Paris zählt schon rund fünfzig Gemeinschaftsgärten – von Bürgern direkt in ihrer Nachbarschaft auf öffentlichen Plätzen angelegte und betreute Gärten. Angefangen haben diese Initiativen in Paris oft mit der Begrünung von Baumscheiben, aber das ist natürlich ein wenig dürftig, wenn man eigentlich einen richtigen Garten anlegen will. Also tun sich die Bürger zusammen, suchen sich einen ungenutzten Platz – und sei es eine Verkehrsinsel – in der unmittelbaren Umgebung und wandeln ihn in einen gemeinschaftlich gepflegten Garten um.
Obwohl die Schaffung dieser Jardins Partagés sicherlich auf die Bewegung des Guerilla Gardening zurückgeht, verläuft die Anlage neuen Grüns durch die Bürger in Paris wohl überwiegend in organisierten Bahnen. Die Stadt Paris akzeptiert und unterstützt diese Gärten, denn im Äquivalent des deutschen Flächennutzungsplans, dem P.L.U. (Plan Local d’Urbanisme), von 2006 findet man einen Programmpunkt zur Förderung von Bereichen, in denen die Schaffung neuer Grünanlagen nötig ist, insbesondere in dicht bebauten Quartieren, oder solchen, die mit öffentlichem Grün unterversorgt sind.
Für den neuen Gemeinschaftsgarten, der derzeit vor dem Square Alban Satragne in genau einem solchen dicht bebauten Quartier angelegt wird, macht sich Gilles Bayart, der Vorsitzende des Vereins Jardins & PLU’s stark, und beruft sich dabei, wie der Name des Vereins schon andeutet, auf den genannten P.L.U. Er kämpft im Dickicht rivalisierender Ämter – Verkehrsverwaltung und Umweltverwaltung – für die formale Anerkennung des Gartens. Und das ist nicht einfach, denn die Bürokratie in Frankreich braucht sich hinter der deutschen nicht zu verstecken.
Rund dreißig Mitstreiter hat er schon, weitere fünfzig haben ihr Interesse bekundet, erzählt er uns begeistert. Fünfzehn Projekte, die jeweils ein Stück von rund vier Quadratmetern mit Nutz- und Zierpflanzen gestalten, sind bereits entstanden, und 30 weitere sind begonnen. Wir sollen die Botschaft auch nach Berlin tragen, fordert es uns schmunzelnd auf, als wir uns von ihm verabschieden.
Der Garten soll nach Victor Schœlcher – dem französischen Politiker, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich für die Freiheit der Sklaven in den französischen Kolonien einsetzte und dessen Geburtshaus nur wenige Meter entfernt stand – benannt werden.
Square Alban Satragne, 107 bis rue du Faubourg Saint-Denis, 75010 Paris
www.jardinons-ensemble.org
www.paris.fr
Derartige Gärten sind sicherlich ein PLUs im Stadtbild. In Wiesbaden kenne ich nur „Patenschaften“ die von Mitbürgern übernommen werden können zur Pflege kleiner bepflanzter oder zu bepflanzenden Flächen.
Eine sehr gute Idee. Paris kann ein bisschen mehr Grün vertragen.
Sympathisch vor allem die Nähe zur Guerillagärtnerei!
Hast Du Dir ein paar Pflanzenableger für Berlin Moabit mitgenommen?
Guerilla-Gärtnern kannte ich noch nicht. Das gefällt mir!
oh, sehr schöne Idee. Ich wusste gar nicht, dass du so gut Französisch sprichst! 😉 Faszinierend, was sich in Paris alles so tut – ich muss da wohl doch auch nochmal hin!
Bis auf Subjonctif und Conditionnel ging es besser als erwartet. Aber es dauerte doch ein wenig, die dicke Staubschicht abzutragen, unter der min Französisch schlummerte.
Hey, gerade erst gefunden!
Toller Beitrag, auch in Berlin macht sich das Baumscheiben-bepflanzen inzwischen breit. Das wilde Gärtnern wird zumeist von Betreibern der dazu gehörigen Cafés und Lädchen, aber auch von den Anwohnern umgesetzt. Der größte Feind sind leider die Ausscheidungen der lieben Vierbeiner, da helfen auch Zäunchen und Draht oftmals nicht.