Westgrönland 6. Tag, 3.8.2025 , Perlerfiup & Maarmorilik


Karte mit Schiffsroute von Mitternacht bis Mitternacht einschließlich Landausflug (Map Data © Google)

Am nächsten Morgen fuhren wir durch den Perlerfiup Fjord zum Perlerfiup Gletscher, wo das Schiff in sicherer Entfernung von der Gletscherfont liegen blieb, und der Bootsausflug zum Gletscher vorbereitet wurde.

Perlerfiup Gletscher

Schon vom Schiff aus konnte man einige Aktivitäten des Gletschers sehen, ziemlich weit oben brachen mehrfach größere Mengen Eis ab, das in kleineren Stücken wie eine Lawine nach unten rauschte.

Mit dem Boot näher an den Gletscher

Unsere Gruppe stieg gegen 10:30 Uhr in die Zodiacs und fuhr näher an den Gletscher heran. Näher als 200 Meter, dem angesagten Sicherheitsabstand, kamen wir nicht heran, was uns aber schon sehr nah vorkam. Beim Schätzen der Entfernungen liegt man oft sehr daneben, weshalb die Bootsführer mit professionellen Laser-Entfernungsmesser ausgestattet waren, die sehr genau Messungen erlauben.

Auf dem Weg nach Maamorilik

Am Nachmittag ging es zurück durch den Perlerfiup Fjord und durch den Fjord Qaamarujuup Sullua zum wüst gefallenen Bergbauort Maamorilik.

Marmorabbau

Wie der Name Maamorilik (auch Maarmorilik) schon andeutet, wurde hier Marmor gefunden. 1936 begann der Abbau des Marmors, der die gleiche Qualität aufwies wie italienischer Carrara-Marmor. Im Laufe der Jahre betrieben kanadische, schwedische und dänische Unternehmen den Marmorsteinbruch. Sie bauten u.a. Kaianlagen, damit Versorgungsschiffe anlegen und die Marmorblöcke abtransportiert werden konnten. Bis 1973 wurde in Maamorilik ausschließlich Marmor abgebaut. Beim Dänischen Filminstitut gibt es in der Serie Danmark på film (Dänemark im Film) einen 1939 gedrehten Stummfilm über den Marmorabbau in Maamorilik.

Bereits 1936 hatte der Sohn eines Bergarbeiters in der Nähe des Marmorsteinbruchs einen seltsamen, glitzernden Stein gefunden, den seine Familie als Kuriosität bewahrte. In den 1960er Jahren untersuchte ein zu Besuch weilender Geologe den Stein und stellte begeistert fest, dass es sich um hochwertige Zinkblende mit einer höheren Konzentration an Blei und Zink handelte als fast überall sonst auf der Welt. Auf die Entdeckung folgte eine Erkundung, die die Quelle des Erzes an einem Ort gegenüber dem Marmorsteinbruch aufspürte, rund 600 Meter über dem Meeresspiegel. Die auffällig dunkle Färbung des Gesteins an dem steil aufragenden Berg erinnert an die Gestalt eines Engels.

Black Angel Mine

1971 erhielt das dänisch-kanadische Unternehmen Greenex A/S die Genehmigung zum Abbau von Blei, Zink und Eisen aus der nun Black Angel Mine genannten Mine. Dazu wurde 1973 eine Lastseilbahn errichtet, die vom Ort Maamorilik über den Fjord zur Mine am gegenüberliegenden Ufer führte. Mit einer Seillänge von fast 1,6 km überwand sie dabei eine Höhendifferenz von rund 600 m. Sie fuhr bis zu 250 Mal pro Tag und konnte bei einer Fahrt bis zu elf Tonnen Erz befördern. Bis zur Schließung der Mine im Juli 1990 wurden 12 Millionen Tonnen Zinkerz gefördert, was zu einem großen Eintrag umweltschädlicher Stoffe in die Natur geführt hat (Green-ex, Grün weg, war schon ein passender Name). Mit der Schließung der Mine wurde auch die Seilbahn abgebaut.

Vom Umbau des Ortes zum Zwecke der Erzverarbeitung, dem Aufbau der Lastseilbahn und dem anschließenden Betrieb der Mine gibt es ein Werbevideo der Firma Greenex A/S, allerdings in sehr mäßiger Qualität und mit dänischem Text. Darin auch ab 23:17 ein Bericht über den Besuch von Königin Margrethe und Prinz Henrik am 6. August 1975, den es aber separat in viel besserer Qualität auf Danmark på film gibt (ab Minute 3:00).

Wiederaufnahme des Minenbetriebs?

2008 erhielt das Bergbauunternehmen Black Angel Mining die Lizenz, die Mine wiederzueröffnen. 2011 wurde der Bau einer neuen Seilbahn begonnen, und die Mine sollte 2013 wieder in Betrieb gehen. Man schätzte, dass die verbliebenen Zink- und Eisenerzreserven für die Förderung einer Dauer von 50 Jahren reichen würden. Mit der Finanzkrise kam das Minenprojekt jedoch zum Stocken und wurde bis heute nicht wieder aufgenommen.

Besuch des Ortes

Gegen 17 Uhr fuhr unsere Gruppe im Zodiac mit Rettungswesten und – wegen nasser Anlandung – auch mit Gummistiefeln an Land. Hier hatten wir ein paar Stunden Zeit, den Ort zu erkunden und zwischen den Hinterlassenschaften der früheren Nutzung, wie Container, jede Menge Ölfässer, Betonfundamente, Verwaltungsgebäude, …) umherzuwandern. Die Baracken für die einst bis zu 300 Bergarbeiter gibt es kaum noch.

Optionale Wanderung

Das Expeditionsteam bot alternativ eine rund dreistündige Wanderung zu einer Erinnerungsstätte für Alfred Wegener an, einer Bronze-Gedenktafel, die 1957 von einer österreichischen Expedition an einer Felswand angebracht wurde. Hier, am Ende des Fjords Qaamarujuup Sullua, befand sich die Weststation mit dem rund 5 km landeinwärts und auf 900 m Höhe gelegenen Haus Scheideck das Hauptlager von Wegeners dritter Grönland-Expedition. Qaamarujuup wird in alten Reiseberichten europäisiert zu Kamarujuk, wie z.B. im 1940 bei Brockhaus erschienenen „Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt“. Da die Wanderung durch unwegsames von Geröll übersätes Gelände ging und dabei 200 Höhenmeter zu überwinden waren, haben wir nicht an ihr teilgenommen.

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