Immer wieder flammen die Klagen darüber auf, dass die Lübecker Straße in Moabit doch so schrecklich triste sei, weil sie zu den wenigen in Berlin gehört, auf der keine Bäume wachsen. Das mag man in der Tat bedauern, andererseits ist es aber auch schön, wenn im Erdgeschoss und in der ersten Etage das Licht – ungehindert von dichten Baumkronen – in die Wohnungen fällt.
Aus technischen Gründen ist das Anpflanzen von Bäumen nicht möglich. Also muss etwas anderes her. Und das kam dann im Herbst in Form von acht holzverkleideten Blumenkübeln größerer Art (jeder so rund einen Kubikmeter fassend). Diese “Hochbeete” wurden auf der Fahrbahn plaziert, weiß-rot gestrichene Stängelchen sollen sie vor den parkenden Autos schützen.
Einige Kübel haben ein Sitzbänkchen, schade nur, dass man, wenn man auf dem Bänkchen sitzt, zwar sehr nah am Grün ist, es aber nicht sieht, denn man hat es ja im Rücken. Dafür fällt der Blick ungehindert auf den schönen BSR-Abfalleimer.
In einer Nachbarschaftsaktion wurden die Kübel bepflanzt und sollen künftig von “Beetpaten” gepflegt werden. Finanziert wurde die ganze Aktion durch das Quartiersmanagement Moabit-Ost, das unter dem Titel “Das grüne Band durch Moabit” in den Quartiersmanagement-News Ende September über die feierliche Eröffnung des Straßenbegleitgrüns berichtete.
Hier parkt man gern neben den Kübeln in der zweiten Reihe, denn erstens sind sie daran schuld, dass knappe Parkplätze entfallen sind, und zweites können sie nicht wegfahren wollen und laut hupen, wie es die Eingeparkten sonst so gerne tun.
Ich gehe fast täglich die Straße entlang und kann wahrlich kein “Grünes Band” entdecken, denn dafür ist die Bepflanzung viel zu kümmerlich. Zudem bleibt sie weitgehend unsichtbar, weil das bisschen Grün durch die Verbannung auf die Fahrbahn zwischen den parkenden Autos verschwindet. Unverständlich bleibt mir auch, dass dort, wo die Straße durch Vorgärten sowieso schon über einiges an Grün verfügt, drei der acht Pflanzkübel aufgestellt wurden.
Einer der Kübel wurde schon gleich nach ein paar Tagen angefahren, da half auch das weiß-rote Stängelchen nicht – und stand seitdem recht windschief da.
Für ein paar Tage war der Kübel dann zur Reparatur, das hat aber nicht viel geholfen, er fristet immer noch ein schiefes Dasein. Er bröselt auch schon ein wenig auseinander – ein Schicksal, das wohl die meisten seiner Kollegen ereilen wird, denn richtig wetterfest scheinen sie nicht, und ob sie den nächsten Winter überstehen werden, bleibt abzuwarten.
Für die Inklusion wurde auch etwas getan: Es gibt ein rollstuhlgerechtes Beet. Schade nur, dass dort, wo der Rollstuhl hin soll, ein Anrainer Überbleibsel seiner letzten Renovierungsarbeiten deponiert hat.
Überhaupt eignet sich der Raum um die Hochbeete prima für alle möglichen Dinge, die man nicht mehr braucht. Wäre ich der Schockwellenreiter, stünde hier sicher “Wohnsitz Moabit” als Untertitel.
Von “Endlich ist die Straße grün”, wie die Bildunterschrift im oben zitierten Artikel lautet, vermag ich beim besten Willen nichts zu entdecken. Das Ganze scheint mir mehr eine Bestätigung des Spruchs »Das Gegenteil von gut ist gut gemeint« als eine wirkungsvolle Maßnahme zur Tristheitsbekämpfung zu sein.
Die Reste der ausgesonderten Wohnzimmereinrichtung werden gleichmäßig auf die verschiedenen Kübel verteilt.
Die Beetpaten scheinen auch nicht mehr so an der Pflege der Kübel interessiert, sonst würde der Müll rund um und in den Kübeln nicht wochenlang liegen bleiben.
Köstlich, ich habe mich gut amüsiert! Das erscheint in der Tat wie eine Posse. Da hat ja jemand ganz schwer nachgedacht, als er sich das ausgedacht hat – sicher war eine Gruppe am Werk… Die Kübel sehen eher aus wie Kompostbehälter als Hochbeete, wirken wirklich verloren. Schön sind sie jedenfalls nicht, abgesehen davon, dass sie einfach stören, auch ästhetisch.
Oh ja, da waren viele dran beteiligt. Einen Eindruck vermittelt die Website des Leipziger Unternehmens, das mit der Umsetzung beauftragt war.
