letzteres ist nicht wirklich ein Hafenfest geworden, sondern war im wesentlichen eine Abendveranstaltung im Rahmen der langen Nacht der Museen. Ein paar historische Schiffe, darunter das Ausstellungsschiff Kurier, lagen zwar im Humboldthafen, vom veröffentlichten umfangreichen Programm war jedoch nichts zu sehen. Wobei es dem Humboldthafen ja durchaus gut zu Gesicht stehen würde, wieder als – zusätzlicher – historischer Hafen zu dienen statt weiterhin als relativ unansehnlicher Veranstaltungsort für Sandsations, Zauberzirkusse und ähnliches herhalten zu müssen.
Am Mühlendamm war schon deutlich mehr Fest: man konnte sich nicht nur die vielen historischen Schiffe in Aktion ansehen, es gab auch ein zünftiges musikalisches Rahmenprogramm, wovon mir die Blasmusik der Zentralkapelle Berlin, eines mir leider bis dato unbekannten symphonischen Blasorchesters, überaus gut gefallen hat.
Und selbstverständlich hatte man die Möglichkeit, auf dem Dampfschlepper Andreas eine einstündige Tour bis zu den Treptowers und zurück zu machen.
Die Dampfmaschine von Andreas in Aktion
Erstaunlich kommt es mir doch immer wieder vor, um wie viel geräuschloser und erschütterungsfreier als ein gewöhnlicher Schiffsdiesel so eine Dampfmaschine ihre Arbeit verrichtet.
Die Dampfmaschine von Andreas stammt übrigens von 1926 und wurde 1944 in Ermangelung eines Dieselmotors in den Schlepper eingebaut. Es ist ein kleines Wunder, dass sie heute noch läuft, das wir den engagierten Menschen verdanken, die sich mit ihrem Herzblut dem Erhalt der historischen Schiffe verschrieben haben.
Und immer wieder gerne gesehen wird das Löschboot der Berliner Feuerwehr, das beim Losfahren mit „Hebeln auf dem Tisch“ erst mal heftigen Wellenschlag im Hafen verursachte (daher auch die etwas wacklige Kameraführung), wodurch sich sogar eine Schute losriss, und dann die üblichen Wasserspiele (hier mit Regenbogen) veranstaltete. Am Ende auch mit Durchfeuchtung einiger Musiker der Zentralkapelle, die zu laut nach einer Abkühlung gerufen hatten.
Märkisches Ufer, 10179 Berlin
Berlin-Brandenburgische Schiffahrtsgesellschaft e. V., 030 21473257
Historische Hafen Berlin gGmbH, 030 2138041
Dolle Sache, auch die Blasmusik — ihres Namens würdig!
In der Tat merkwürdig, die irreführenden Vorab-Informationen. Meine heißgeliebten Shanty-Darbietungen wurden reduziert, teilweise sogar gestrichen! Empörend. Tatsächlich tröstlich die Zentralkapelle, da konnte man wenigstens mitmurmeln.
Wirklich super die Blasmusik, selten so viele Stücke hintereinander gehört, war richtig interessant, zu erraten, was das jetzt wieder sein könnte.