Die Deutsche Bahn ist, wie ich schon öfter beschrieben habe, immer für eine Überraschung gut. So bin ich heute unterwegs von Mönchengladbach nach Berlin – mit Umsteigen in Wuppertal in den ICE 657 – der letze ICE vor der Nachtpause.
Schon in Mönchengladbach, der Stadt mit den zwei Hauptbahnhöfen, kommt der Regionalexpress 5 Minuten (angesagt) und fast 10 Minuten (tatsächlich) zu spät. Kein Problem, ich habe in Wuppertal ja 16 Minuten Puffer. Aber als der Zug dann in Düsseldorf mehr als 10 Minuten auf dem Bahnhof steht und es wie so oft keinerlei Durchsage gibt, sinkt die Hoffnung, den Anschlusszug noch zu erreichen. Ich steige aus und laufe vor zum Rotkäppchen, das am anderen Ende des Zuges in einer Menschentraube zu erblicken ist. Der zuckt auch nur mit den Schultern und teilt mir mit, dass “die anderen Berliner” schon zum ServicePoint unterwegs seien. Ich hinterher und mich an die lange Schlange angestellt, 20 Wartende vor mir.
Die Abfahrtstafel zeigt, dass fast nichts mehr geht – bei den meisten Verbindungen steht 20 oder 30 Minuten Verspätung, also wohl nicht nur alles “Berliner” in der Schlange. Ich mache Pläne: Gutschein für Hotel einfordern, morgen früh gegen vier den ersten ICE nach Berlin nehmen. Vor mir, schon am Schalter, zwei weitere “Berliner”, die die gleiche Idee haben, aber erfahren müssen, dass es wegen Messe in D’dorf keine Betten mehr gibt. Von hinten mische ich mich mit dem Vorschlag ein, gemeinsam einen Mietwagen zu nehmen (auf Kosten der DB, of course), nach längerer Diskussion mit dem freundlichen Bahnmitarbeiter läuft es auf eine Fahrt mit dem nächsten ICE nach Dortmund hinaus, und von dort bekommen wir (ausnahmsweise, wie der Servicemitarbeiter betonte) eine Taxifahrt nach Berlin per Gutschein.
Auf dem Bahnsteig, auf dem der ICE in die Stadt des deutschen Meisters abfahren soll, angekommen lesen wir, dass dort in ein paar Minuten der ICE 657 nach Berlin einfahren soll. Da hat die Bahn “unseren” ICE offensichtlich umgeleitet und lässt ihn nicht in Wuppertal halten, sondern in Düsseldorf, ohne das aber ihren Mitarbeitern im Service mitzuteilen.
Im elektronischen Auskunftssystem der Bahn ist die Umleitung, wie ich – im Zug nach Berlin sitzend – feststelle, jedoch angekommen:
Aus der optimistischen, grünen “+0” bei der Abfahrtszeit in Hamm werden im weiteren Verlauf der Fahrt dann stabile, rote “+25“. Trotzdem Glück im Unglück – so werden wir wohl mit nur rund 20 Minuten Verspätung in Berlin ankommen und das ganz ohne teure Taxifahrt.
Überaus bezeichnend! Aber du bist wieder in Berlin und das ist sicher gut so…
Ja, ich hab’s geschafft, und in der Tat war die Bahn nur 20 Minuten zu spät. Inzwischen bin ich auch ausgeschlafen.
So ist sie, die Bahn… Aber es ist ja doch weniger schlimm geworden als gedacht und angekündigt, zum Glück!
Ich fühlte mich bei der französischen Bahn, die nach meinen bisherigen Erfahrungen im Allgemeinen pünktlcher und zuverlässiger ist, kürzlich auch verschaukelt: Auf dem Display in Mulhouse wurde eine verspätete Abfahrt des TGV um 20 Minuten angekündigt. Ich ging einen Tee trinken. Auch im Bahnhofscafé befand sich ein Display, das ich im Auge behielt. Plötzlich wurden aus den 20 Minuten 10, ich ließ den nur halb ausgetrunkenen Tee stehen und begab mich eilig zum Gleis. Nachdem ich dort ungefähr zehn Minuten gewartet hatte, ertönte eine Durchsage, der Zug habe 20 Minuten Verspätung. Na prima, ich fühlte mich vergackeiert… Es wurden dann 25 Minuten.
Es hat auch gut geklappt, die DB war so flexibel, den Zug ganz kurzfristig eine andere Strecke fahren zu lassen, nur die Informationspolitik war wie üblich miserabel.
Bei der SNCF gehen mir diese sozialistischen Wartegemeinschaften, die in der Bahnhofshalle auf die Verkündung des Abfahrtgleises warten, ziemlich auf den Keks. Vor allem, wenn dann Hunderte von Fahrgästen fünf Minuten vor Abfahrt gleichzeitig den Bahnsteig stürmen, ist das wenig spaßig.
Haha, das stimmt, man steht in der Herde und glotzt gebannt auf das Display, um dann gemeinsam loszustürmen. Das ist sehr komisch, letztens musste ich lachen, als ich mich mitten im Rudel befand.
Na, Bahn in Kombi mit Mobilnetz — das klappt doch. Wenn der User mitdenkt.