Herstellung naturschutzrechtlicher Kompensationsmaßnahmen

Welch schöner Titel aus dem Repertoire der Beamtensprache für dieses Begrünungsprojekt!

Angekündigt wurde die Kompensationsmaßnahme ja schon vor geraumer Zeit in einer Pressemeldung des Bezirksamts Mitte. Weil Links zu berlin.de die Tendenz haben, schon bald nicht mehr zu funktionieren, hier der Text der Pressemitteilung vom 16.02.2023:

Naturschutzmaßnahmen auf dem ehemaligen Kiesumschlagplatz am Napoleonkai

Die Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, Dr. Almut Neumann, informiert:

Ab der 8. Kalenderwoche beginnen im Auftrag des Umwelt- und Naturschutzamtes des Bezirks Mitte die Arbeiten zur Renaturierung des Geländes zwischen der Allee du Stade und dem Spandauer Schifffahrtskanal. Damit wird das naturschutzrechtliche Kompensationserfordernis aus dem Bebauungsplan III-231 umgesetzt.

Die vorhandenen Bodenversiegelungen und Betonmauern werden entfernt, um ein breites Angebot an Standort-Voraussetzungen zu schaffen, das die Entwicklung eines artenreichen Lebensraumes ermöglicht. Die Variation von feuchten und trockenen Lebensräumen, die entstehen sollen, kann dann Heimat von Libellen, Zauneidechsen und anderen Tieren werden, für die im Bezirk Mitte an anderer Stelle kaum noch Platz ist. Das am Rand der Fläche vorkommende Florentiner Habichtskraut, das auf der Roten Liste Berlins als „stark gefährdet“ eingestuft ist, wurde gesichert und wird nach Fertigstellung der Baumaßnahme wieder auspflanzt.

In diesem Zusammenhang kommt es auch zur Rodung vorhandenen unerwünschten Aufwuchses und umfangreichen Bodenbewegungen.

Neben Bodenverunreinigungen aus vorangegangenen Nutzungen hat sich in den letzten Jahren eine erhebliche Beeinträchtigung durch die Hinterlassenschaften der Sprayer-Szene und andere Freizeitnutzungen ergeben. Diese müssen zur Vermeidung aktueller und zukünftiger Gefährdungen beseitigt werden.

Die Radwegeverbindung entlang des Kanals und über die Allee du Stade wird nicht unterbrochen, allerdings kann es während der Bauarbeiten zu zeitweisen Beeinträchtigungen kommen. Die eigentliche Bauzeit wird voraussichtlich bis zum Frühjahr 2024 dauern. Das Gelände wird großräumig durch einen Bauzaun gesichert.

Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann: „Mit den Maßnahmen geben wir der Natur ein Stück Lebensraum zurück und schaffen einen Ort, an dem sich die Stadtnatur mit seltenen Pflanzen und Tieren, für die es in Berlin immer weniger Platz gibt, neu entwickeln kann.“

So habe ich auch gelernt, dass diese Stelle am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, an der ich so oft mit dem Fahrrad vorbeikomme, den Namen „Napoleonkai“ trägt – nicht verwunderlich, liegt das Gelände doch unweit des früheren „Quartier Napoléon“, des Hauptquartiers der Forces Françaises à Berlin von 1945 bis 1994.

Dass diese Maßnahme nicht die ungeteilte Freude aller Berliner finden würde, liegt auf der Hand, denn die frühere Begrenzungsmauer zum Radweg diente vielen Graffiti-Sprayern als Leinwand. Der deutlich wahrnehmbare stechende Geruch von Nitroverdünnung hing stets in der Luft.

Der WeddingWeiser berichtete schon 2015 über diesen Freiraum für die Sprayer, und die Berliner Morgenpost brachte einen Artikel (Paywall) zum Wegfall dieses Freiraums.

Nun also soll hier alles besser werden. Die Mauer ist weg und ein Teil des Geländes wurde umgestaltet, Erde wurde angefahren, ein Grundwasserteich angelegt, Bäume gepflanzt, und ein paar Sitzbänke aufgestellt. Noch ist alles eingezäunt, es muß wohl erst noch ein wenig grüner werden, bevor es der Allgemeinheit zur Nutzung freigegeben wird.

Leider ist der größere Teil entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals nun ein Lagerplatz des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) geworden, auf dem derzeit (Juni 2024) große Berge von Pflastersteinen und Erde aufgeschüttet sind, die so gar nicht zum Naturschutz passen wollen.

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4 Antworten auf „Herstellung naturschutzrechtlicher Kompensationsmaßnahmen“

    1. Schade, dass sie nicht mehr im Amt ist, sie war sehr rührig. Aber sie erwartet Zwillinge, da kann ich gut verstehen, dass sie andere Schwerpunkte setzt.

  1. Danke, gut Idee mal wieder am Schiffahrtskanal vorbei zu schauen. Vielleicht springt ja ein Beitrag für den Weddingweiser dabei heraus, für den ich manchmal was schreibe.

    1. Ja, mach das. Den Weddingweiser lese ich regelmäßig, denn ich wohne ja nur einen Katzensprung vom Wedding entfernt (und hab vor vielen Jahren selbst mal in der Kameruner Straße gewohnt).

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