Ein bisschen Rechtschreibschwäche hatte sie ja schon, die Spitalverwaltung, als sie vor vielen Jahren diesen Hinweis über der Einfahrt anbringen ließ:
Geht man hier durch, gelangt man unwiderruflich in den Biergarten der Spitalbrauerei, von wo aus man ein schönen Blick über die Donau auf Regensburg mit dem alles überragenden Dom hat.
Aber das Bier steht hier selbstverständlich im Vordergrund, denn mit einer bis 1226 zurückreichenden Brautradition gehört die Spitalbrauerei zu den ältesten Brauereien der Welt und ist natürlich die älteste Brauerei in Regensburg.
Aber sie ist auch der Zukunft zugewandt und will den Trend zu andersartigen Bieren, den die aktuelle Craft-Beer-Bewegung bewirkt hat, nicht verschlafen. So braut sie unter dem Label „Spital Manufaktur“ seit 2014 auch so schöne Biere wie Pale Ale und Chocolate Stout. Zum Probierquartett, das auf der Regensburger Dult für 6 € angeboten wurde, gehörte auch der Maibock (rechts im Bild) und das Strong Ale (vorne). Mir schmeckte das hopfige Pale Ale (hinten) – die Brauerei setzt auf den neuen Hallertauer Aroma-Hopfen „Mandarina Bavaria“ – am besten, die Lieblings-Zicke war begeistert vom Chocolate Stout (links).
Vielversprechend und hoffentlich unwiderruflich ist diese neue Linie, die Anton Miller, der Braumeister des Spitals, da eingeschlagen hat.
Meine Lieblingsbiere sind immer noch ganz traditionell gebraute bayerische Biere. What soll dat mit Craft-Beer usw.?
Oft brauen die Craft-Beer-Brauer traditioneller als die mittleren und großen weitestgehend industrialisierten Brauereien, nämlich durchweg sehr handwerklich. Ich finde, dass die neuen Geschmacksvariationen durchaus eine große Bereicherung darstellen. Selbstverständlich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass ich die Biere aus den kleinen bayrischen – und vor allem den fränkischen – Brauereien mit Missachtung strafe, nicht umsonst liest du hier gelegentlich über meine Ausflüge zu den Zoigl-Brauern. Und ein superleckeres Jacob-Weißbier aus Bodenwöhr ist mir immer recht.
Also in Bayern muss man länger Brauerei studieren und darf dann in sog. Versuchsbrauereien neue Biere im Wirtsgarten austesten. Industrie will ja keiner mehr alles nur noch manufact
Was heißt jetzt „in Bayern muss man länger Brauerei studieren“? Studieren muss man das gar nicht, denn es ist zuvörderst ein handwerklicher Ausbildungsberuf: Brauer und Mälzer. Akademisch studieren kann man das Brauwesen natürlich auch, jedoch nur an den TUs in München und in Berlin, und da sehe ich keinen Ansatz für die Behauptung, dass man das in Bayern länger tun müsse als anderswo.
ha ha, ich weiss halt nur was von den Bayern (du hast die Freisinger vergessen). Ein Meister als Brauer oder Mälzer ist sicher notwendig um selbständig eine Brauerei zu eröffnen. Mich stört eine sog. neue Braukunst aus der autodidaktischen Selbsfindung.
Freising (Weihenstephan) ist die Außenstelle der TU München.
Die alte Diskussion: für die einen ist es Verteidigung der Pfründe, für die anderen die Wahrung der Qualität. Ich würde es von Fall zu Fall betrachten, nicht jeder Autodidakt macht schlechteres Bier als etablierte Braumeister und nicht jeder Craftbrauer ist Autodidakt. Die schönsten Blumensträuße bekam ich übrigens bei einer Nicht-Floristin.
Das ist so wie das bei der bayerischen (und in der Folge dann der gesamten deutschen) Brauereiindustrie so beliebte Gepoche auf das „Bayerische Reinheitsgebot“ , mit dem sie sich seit den 1950er Jahren die Konkurrenz vom Hals halten wollen (der Begriff Reinheitsgebot tauchte übrigens erst Anfang des 20. Jahrhunderts auf). Meistens bezieht man sich damit auf das in der Bayerischen Landesordnung von 1516 formulierte „dann allain Gersten / Hopfen / unn wasser / genommen unn gepraucht sölle werdn“, obgleich es zig andere „Reinheitsgebote“ gibt. Den meisten ist gemein, dass neben Wasser und Hopfen nur Gerstenmalz (von Hefe ist meist nicht die Rede!) verwendet werde sollte, damit die wertvolleren Getreide Weizen und Roggen der Brotherstellung vorbehalten blieben. Wenn also heute auf jeder Flasche bayerischen Weizenbiers groß „gebraut nach dem bayerischen Reinheitsgebot“ steht, dann ist das schlichtweg falsch und eine reine Werbeaussage, denn Weizen kommt (neben der Hefe) in dem „Reinheitsgebot“ von 1516 nicht vor.
Meistens meinen die Brauer, wenn sie den Satz mit dem „Reinheitsgebot“ auf ihre Flaschen schreiben, wohl eher das vorläufige Biergesetz von 1993, nach dem so einiges erlaubt ist, wie z.B. in den obergärigen Bieren andere Malze als Gerstenmalz und Zucker, den die Bayern in den 1950er Jahren noch so heftig bekämpft haben.
Gegen traditionell gebraute Biere ist gar nichts einzuwenden – weil es davon in Berlin zum Beispiel aber keine mehr gab, sind junge Brauer auf die Idee gekommen, wieder welche zu machen. Craft von handwerklich. Zum zweiten ist auch nichts gegen Ausprobieren, Neuerung und Sortenvielfalt zu sagen, oder? Immer nur traditionell ist leblos, uninspiriert, leer. Die Mischung aus beidem finde ich ja speziell interessant.
Genau so sehe ich das auch, es ist nichts gegen ein gutes Bier aus einer „traditionellen“ Brauerei einzuwenden. Aber es ist doch spannend, auch mal etwas anderes auszuprobieren, auch wenn mir das Neue hin und wieder auch nicht schmeckt.
Ach, ich bin der Craftbeer-Sache eigentlich ganz dankbar; bis zu den Erzeugnissen eines gewissen Berliner Brauers dachte ich nämlich, ich mag kein Bier. Jetzt weiß ich: es kommt drauf an.