Durch Herzberg kommt man, wenn man dem häufig wiederkehrenden Stau auf dem Berliner Ring und der A24 nach Hamburg entgehen will und ab Hennigsdorf über Oberkrämer und Kremmen Richtung Neuruppin über Landes- und Bundesstraßen fährt. Das dauert dann auch schon mal länger, aber man kann wenigstens schöne Landschaften und Kirchen sehen. So auch die Dorfkirche in Herzberg direkt an der B167. Der Namensbestandteil „Herz“ meint übrigens nicht das überall schlagende Organ, sondern ist vom Niederdeutschen „herte“ für Hirsch abgeleitet ist.
Die Kirche in Herzberg, die inmitten des Friedhofs steht, ist sicher das älteste Gebäude des Ortes. Sie stammt sehr wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist aus den für das Spätmittelalter typischen unbehauenen Feldsteinen gebaut. Ursprünglich gab es wohl nur das Kirchenschiff, der Turm wurde später hinzugefügt. Auch waren die Fenster mit rund 25 cm Breite und 1,85 m Höhe anfangs eher Schießscharten gleich, sie wurden erst später deutlich vergrößert, so dass heute viel Licht in die Kirche und auf ihre Ausstattung fällt.
Gleich zwei barocke Taufengel schmücken neben weiteren Schnitzfiguren das Innere des trutzigen Baus. Die Balkendecke ist reichlich mit farbigen Ornamenten ausgemalt, zwischen denen sich an einigen Stellen Abbildungen biblischer Szenen finden. Auf den zweiten Blick erscheinen – blass aber doch deutlich erkennbar – die ursprünglichen mittelalterlichen Ausmalungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die bei Renovierungen in den Jahren 1927 bis 1929 freigelegt wurden. Die schlichte Orgel auf der Empore ist ein Werk von Albert Hollenbach, einem Orgelbauer aus Neuruppin, sie wurde 1900 fertiggestellt.
Ruppiner Straße 49, 16835 Herzberg (Mark)
033926 70353
herzberg-mark.de
Du bist ein Kirchenspezialist!
Und offenbar ein Engelliebhaber. Gratuliere.
Hängt der Engel mit der Muschel an irgendwas oder kann der wirklich fliegen? Interessantes Innenleben hat diese Kirche.
So überirdisch ist er nicht, er hängt an einem Seil/Draht.
Ich mag sie sehr, da haben sich die Protestanten doch etwas vom Barockschock der katholischen Länder anstecken lassen.
Der Förderkreis Alte Kirchen in Berlin und Brandenburg bietet in einem schönen Projekt auch Patenschaften für die Restaurierung der Taufengel an: http://www.altekirchen.de/Archiv/MenschenHelfenEngeln.pdf
Eine Bestandsaufnahme aus Brandenburg ist 2006 auch in Buchform erschienen, Hrsg. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesamt.
Vielen Dank für den schönen Beitrag!
Ohne die aktuelle Ausgabe der Broschüre “Offene Kirchen – Brandenburgische Kirchen laden ein” des Förderkreises gibt’s keinen Ausflug nach Brandenburg!
Das sieht für meine südlicheren Augen äußerst exotisch aus. Ich mag sehr die mittealterlichen Malereien. Seltsam!
(WP läßt mich gerade nicht mehr an die Bildergalerie … jedenfalls: Menschen helfen Engeln ist eine wunderbare Sache!