Gänsestadt Putlitz

Nachdem ich schon vor geraumer Zeit über die Gänsebrücke geschrieben hatte, welche – landläufig als Putlitzbrücke bekannt – die Putlitzstraße über den S-Bahn-Ring am Westhafen führt und Moabit mit dem Wedding verbindet, wurde es Zeit, endlich mal in die namengebende Stadt zu fahren. Putlitz liegt in der dünn besiedelten Prignitz, dem nordwestlichsten Zipfel Brandenburgs, dort, wo es den leckeren Knieperkohl gibt. Letzterer war auch Anlass für den Wochenendausflug, denn in Pritzwalk wurde die diesjährige Kniepersaison eröffnet.

Die Gans begegnet einem in Putlitz auf Schritt und Tritt, trägt doch das Geschlecht der Gans Edlen Herren zu Putlitz seit dem 12. Jahrhundert maßgeblich zu Wohl und Wehen der Stadt Putlitz und der Region Prignitz bei. Das kolportierte Raubrittertum des Kaspar Gans, der um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert lebte, lässt sich wohl nicht so eindeutig belegen, schon Fontane äußerte daran in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg Zweifel. Und glaubt man der Berliner Zeitung, so haben die heutigen Nachfahren des Geschlechts wohl eher zum Wohle der Prignitz beigetragen, indem sie sich für den Wiederaufbau des Schlosses Wolfshagen in Groß Pankow einsetzten. (Da muss ich auch noch hin, das nächste Knieperfest kommt bestimmt; vielleicht am 1. März zum Suren-Hansen-Markt in Perleberg?)

Wie dem auch sein, das bereits im Jahr 946 erstmals urkundlich erwähnte Putlitz, das damit zu den ältesten Städten in Brandenburg zählt, ist ein hübsches Ackerbürgerstädtchen.  Obwohl in der Vergangenheit der eine oder andere Brand Teile der Stadt vernichtete, gibt es noch einige ältere erhaltene Bausubstanz. Von der mittelalterlichen Burg der Edlen Herren sind allerdings nur der Turm und ein paar Mauerreste übrig.

Das alte Rathaus im Ortskern, das heute die Bibliothek beherbergt, ist ein hübsches Fachwerkgebäude. Über seiner Eingangstür prangt das Wappen der Stadt, selbstverständlich mit einer Gans – flugbereit, wie es in der heraldischen Beschreibung heißt. Auf dem Platz vor dem Rathaus stand über Jahrhunderte die große Friedenseiche. Wegen mangelnder Standfestigkeit fällte man sie 2010 unter Protest zahlreicher Bürger, so dass der Platz nun etwas öd erscheint. Die Einfassung für einen neuen Baum ist zwar schon vorhanden, aber die Neuanpflanzung scheiterte bislang daran, dass die Stadträte sich nicht einig sind – einige wollen eine Linde, andere bestehen auf einer Eiche.

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9 Antworten auf „Gänsestadt Putlitz“

    1. Ich habe bislang noch keine Gans gegessen, aber die diversen Weihnachtsessen stehen ja noch aus, kann also noch kommen. Wie meinst du das mit „gewöhnungsbedürftig“ – ist es ganz schlimm?

  1. Der Herr neben mir fragt gerade: „Ist das das Putlitz, durch das ich immer durchfahre?“ – Ich nicke.
    Danke für die elegische Landpartie, der Herr, der da immer durchfährt, hat mir nie so einen Strauß Impressionen mitgebracht!

  2. Sehr schöne Fotos! Ich liebe ursprünglich erhaltene Landschaften und Architektur. Patina an den Wirtschaftsgebäuden gefällt mir besser als zu Tode restaurierte Kulturbauten.

    Cari Saluti, Giovanni

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