Die Malzbierbrauerei Groterjan zog 1899 von der Schönhauser Allee in die Prinzenallee um. Sie war die größte Herstellerin von Malzbier in Berlin. 1929 wurden die Produktionsstätten um ein neues Verwaltungsgebäude und eine Flaschen-Abfüllanlage erweitert. Für beides lieferte der Architekt Bruno Buch die Pläne, der für eine ganze Reihe bemerkenswerter Industriebauten in Berlin verantwortlich zeichnete.
Die Gebäude zeichnen sich durch ihre klare, sachliche Form aus, die lediglich an der Straßenseite durch einige expressive Elemente aufgebrochen wird. Auffallend ist hier die starke Betonung der Horizontalen, die der Architekt durch die Verwendung von dunklen Ziegeln für das Erdgeschoss und für die Simse erreicht, die sich deutlich von den gelben Ziegeln der Obergeschosse abheben.
Auf der Hofseite treffen die stark horizontal geprägte Fassade der früheren Abfüllanlage mit der Vertikalen des Treppenhausturms aufeinander.
1961 übernahm Schultheiss (gemäß Luise) die Groterjan-Brauerei, die aber schon 1978 stillgelegt wurde. Bis auf die Flaschen-Abfüllanlage wurden die rückwärtigen Teile der Brauerei 1980 abgerissen, so dass heute nur noch die von Buch entworfenen Bauteile stehen, die unter Denkmalschutz stehen und heute von Industrie und Gewerbe genutzt werden. Unter der Ägide von Schultheiss wurde hier nicht nur Malzbier, sondern auch Groterjan Weiße hergestellt. Ein Relikt kann man im Felsenkeller bewundern.
Interessant ist wie bei so vielen deutschen Unternehmen die Geschichte des Eigentümerwechsels der Brauerei: Der jüdische Kaufmann Ignatz Nacher wurde 1901 Teilhaber der seinerzeit noch sehr kleinen Brauerei Engelhardt. Durch Einführung der Pasteurisierung erreichte er, dass das Bier von Engelhardt länger haltbar war als das der Konkurrenz. Die Brauerei kam damit zu großem wirtschaftlichen Erfolg und war bald eine der bedeutendsten Deutschlands. Mit dem Gewinn erwarb Nacher weitere Brauereien, darunter die hochprofitable Malzbierbrauerei Groterjan.
Mit der Machtübernahme der Nazis kam das baldige Ende für Nacher. Schon 1933 begann unter Führung der Dresdener Bank, Nachers Hausbank, eine der brutalsten “Arisierungen”, die damit endete, dass Nacher 1939 unter Verlust fast seines gesamten Eigentums nach Zürich exiliert wurde. Die Groterjan-Brauerei ging schon 1941 zu großen Teilen in den Besitz der Familie Oetker über (heute Radeberger Gruppe).
Quellen:
- Judaica & Philatelie
- Financial Times Deutschland: Das Schweigen deutscher Firmen
- Die Zeit: Der Revolver lag schon auf dem Tisch
Prinzenallee 75–79, 13357 Berlin-Gesundbrunnen
Eintrag in der Berliner Denkmaldatenbank
Vom gleichen Architekten ist auch der Flaschenturm der ehemaligen Engelhardt-Brauerei in der Krachtstraße auf der Halbinsel Stralau.
Ja, sehr schönes Gebäude, siehe Bild in der Wikipedia.
Gleich 2 Gebäude, die ich noch nicht kannte. Der Flaschenturm macht leider einen traurigen Eindruck. Danke!
Hallo, die Malzbierbrauerei Groterjan & Co. GmbH zog 1899 nicht von der Schönhauser Allee nach dem Wedding, sondern erst 1913 /14 nach der Übernahme durch die Berliner Weißbierbrauerei Eduard Gebhardt AG, welche sich schon seit 1881 in der Prinzenallee 79-80 befand. Nach der Übernahme hieß das Unternehmen dann Malzbierbrauerei Groterjan & Co. AG (Groterjan als Marke war wohl bekannter und wirtschaftlich vielversprechender) Später hatte die Engelhardt Brauerei AG die Aktienmehrheit von 56% bis diese 1956 an Schultheiß verkauft wurden und kurze Zeit später Schultheiß auch die Aktienmehrheit bei der Engelhardt Brauerei übernahm. 1961 konnte Schultheiß schließlich die Groterjan Brauerei AG vollständig übernehmen und führte sie als Abt. Groterjan weiter.
Grüße Rüdiger