Fährt man südlich der Eider durch das platte Dithmarscher Land, so sieht man St. Bartholomäus in Wesselburen schon aus großer Entfernung. Wobei nicht ersichtlich ist, ob es sich bei dem Gebäude mit dem großen roten Dach, auf dem ein Dachreiter mit Zwiebelspitze thront, um eine Kirche oder ein Schloss handelt.
So sind wir denn nach Wesselburen gefahren, um das näher zu erkunden, auch geleitet von der Hoffnung, hier am frühen Samstagnachmittag etwas zu Essen zu bekommen.
Der Bau steht in der Mitte von Wesselburen auf einer schon vor mehr als tausend Jahren angelegten Warft und ist – wie sich herausstellte – kein Schloss, sondern eine Kirche. Ihre ungewöhnliche Form erinnert sehr an die früher im fruchtbaren Marschland bei Eiderstedt üblichen großen Bauernhöfe, die Haubarge.
Die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert erbaute Kirche brannte 1736 bis auf die romanisch-gotischen Außenmauern aus. Der schwäbische, in benachbarten Heide ansässige Baumeister Johann Georg Schott baute sie 1737/38 auf den alten Mauern komplett neu auf. Er gab die Dreischiffigkeit der ursprünglichen Kirche auf und erschuf ein fast quadratisches Kirchenschiff mit einem hölzernen Muldengewölbe und drei Emporen. Chor und Apsis fallen eher schmal aus und sind von einem ebenfalls hölzernen Tonnengewölbe gedeckt.
Entstanden ist eine für diese Region einzigartige Barockkirche, nicht so überladen geschmückt wie viele bayerische Barockkirchen oder die Klosterkirche in Neuzelle – wir sind ja schließlich im protestantischen Norden. Der eine oder andere Engel ziert dann aber doch Kanzel und Fürstenloge oder trägt das Taufbecken.
Ein Spruch über dem Gewölbe des Chors erinnert in eigenartiger Typographie an den schnellen Wiederaufbau der Kirche zwei Jahre nach der Feuersbrunst: „Mich hatte Gottes Wuth durch Feuers-Brunst verbrant. Jetzt werd ich aufgebaut, doch wie? Von Gottes Hand. Du hältest Deine Hand über mir.“
Ulmenklause
Aber da war ja auch noch der Hunger. Unweit der Kirche, auf der anderen Seite der Straße, liegt die Ulmenklause, wo zu unserer Rettung die Küche ganztägig in Betrieb ist. Hier kann man ganz gut einkehren, etwas essen, einen Kaffee, ein Bier oder einen Wein trinken. Sehr zu empfehlen ist hier das Friesentörtchen, entweder als Nachtisch zum Essen oder auch zum Nachmittagskaffe.
Der Innenraum ist schlicht, in hellen Farben gestaltet, und mit einigen alten Möbeln aufgepimpt. Bei gutem Wetter kann man auch draußen sitzen – mit freiem Blick auf die Kirche.
Am Markt 4, 25764 Wesselburen
04833-5455505
ulmenklause.de
Friedrich Hebbel
Erwähnen muss man natürlich auch noch, dass Wesselburen der Geburtsort des Dichters Friedrich Hebbel ist, und es darum hier auch ein Hebbel-Museum gibt.