Recht zentral an der langen Promenade in Kołobrzeg (Kolberg) und nur rund hundert Meter von Strand entfernt steht das Sanatorium »Perła Bałtyku« (Perle der Ostsee). Es wurde 1980 unter dem Namen »Kombatant« (Veteran) als Kurhaus gebaut und diente ursprünglich der Erholung der Kriegsveteranen. 2012 wurde der Plattenbau grundrenoviert, erhielt eine komplett neue Fassade und seinen jetzigen Namen. Im Bericht von der Eröffnung des renovierten Hauses (Zamiast »Kombatanta« jest »Perła Bałtyku«, in der schaurigen Übersetzung von Google Translate: Anstelle von „Veteran“ jetzt „Perle der Ostsee“) sagt der CEO Mateusz Korkuć, der neue Name [stehe] für eine neue Ära, in Übereinstimmung mit der Unternehmensstrategie.
Besonders erwähnenswert an diesem Haus ist die große Dachterrasse auf der 12. Etage. Dort bietet das Café »Widokówka« den Besuchern Kuchen und Kaffee und vieles andere mehr. Das Café macht seinem Namen („Ausblick“) alle Ehre, denn von hier aus genießt man einen herrlichen Rundblick. In südlicher Richtung blickt man über die Stadt Kolberg und ihre Umgebung, nach Norden über die Ostsee die Küste entlang bis zum Horizont. Die vom Café aufgerufenen Preise liegen vielleicht ein wenig höher als andernorts in Kolberg, sind aber angesichts der einmaligen Lage durchweg annehmbar. In der nicht ganz so warmen Jahreszeit meines Besuchs war eine heiße Schokolade (mit Verbesserung durch einen doppelten Wodka) das Getränk der Wahl.
Blick über die Ostsee von West nach OstBlick über die Stadt Kolberg mit der Marienbasilika (früher Kolberger Dom)An den früheren Namen des Sanatoriums anknüpfend, finden sich rund um das Haus verschiedene übermannsgroße Skulpturen, die Soldaten darstellen, einzeln und in Gruppen. Sie erwecken den Eindruck, aus schwerem Gusseisen zu sein, sind aber aus dunkler Keramik gefertigt. Sie erinnern an die ursprüngliche Bestimmung des Hauses und an die jüngere Geschichte Kolbergs: Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, ab dem 5. März 1945, wurde die Stadt in der Schlacht von Kolberg heftig umkämpft und zu 90% zerstört. Am 18. März besetzten sowjetische und polnische Truppen die zerstörte Stadt.
Nun versucht das Management des Hotels, in dem heute die vielen deutsche Gäste ihr „Guten Morgen“ auf dem Weg zum Frühstückstisch erklingen lassen, das Gelände zu „entmilitarisieren“ und die Geschichte gleich mit zu entsorgen, indem die Soldatenstatuen anderweitig untergebracht werden sollen, z.B. in einem Archiv der Stadt Kolberg. Vermutlich sind sie heute schon nicht mehr vor dem Sanatorium zu finden, alle Bilder im Artikel sind von 2014.
ul. Generała Władysława Sikorskiego 3,
78-100 Kołobrzeg
Homepage des Sanatoriums