Neulietzegöricke – was für eine Name! Es ist nicht der einzige ungewöhnliche Ortsname in dieser Gegend, das Oderbruch hat eine Menge davon zu bieten: Zäckeritzer Loose, Neutucheband, Wuschewier, Güstebieser Loose, Neuküstrinchen, Gottesgabe, Beauregard, Vevais usw.
Neulietzegöricke ist das erste Kolonistendorf, das nach der Trockenlegung des Oderbruchs 1753 gegründet wurde, um Bauern aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und darüber hinaus anzusiedeln, die das frischgewonnene und überaus fruchtbare Land bewirtschaften sollten.
Das Dorf, das heute 220 Einwohner hat, ist weitestgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Es ist ein hervorragendes Beispiel eines Kolonistendorfs, dessen planmäßige Anlage ganz durch die besondere Lage im feuchten Oderbruch geprägt ist. Die Häuser stehen entlang des sogenannten Schachtgrabens, der einerseits der Entwässerung diente, andererseits Erdreich lieferte, um die Häuser leicht erhöht errichten zu können und sie so besser gegen die Feuchtigkeit schützen zu können.
Die Kolonisten hatten 10, 25, 45, 60 oder 90 Morgen Land, dementsprechend unterschiedlich groß waren auch ihre Höfe: Es gab drei unterschiedliche Haustypen. Auch wenn von der ursprünglichen Bebauung kein Haus mehr steht, so wurden doch die Nachfolgerbauten in der Regel auf dem alten Grundriss neu errichtet. Die gesamte Anlage des Dorfs steht daher unter Denkmalschutz.
Entlang dieses langgestreckten Dorfangers, der von großen Bäumen gesäumt wird, stehen zu beiden Seiten die Hofanlagen, angelegt als Fachwerkhäuser, die zum größten Teil liebevoll restauriert wurden. Die Gehöfte, deren Wirtschaftsland gleich hinter den Häusern lag, wurden in unterschiedlichen Größen angelegt.
Auf dem Anger selbst stehen die gemeinschaftlich genutzten Bauten: Kirche, Schule und Dorfkrug. Letzterer trägt den schönen Namen „Zum feuchten Willi”. Hier kann man nach einem Rundgang durch das Dorf den Durst löschen und sich mit einem kleinen Imbiss stärken. Sehr zu empfehlen ist die Lungwurst vom Ziegenhof im nahegelegen Zollbrücke.
Wenn man Neulietzegöricke besucht, empfiehlt es sich, eine Führung mit dem ehrenamtlichen Bürgermeister – er nennt sich selbst gerne Dorfschulze – zu machen. Er erzählt vieles zur Geschichte seines Dorfes und man gewinnt schnell den Eindruck, dass er sich überaus engagiert für seine Heimatgemeinde einsetzt. Das geht hin bis zur Anwerbung neuer Kolonisten, die hier willkommen sind, um ein altes Fachwerkhaus zu erwerben und wieder herzurichten.
Übrigens: Wo es ein Neulietzegöricke gibt, kann das Altlietzegöricke nicht weit sein: Es liegt als Stare Łysogórki auf der polnischen Seite der Oder.
Das sieht ja unheimlich idyllisch aus (klingt aber auch unheimlich weit vom Schuß).
Sieht tatsächlich nach Museumsdorf aus. Unbelebt. Schön schaurig.
Ganz unbelebt war’s nicht, gelegentlich fuhr das eine oder andere riesige landwirtschaftliche Nutzfahrzeug durchs Dorf.
Kein Aldi in der Nähe? In der praktischen Fertigbauweise, mit Riesenparkplatz?
Nein, keine Aldi- oder Lidl-Hütte in der Nähe. Dafür gibt’s im Dorf sogar einen kleinen Kramladen, der die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs im Angebot hat.
Aha, es war doch gutes Wetter…sicher nur für Euch!
Was für ein schönes Blau über einem schönen Flecken Erde !
Schöner Tipp für ein offensichtlich sehenswertes Kleinod.
Mit Ostwind, oder?
Na klar – der Ostwind ist hier meistens der Bringer des guten Wetters.
Ach, ich finde das schön, wenn auf der anderen Seite der Grenze der verwandte Ort lustig anders heißt.
Sehr schöner Bericht.
Ganz so anders heißen sie nicht: Der Ortsname Lietzegöricke kommt aus dem Wendischen (sagt die Homepage), also aus dem slawischen Sprachraum und ist somit dem heutigen polnischen Namen von Alt-Lietzegöricke – Stare Łysogórki – sehr verwandt.
Ich dachte erst, Zäckeritzer Loose sei ein Schreibfehler, doch es gibt auch noch Zäckericker Loose! Und das habe ich unter Einsatz meines Lebens recherchiert:
Altlietzegöricker Loose
Güstebieser Loose
Kunitzer Loose
Lebuser Loose
Zäckericker Loose
Zäckeritzer Loose
Wer kennt mehr, wer nennt mehr?
Mehr zu den Loosen (und der Etymologie des Wortes Loose) findet sich auf den informativen Seiten des Oderbruchpavillons.
Und mehr Loose:
Ortwiger Loose
Zelliner Loose
Gieshof-Zelliner Loose
Letschiner Loose
Zechiner Loose
Reitweiner Loose
Das ist ja großartigst – mit so vielen Looooosen könnte man bald eine richtige Lotterie veranstalten!
Oh, macht nur weiter so. Ich könnte stundenlang über Ortsnamen lesen. 🙂
(Man könnte auch neue Fässer aus anderen Provinzen aufmachen, aber dafür gibt es sicher bald eigene Artikel.)
Solange aus den Loosen keine entvölkerten Loser werden, ist alles gut.