Völklinger Hütte

Rost und Farbe halten ein Schiff zusammen, spottet so mancher Seemann. In der Völklinger Hütte geht es auch vollkommen ohne Farbe, dafür gibt es umso mehr Rost. Und dieser Rost zeigt ein erstaunliches Farbspektrum auf erstaunlichen Oberflächen. Da es aber kein Cortenstahl ist, aus dem die Hochöfen vor mehr als hundert Jahren gebaut wurden, nagt der Zahn der Zeit doch hier und da sichtbar an der Substanz und schafft interessante Strukturen. Die Natur verhilft sich auch zu ihrem Recht, an den ungewöhnlichsten Stellen sprießt Grünes aus dem Rost. Wie schön das sein kann, hat uns Lakritze schon berichtet.

Völklinger Hütte Völklinger Hütte
Rost an Rohr neu, geschweißt, und an Rohr alt, genietet

Beeindruckend ist nicht nur der rostrote Farbenreichtum, sondern vor allem die gigantische Größe dieser Industrieanlage: 52.000 Tonnen rostendes Eisen auf 600.000 Quadratmetern, mit allen Anlagen, die dazu gehörten, um die sechs im Zentrum stehenden Hochöfen rund um die Uhr in Betrieb zu halten. Dazu gehören unter anderem Bestandteile mit so schönen Namen wie Sinteranlage, Gebläsehalle, Gichtbühne, Möllerhalle, Erzhalle, Granulieranlage, Winderhitzer, Schraubenverdichter, Gasometer, Kokerei, Trockengasreinigung, Cowper, Gichtgasrohre, Heißwind, Kaltwind, Ofenreise, Sauloch, Torpedowagen.

Völklinger Hütte Völklinger Hütte
In der Sinterhalle; Grün an Rost

Gleich neben der Hütte – man schaut über Teile der Kokereianlagen hinweg – liegen Hermann und Dorothea, die beiden Abraumberge.

Völklinger Hütte
Hermann und Dorothea

Beim Durchwandern der Anlage erfährt man ganz gut, was man alles zur Eisenherstellung braucht und wie dieser Prozess abläuft. Am besten erklärt es aber der Ausschnitt aus der Sendung mit der Maus, der im Ferrodrom in der untersten Etage der Möllerhalle zu sehen ist.

Völklinger Hütte Völklinger Hütte
Hoch oben: auf der Gichtbühne; in der Möllerhalle

In den stillgelegten Anlagen zur Eisenherstellung finden wechselnde Ausstellungen statt, die man aber eigentlich nur dann wahrnehmen kann, wenn man die Hütte selbst schon gut kennt. Ich fand es eher eine Überforderung, sich neben dem Industriedenkmal selbst auch noch mit den Gemälden von Otmar Alt, den Staatsgeschenken an die Bundesrepublik und einer Reise durchs Gehirn auseinanderzusetzen.

Völklinger Hütte
Blick auf die Hochöfen

Die ehemalige Roheisenproduktion der Völklinger Hütte ist das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. In den 1960er Jahren arbeiteten 17 Tausend Menschen bei der Völklinger Hütte, nur 20 Jahre später wird das Werk, das ein Jahrhundert lang Roheisen produzierte, stillgelegt. Die gigantische Hüttenanlage ist seit 1994 Weltkulturerbe der UNESCO.

Völklinger Hütte

Was sonst noch auffällt: Wichtigste Fremdsprache ist hier Französisch.


Völklinger Hütte
Rathausstraße 75-79, 166333 Völklingen

06898 9100-100
www.voelklinger-huette.org
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7 Antworten auf „Völklinger Hütte“

  1. Die Hütte ist einen Besuch – auch mit Umweg- wert. Auf dem Umweg liegt das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen. Das sollte gleich “mitgenommen” werden, wenn man schon mal in der Ecke ist.

  2. Die wichtigste Fremdsprache im Saarland ist natürlich Deutsch. Die Franzosen, die hier sind, können das ja alle, d.h. Französisch braucht man eigentlich nie. 🙂

  3. Vor etwa einem Jahr war ich in Völklingen. Auf dem Weg zum Bahnhof kam hatte ich mehrfach freie Sicht auf die Anlage. Unbedarft, wie man halt oft so vor sich hin schlendert, dachte ich mir ….. Nichts.
    Jetzt, wo ich Deinen Bericht gelesen und die hervorragenden Fotos dazu gesehen habe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Das ging damals durch die Medien. Nun ist alles wieder präsent.
    Danke für diesen Beitrag.

  4. Pingback: Früher oder später « April Showers

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