Westgrönland 5. Tag, 2.8.2025, Uummannaq

Karte 5. Tag
Karte mit Schiffsroute von Mitternacht bis Mitternacht einschließlich Landausflug (Map Data © Google)

Nachts fuhren wir zwischen der Diskoinsel, grönländisch Qeqertarsuaq „Große Insel“, und der Halbinsel Nuussuaq „Großes Kap“ durch den Sullorsuag Sund und sind morgens weiter um die Halbinsel herum in den Uummannaq Fjord abgebogen.

Mittags gehen wir schließlich vor Uummannaq vor Anker (naja, die Brücke benutzt wie immer die dynamische Positionierung statt des Ankers). Die Stadt mit rund 1400 Einwohnern liegt auf einer kleinen Insel. Beide sind ebenso wie der Fjord nach dem markanten 1175 m hohen Berg Uummannaq, dem „Robbenherzförmigen“, benannt. Die Gegend von Uummannaq gilt als der sonnigste Ort Grönlands, weil die über 2000 m hohen Berge der Nuussuaq-Halbinsel vor den kalten Küstenwinden schützen.

Unmittelbar nach dem Mittagessen ist unsere Gruppe, die Humpback Whales, als erste an der Reihe, um mit den Zodiacs an Land gefahren zu werden. Hier gab es gleich mehrere Angebote, das erste, das wir wahrnahmen, war der Besuch eines Hundeplatzes, um etwas über Schlittenhunde und das Fahren mit Hundeschlitten zu erfahren. Die grönländischen Schlittenhunde sind seit Tausenden von Jahren eine der reinsten und isoliertesten Hunderassen, weil es nicht erlaubt ist, sie mit anderen Rassen zu mischen. Der Polarkreis ist auch die „Hundegrenze“: Grönländische Schlittenhunde, die diese Grenze nach Süden überschreiten, dürfen nicht mehr zurück und nicht-einheimische Hunde dürfen nicht über den Polarkreis in den Norden.

Der Hundehalter holte uns direkt an der Pier ab und führte unsere Gruppe die Straße entlang und einen Hügel empor zu seinem Hundeplatz. Auf dem Weg kamen wir am alten Friedhof vorbei und hatten einige schöne Ausblicke auf die bunten Häuser und – immer wieder – auf den Berg Uummannaq, der inzwischen fast gar nicht mehr von Wolken eingehüllt war.

An seinem Hundeplatz angekommen, erklärte er uns einiges zu seinem Arbeitsgerät, dem hölzernen Schlitten, der nicht genagelt oder geschraubt ist, sondern von Seilen aus Robbensehnen (heute wohl auch Kunstfasern) zusammengehalten wird, weil nur so die Elastizität gewährleistet ist, die das oft unebene Meereis erfordert. Obgleich die Hunde – wie wir mehrfach gewarnt wurden – Arbeitstiere und keine Kuscheltiere sind, gab es doch etwas zum Kuscheln für die Kinder des Hundehalters: die Welpen, die im Gegensatz zu den angeketteten erwachsenen Hunden in den Orten frei herumlaufen.

Der anschließende Rundgang auf eigene Faust führte uns durch die hübsche Stadt zur Kirche und zum Museum. Die 1935 errichtete Feldsteinkirche aus Granit ist ein Wahrzeichen der Stadt und als größte Steinkirche Grönlands denkmalgeschützt. Unterhalb des großen roten Gebäudes, das die Schule Edvard Krusep Atuarfia beherbergt, befinden sich zwei Torfmauerhäuser, die noch bis in die 1980er Jahre bewohnt waren und nun als Teil des Museums besichtigt werden können. Ebenfalls steht hier der übergroße rote Briefkasten („Postbrevkasse“) für die Briefe an den Weihnachtsmann, denn Uummannaq gilt in Dänemark seit 1989, als die Fernsehserie „Die Wichtelbande in Grönland“ das propagierte, als Wohnort des Weihnachtsmanns. Dessen Hütte liegt allerdings am Fuße des Berges und ist nur mit einer etwa einstündigen Wanderung erreichbar.

Das Museum von Uummannaq beherbergt als lokales Museum umfangreiche Sammlungen mit Bezug auf Uummannaq und seine Umgebung. Dazu gehören die 1972 gegenüber von Uummannaq auf der Halbinsel Nuussuaq entdeckten Qilakitsoq-Mumien, von denen jetzt vier im Nationalmuseum in Nuuk zu sehen sind, eine Ausstellung zum Polarforscher Alfred Wegener, der hier 1930 seine vierte Grönlandüberquerung vorbereite, und zum Marmorabbau in Maamorilik und den Blei- und Zinkminen in der Umgebung. Daneben werden viel Alltagsgegenstände wie Trachten, Walfanggeräte, Werkzeuge sowie Kajaks gezeigt.

Bereits am Abend zuvor hat das Expeditionsteam angekündigt, dass es in Uummannaq eine Vorführung von Trommelgesängen geben würde. Diese Gesänge haben ihren Ursprung im zeremoniellen Trommelgesang der Schamanen der zirkumpolaren Völker, der von Sibirien bis nach Grönland verbreitet war. Mit der Einführung des Christentums durch dänische Missionare wurde der Trommelgesang als heidnisch betrachteter Brauch quasi verboten und erst in den 1970er Jahren wiederbelebt. Seit 2021 gehört der grönländische Trommelgesang (Quilaatersorneq) oder Trommeltanz zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Zwischen Museum und Kirche führte eine junge Frau (die aus Ostgrönland stammt – wie sie vor dem zweiten Gesang im Video erzählt – und deswegen auch keine westgrönländische Tracht trug) einige dieser Trommelgesänge vor.

Die letzte Gruppe der Bilder und die Videoaufnahmen des Trommelgesangs hat meine Lieblingszicke gemacht, der ich herzlich für die Erlaubnis danke, sie hier verwenden zu dürfen.

Am späten Nachmittag waren die wenigen Wolken fast gänzlich verschwunden und gaben den Blick auf den herzförmigen Berg frei.

Gegen 18 Uhr waren alle wieder an Bord und das Schiff setze die Reise fort. Wir fuhren an der unbewohnten Insel Salliaruseq („Große Insel“) entlang und passierten den schmalen Kanal zwischen ihrem östlichen Ende und der kleinen Insel Akuliit.

Damit war der Tag jedoch noch nicht zu Ende, denn wir fuhren noch in den Fjord Umiasussuup Ilua auf der Insel Appat, wo wir gegen 22 Uhr eintrafen. Der Fjord zeichnet sich durch die eindrucksvolle Geologie der hoch aufragenden Berge aus.

Beim Blick zurück aus dem Fjord sah man die beiden Inseln Uummannaq und Sallisiaruseq vor der Halbinsel Nuussuaq im Hintergrund, eingehüllt in magisch erscheinenden Nebel.

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3 Antworten auf „Westgrönland 5. Tag, 2.8.2025, Uummannaq“

  1. Lieber Vilmos, da hast du ja wieder einmal Interessantes zu berichten. Auch ein Ausflug zu den Qilakitsoq-Mumien war interessant. Seitdem mich mal als Kind in meinem Heimatort bei der Ausgrabung von Alemannenmumien helfen durfte, fliege ich auf das Thema. Herzlichen Dank dass du uns immer wieder berichtest und Grüße an deine Lieblingszicke.

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