Flughafen Tempelhof

Früher, ja, ganz früher, bin ich öfter mit PanAm (die gibt es schon lange nicht mehr) vom Flughafen Tempelhof abgeflogen. Damals bekam man als frischer Arbeitnehmer in West-Berlin im Rahmen der Förderung der Arbeitsaufnahme im Land Berlin für zwei Jahre je vier Freiflüge in die westdeutsche Heimat. Nun ist der Flughafen keiner mehr und man streitet sich darüber, was mit dem gigantischen, von Ernst Sagebiel entworfenen Gebäude, das seinerzeit das flächengrößte der Welt war, und dem Flugfeld passieren soll.


Luftbild aus den 1980er Jahren

Wie auch immer man zur Schließung des Flughafens steht, einen Vorteil hat sie: man kann nun so ziemlich alle Teile des riesigen Gebäudes besichtigen, auch die, die früher den Alliierten vorbehalten waren. Nur in einer Ecke wuselt unsere Bundeswehr rum, da darf man mal wieder nicht hin. Den Rest erschließt einem die Tempelhof Projekt GmbH, die als Verwalterin des Geländes regelmäßig Führungen veranstaltet. Sie dauern rund zwei Stunden und kosten 15 € pro Person.

Die Führung, an der ich im April 2009 teilgenommen habe, leitete ein Bauingenieur, der früher mit für den Unterhalt des riesigen Gebäudes verantwortlich war und der durch und durch kompetent zu berichten wusste. Er führte uns auf das Rollfeld unter die gewaltige, freitragende Dachkonstruktion, durch die Treppentürme auf das Dach und in die unterirdischen Räume des Flughafens, in die große Eingangshalle und die darüber liegende Basketballhalle, die sich die Amerikaner dort eingerichtet haben, wo einst ein Ballsaal geplant war. Was ich bis dato auch nicht wusste: Das Flughafengebäude ist nie wirklich fertig geworden und die meisten der Treppentürme, die das Äußere so prägen, sind innen auch heute noch im Rohbau. Auch die Haupthalle ist erst 1962 in Betrieb genommen worden.


Rollfeld

Endlich zeichnet sich nun ab, dass das Flugfeld der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird, ein zwar umzäunter, aber trotzdem öffentlicher Park soll entstehen. Am 8. Mai 2010 haben die Berliner erstmalig die Gelegenheit, das Gelände zu betreten. Selbst die frühere Abfertigungshalle soll an diesem Tag ausnahmsweise geöffnet sein.


Abfertigungshalle aus den 1960er Jahren

Für die Besichtigung des Flughafengebäudes muss man jedoch nach wie vor auf die Führungen zurückgreifen.

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7 Antworten auf „Flughafen Tempelhof“

    1. Die Motive sind von Wilhem Busch: Hieronymus Jobs und Balduin Bählamm.
      Wikipedia schreibt dazu: „Im Zweiten Weltkrieg wurden die unterirdischen Räume auch für die Bevölkerung unverzichtbar als Luftschutzbunker genutzt, wobei Überreste von „Wandmalereien“ nach Motiven von Wilhelm Busch erhalten geblieben sind. Sie wurden auch während der Nutzung der Räume durch die amerikanische Luftwaffe bis 1993 nicht entfernt. Die Wände der Räume wurden zwar mehrfach weiß gestrichen, doch es wurde um die Gemälde sorgsam herumgestrichen, sodass die Wandmalereien nicht beschädigt wurden.“

  1. Wunderbarer Rundgang durch den alten Flughafen. Unzählige Male bin ich hier angekommen und gestartet. Mit etwas „Luft anhalten“ hatte das immer zu tun.
    Nette Erinnerungen werden da wach. An ein Berlin der 70er und 80er Jahre. Danke.

  2. Trotz der braunen Vergangenheit architektonisch ein phantastisches Ensemble. Nur scheinen die Berliner nicht recht zu wissen, was sie aus diesem Juwel machen wollen. Den Investoren zum Fraß vorwerfen wie im Fall Media-Spree – oder den Menschen der Stadt wirklich öffnen ?

  3. Völlig OT, nur, weil Vilmos nicht twittert: @Homersimpson @erz IHR HABT MIT 82% GEWONNEN. Ich habe mich bereits ergeben. Kerstin weiß es schon, Vilmos schreib ich`s auf sein blog. 🙁
    Pööh.

  4. Ein wirklich selten schöner Flughafen ist das – und phänomenale Aufnahmen! Es wäre doch gelacht, wenn man aus dem Räumen keinen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen könnte.

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