Zumindest im Sommer fährt man glatt an der schönen Kirche von Großbeeren vorüber, die dicht von hohen Bäumen umstanden ist. Wenn man etwas Gelbes durch die grünen Blätter aufleuchten sieht, ist es Zeit anzuhalten und auszusteigen.
Erbaut wurde die Kirche von 1818 bis 1820 als neugotischer Putzbau nach Entwürfen Karl-Friedrich Schinkels. Sie ersetzte die alte Feldsteinkirche, die 1760 im siebenjährigen Krieg zerstört wurde (davon abweichend und wohl nicht richtig schreibt Fontane in seinen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg«, dass die Kirche bei der Schlacht 1813 in Flammen aufgegangen sei).
Zuvor hatte König Friedrich Wilhelm III. veranlasst, dass in Großbeeren auf dem Kirchhof ein Denkmal für die Befreiungskriege aufgestellt wurde, ein ebenfalls von Schinkel entworfener gusseiserner Obelisk. Dass hier seit mehr als einem halben Jahrhundert keine Kirche mehr stand, mißfiel dem König und er befahl den Wiederaufbau der Kirche.
Die Fassade gestaltete Schinkel mit den damals modernen Stilelementen der Neogotik und des Klassizismus. Der mit einer pyramidenförmigen, kreuztragenden Spitze abgeschlossene Turm steht im Norden, in einer Flucht mit dem Schinkel-Obelisk.
Der Grundriss der Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes. Das Kirchenschiff besteht so aus einem zentralen Raum mit den Kreuzarmen. Im östlichen Kreuzarm befindet sich der Altar, in die anderen Kreuzarme sind hölzerne Emporen eingebaut.
1895 vorgenommene Veränderungen an der Kirche wurden 1930 und 1980 teilweise wieder rückgängig gemacht, die jetzige Ockerfarbe der Außenhaut ist dem Original angenähert. Die bislang letzte Sanierung fand von 2009 bis 2011 statt.
Die Kirche ist ein Geschenk des preußischen Staats an die Großbeerener als Zeichen der Dankbarkeit für den Sieg über die Napoleonischen Truppen bei der Schlacht von Großbeeren im Jahr 1813, mit der die erneute Besetzung Berlins verhindert wurde (die erste Besetzung fand 1806 statt, nachdem Preußen die Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 verloren hatte).
Das farbige Chorfenster hinter dem Altar ist ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II., das der „Patronus Germaniae“ den Großbeerenern 1898 gemacht hat.
Ruhlsdorfer Straße, Dorfaue, 14979 Großbeeren
Großbeeren in der Wikipedia
Öffnungszeiten: So: 14-17h