Das Märchenhaus in Finsterwalde

Wer jetzt wegen der Überschrift denkt, er habe nun in meinem Blog endlich etwas für seine Kinder gefunden, liegt ziemlich falsch. Vielmehr ist das Märchenhaus ein 1928 fertiggestelltes kommunales Wohngebäude in der bekannten Sängerstadt Finsterwalde. Es wurde von Stadtbaurat Karl Dassel entworfen und mit 27 kunstvollen Reliefs aus Klinkerformsteinen ausgestaltet.

Dabei ist die Fassade mit der starken Betonung der Horizontalen, die sich durch abwechselnd vor- und zurückspringende Lagen hellroten Ziegelsteins ergibt, ganz im Stil der neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre gehalten, der aber durch die zwischen den Fenstern angebrachten Reliefs gebrochen wird, die Szenen aus den Märchen der Brüder Grimm zeigen. Die Dresdner Bildhauer Johannes Ernst Born, Paul Wachs und Paul Lindau haben die Motive frei aus dem Ton heraus modelliert; gebrannt wurden die Formklinker anschließend in der benachbarten Ziegelei Schacksdorf. Das Märchenhaus bot einen für seine Entstehungszeit hohen Komfort: die Zweizimmerwohnungen mit Wohnküche verfügten über ein Bad sowie breite Loggien zum Garten.

Über den Architekten konnte ich leider nicht viel erfahren, außer, dass er vom ersten nationalsozialistischen Bürgermeister Finsterwaldes 1933 aus seinem Amt als Stadtbaurat gejagt und später verhaftet wurde.


Märchenhaus

Friedrich-Hebbel-Straße 18-20, 03238 Finsterwalde
finsterwalde.de

In der Mediathek des rbb gibt es (solange nicht depubliziert) ein dreiminütiges Video über einen Besuch im Märchenhaus (Brandenburg aktuell vom 5.10.2013).

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37 Antworten auf „Das Märchenhaus in Finsterwalde“

    1. Mir fehlt auch noch was, glaube ich. Ich will es aber genau wissen, bitte daher um Korrektur wo nötig:
      Ich sehe Aschenputtel, Hans im Glück, Hänsel und Gretel, Rotkäppchen, Rumpelstilzchen, Schneewittchen?, Die Prinzessin und der Schweinehirt?
      Hätte ich eine Lehrmeisterin wie Du, müsste ich wahrscheinlich nicht hier nachfragen.

    2. Ich habe nicht alle fotografiert und von allen, dir ich fotografiert habe, nicht alle in die Galerie gestellt (vielleicht sollte ich das doch noch tun). Aber nach meinem Dafürhalten sind einige Märchen mit unterschiedlichen Szenen dargestellt, wie z.B. Hänsel und Gretel (drei Mal?) und Hans im Glück (zwei oder gar auch drei Mal?). Das artet glatt noch zu einem Forschungsprojekt aus!

  1. Wir sind die Sänger aus Finsterwalde,
    wir singen laut, wenn auch nicht schön.
    Dass wir die Sänger sind,
    das weiß ein jedes Kind,
    wir sind die Sänger aus Finsternwald.

    Hat mir mein Vater schon als Kind vorgetragen – als Gutenachtlied (!)

    1. Anfänglich waren die Finsterwalder wohl gar nicht begeistert, als Wilhelm Wolff mit seinem „Sängerlied“ Finsterwalde als Inbegriff des Provinziellen verhöhnte. Dann aber drehten sie den Spieß um und machten das Lied quasi zu ihrem Markenzeichen.

    1. Den Spruch kenne ich: “man kommt nur mit einem Berliner Backstein ordentlich aus dem Erdreich!” (Ha..Ha..Ha..) Was hilft das wenn einen die Steine von oben in das Genick fallen?

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