Eine sehr gute Idee ist vor allem auch, kurz vor dem Beginn des Winters mit dem Begrünen zu beginnen.
Dann kriegen sie das mit den Tannenbäumen vielleicht noch hin. 🙂
Die rot-weisse Stange in der kreativen und gestalterischen Ausprägung in Spannung mit den fast laienhaften Holzkisten gesetzt, vermittelt eine Moabiter Kunstaktion.
Da schlägt jedes Architektenherz gleich höher, gell?
Keine Ahnung, die haben bestimmt kein Herz.
Wenn das Schule macht, wie die Moabiter Kissen.
Die heißen dann die Moabiter Kisten. .))
Zum ersten Mal bin ich neidisch auf Moabit. Würde mir in Pankow auch gefallen.
Na dann stell doch mal einen Förderantrag beim zuständigen Quartiersmanagement in Pankow, es gibt da mehrere, z.B. http://deinkiez.de/, http://www.brunnenviertel-brunnenstrasse.de/, dann bekommst du vielleicht auch ein wenig Stadtgrün vor dem Haus (im Garten hast du es ja wohl schon).
Aber nur, wenn ich dann auch so einen Elefantensarg vors Haus bekomme. Wie man sieht, regen die ja zur bürgerlichen Mitgestaltung (Müllablagerung) an. Ich seh sowas ja gerne.
Dann bekämest du eventuell gleich eine Art Invalidenstraße vor die Haustür.
Schöne Idee, mit den Förderanträgen bei den Quartiersmanagements. Allein in Pankow gibt es keines, dort findet sich keine Nachbarschaft mit besonderem Entwicklungsbedaf. Die genannten Quartiersmanagements liegen beide im Wedding, genauer gesagt im Gesundbrunnnen. Sorry, Pankow.
Ich lache mich gerade schlapp. Über den Schildbürgerstreich an sich und dann vor allem über das Sichern 😉 des Fahrrades mittels Fahrradschloss auf dem Bild 2.
Ja, das sieht man des Öfteren in dieser Stadt. Ich wollte erst auch etwas dazu schreiben, habe mich dann aber entschlossen, die Entdeckung dieser “Sicherungsmethode” den Lesern bzw. Betrachtern zu überlassen – und das war richtig, wie du beweist.
Schon eher lustig. Ich dachte auch, super Idee, damit zum Winter hin anzufangen.
Etliche der noch nicht ausgerissenen Pflanzen lassen nach den ersten Nachtfrösten auch schon ganz trist die Kopfe hängen.
Da haben sich einige Köpfe in der Stadtverwaltung offenbar “sehr bemüht”, bis das herausgekommen ist.
Als man den Mercepest in dem GRÜN wie im letzten Bild auslieferte waren die Grünen auch noch grün.
Weil du gefragt hast: Die meisten meiner Texte sind in einer halben Stunde, meist abends wenn das Kind schläft, runtergeschrieben und abgespeichert. Dann hängen sie (außer es ist was ganz aktuelles) ein, zwei Nächte ab und dann mach ich Fehler- und Stilkorrektur, oft tatsächlich in der Mittagspause. Aber hast recht: So ein Blog passt immer schlechter in die wenigen freien Zeitfenster, die Kind, Job und Freunde übrig lassen. Das Ding ist auch nicht für die Ewigkeit. An dem Tag, an dem es eine Belastung wird oder mich nur noch nervt, mache ich es zu.
Das wäre ein echter Verlust in meiner Leselandschaft. So oft denke ich: You made my day!!!
Ich schmeiss mich weg. Berlin, die Stadt voller Dörfer. Hey Moabit, so wird das nix mit Street-Credibility. Im Artikel in der QM-Postille ist das Bild herrlich, wo die zwei Gestalten auf der roten Bank im Grünen neben einem Tret-Mülleimer hocken: “16.30 Die Paten stellen ihre Beete kurz vor.” Look at Neukölln, yo. Gettin´ real. Da gehen die Kiez-Gelder immerhin in Projekte, wie “Senior Street Art”. Hier können Menschen ab 55 im Rahmen einer Bio-Grafitti-Werkstatt das Stadtbild aktiv mitgestalten!!
Aber wie sagte schon Kurt Tucholsky, Anwohner der Lübecker Straße und einzig echte prominente Moabiter: “Man kann den Hintern schminken wie man will, es wird kein ordentliches Gesicht daraus.”
Eigentlich müsste man ja “gefällt mir nicht” anklicken. Du hast völlig recht damit, dass die Kübel viel zu spärlich bepflanzt sind. Bei diesem Volumen könnten sie gut mindestens einen Strauch aufnehmen, der dann auch zu sehen wäre. Außerdem scheinen sie nicht mal mit Lasur gestrichen zu sein, so dass sie wohl sehr schnell verwittern werden.