Geschlossen.
Minigolf ist für mich ein Sonntagsvergnügen aus dem Pleistozän der Kindheit, und ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich eine solche Sportanlage erblicke. In Berlin, zumindest im ehemaligen West-Berlin, scheint es noch viele davon zu geben, meistens irgendwo an einem der vielen Seen, dort, wo sich am Wochenende der Stadtbewohner von den Mühen der Arbeitswoche erholen möchte. Ein Spielchen Minigolf gehört dazu.
Eine ganz besondere Anlage gibt es am Fuße des Grunewaldturms, mit grandiosem Blick vom immerhin 79 Meter hohen Karlsberg hinab auf die Havel.
Ein dekorativer gelber Schriftzug »Miniatur Golf«, der irgendwann in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angebracht wurde, ziert eine dunkelbraune Holzhütte, die zwar Ende März noch geschlossen ist, aber in der Saison ganz sicher dem Platzwart samt Kasse ein Obdach bietet.
Überhaupt die Hütte. Sie trägt so einiges an ihren Wänden. Unter einem Paar sportlich gekreuzter Minigolfschläger lesen wir: »Vorsicht beim Schlagen, links und rechts vom Spieler ausreichend Platz freihalten«, ganz so, als ob hier ab und zu »echte Golfer« herkämen, um den Ball mit Schmackes auf das andere Ufer der Havel zu befördern und in Gatow einzulochen. Und man nimmt mit Erstaunen zur Kenntnis, dass es eine Fédération internationale de Golf miniature gibt, zumindest aber gegeben hat, die für die international geltenden Spielregeln zuständig war. Eine Kurzfassung der Regeln für den Bahnengolfsport, die einst der heute nicht mehr existierende Deutsche Allgemeine Miniaturgolf-Sportverband e.V. abgesegnet hatte, ist an die Hütte genagelt.
Nicht nur die Minigolfer kommen hier gerne her, auch die Wildschweine finden den Platz sehr einladend: Die Bahnen stehen zwar noch fest im märkischen Sand, dazwischen aber haben sie den Boden gepflügt, und zwar gründlich. Es fehlt eigentlich nur noch der Landmann mit seiner Egge. Mitten auf dem frisch gepflügten Acker zwischen den Minigolf-Bahnen steht der Rest einer Modelleisenbahn: Ein Schienenoval auf einer in Auflösung begriffenen Spanplatte, ein Modellbahnhäuschen ohne Dach, ein paar herunterhängende Kabel verkünden die Nachricht von der Vergänglichkeit alles Irdischen.
Und doch wird die Anlage selbst bei den wintermantelfordernden Temperaturen des diesjährigen Frühlings bespielt, denn bei Abwesenheit des Platzwartes kann man sich Schläger und Bälle im Restaurant besorgen.
Havelchaussee 61, 14193 Berlin
030 3000730
Öffnungszeiten: Mo-Fr: 11 bis 19 Uhr, Sa-So: 9:30 bis 19 Uhr