Arne Jacobsen dürfte vielen als Designer von Sitzmöbeln bekannt sein, seine in großer Zahl bis heute produzierten Stühle der Serie 7 gehören zu den Klassikern der Moderne. Seine Arbeiten als Architekt finden sich hauptsächlich in seinem Heimatland Dänemark, aber auch in Deutschland sind einige seiner Bauwerke zu finden, darunter das Rathaus der Stadt Mainz, das er zusammen mit dem ebenfalls dänischen Architekten Otto Weitling entworfen hat.
Der Bau des Rathauses wurde 1970 begonnen, nachdem Jacobsen und Weitling einen 1967 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb in einstimmiger Entscheidung der Jury für sich entscheiden konnten. Nach dem Tod Jacobsens im Jahr 1971 leitete Weitling die weitere Ausführung nach den vollständig fertiggestellten Planungen, so dass der Bau Ende 1973 eingeweiht werden konnte. Damit bekamen die Mainzer nach mehr als 500 Jahren wieder ein wirkliches Rathaus.
Leitlinie für die Ausschreibung des Wettbewerbs war es, mit der Umgestaltung des damaligen Halleplatzes, auf dem bereits 1965 mit dem Bau der Rheingoldhalle begonnen worden war und auf dem das Rathaus errichtet werden sollte, eine Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Rhein zu schaffen und die trennende Wirkung der Rheinstraße zu überwinden. Es ging also um weit mehr als nur Planung und Bau des neuen Rathauses, im Rahmen des städtebaulichen Gesamtkonzeptes entstanden auch der Rathausplatz, das Parkhaus darunter, ein Café-Restaurant, die Brücke zum Brand und der Brückenturm.
Obgleich das Bauwerk sechs Stockwerke zählt, macht es keinen so hohen und massiven Eindruck, was der Gliederung der Fassade durch die mit hellgrau-beigem norwegischen Naturstein »Porsgrunn« verkleideten, dreieckig hervorstehenden Mauern und den dazwischen hinter braunen Sonnenschutzgittern gleichsam versteckten Fensterflächen zu verdanken ist.
Leider hat die Stadt Mainz offensichtlich so wenig für die Instandhaltung des Gebäudes getan, dass inzwischen ein erheblicher Sanierungsstau entstanden ist, dessen Behebung mit Kosten von rund 50 Millionen Euro beziffert wird. Dieser gewaltige Finanzierungsbedarf ist Wasser auf die Mühlen der Gegner des von Anbeginn an umstrittenen Rathauses, so dass auch Forderungen nach Abriß und Neubau laut wurden. Im Rahmen eines 2014 EU-weit ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs zur Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses sind aus den 31 eingereichten Vorschlägen zwar drei ausgewählt und mit Preisen bedacht worden, aber bis heute hat der Rat der Stadt keine Entscheidung zur Durchführung der erforderlichen Arbeiten getroffen.
Auf dem Jockel-Fuchs-Platz (benannt nach dem zur Zeit der Erbauung des Rathauses amtierenden Bürgermeister) steht seit 1982 die Skulptur La Forca de Viure/Lebenskraft des spanischen Bildhauers Andreu Alfaro aus der Partnerstadt Valencia aus dem Jahr 1979.
Er ist so schön, dieser Bau, immer wieder eine Augenweide.
Wäre schade, wenn das Rathaus zum „Lost place“ verkommen würde.
Gefällt mir gut. Bei der Rückfahrt kannst Du noch das Kulturhaus in Wolfsburg 1962, Stadtmitte ansehen.
Ein wirklich interessanter Bau. Unglaublich, dass man bei dem Monument an Abriss denkt.
Ja, es ist wirklich nicht zu glauben. Leider habe ich keine Bilder vom Inneren, dort is auch alles von Jacobsen.