Sausuhlensee – schon wieder so ein Wort, für das man unsere Muttersprache einfach nur lieben kann. Der See mit diesem schönen Namen bildet den Kern des Waldfriedhofs Heerstraße im Charlottenburger Westen. Und der Name scheint Programm, zumindest veröffentlicht das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf auf berlin.de über den Sausuhlensee folgenden schönen Text:
»Die parkähnliche Friedhofsanlage inmitten eines Waldgebietes wird von der Fauna nicht respektiert, wie eine zeitweilige Sperrung des Friedhofes im April 2000 zeigt, als zwei Bachen mit ihren Frischlingen am Sausuhlensee (nomen est omen) ihre Kinderstube eingerichtet hatten und zur Bedrohung für Friedhofsbesucher wurden.«
An den Eingängen des Friedhofs finden sich folglich auch große Hinweisschilder mit der Bitte an die Besucher, die Tore immer geschlossen zu halten.
Ein Friedhof mit einem See darin – das findet man nicht so oft. Aber es ist nicht nur der See, der diesen Friedhof zu einer der ungewöhnlichsten Begräbnisstätten der Stadt macht: Das Gelände fällt von den Rändern her zum See hin um rund zwanzig Meter ab, so dass die Grabfelder zum größten Teil terrassenförmig angelegt sind. Viele Grabstätten liegen dicht am Wasser oder haben zumindest einen freien Blick aufs Wasser. Welch schöner Gedanke, von seinem Grab aus auf das Wasser sehen zu können.
Der allen Konfessionen offen stehende Friedhof Heerstraße ist ein junger Friedhof: Er entstand zwischen 1921 und 1924 nach Plänen des Charlottenburger Gartendirektors Erwin Barth. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg wurde er nach Osten hin erweitert. Der neue Teil, der die Anlage fast auf das Dreifache ihrer ursprünglichen Fläche wachsen ließ, ist gärtnerisch nur wenig gestaltet und ganz in den Wald eingebettet.
Der ältere Teil hingegen ist als Park angelegt. Er hat ein großes Rondell zum Mittelpunkt, von dem aus die Hauptwege des Friedhofs sternförmig entspringen. Zum See hin löst sich die strenge Form allmählich auf.
Der Friedhof ist bekannt für die große Zahl von Grabstellen bekannter Persönlichkeiten, insbesondere von Schriftstellern, Musikern, bildenden Künstlern und populären Schauspielern, darunter Joachim Ringelnatz, Arno Holz, Oskar Sala, Leo Blech, George Grosz, Georg Kolbe, Tilla Durieux, Horst Buchholz, Klausjürgen Wussow …
Grabmal Georg Kolbe und Familie
Das von Georg Kolbe für die eigene Familie selbst entworfene Grabmal ist eines der bedeutendsten des Friedhofs: Zwischen vier großen Marmorplatten ragen drei feine Säulen empor. Die linke steht für die Erde, die rechte für den Himmel, und die mittlere erinnert mit ihrem Engelsköpfchen an die früh verstorbene Frau des Künstlers.
Trakehner Allee 1, Am Olympiastadion, 14053 Berlin
030 3430 6406www.berlin.de
Ein spannendes Besichtigungsziel – sehr informativ dargestellt!