Die Ritter tragen schon lange keine Schilde mehr, was wohl auch daran liegt, dass es keine gerüsteten Ritter hoch zu Ross mehr gibt. Als sie noch zahlreicher waren, entstand der Beruf des Schildmalers: die Schilde wollten mit dem Wappen des Ritters bemalt sein, damit der Angreifer auch sah, wes Stammes Mann sich hinter dem Schild verbarg.
Nachdem die Nachfrage nach Schilden sank, bemalten die Schildermaler nicht mehr den Schild des wackeren Kämpfers, sondern das Schild des werbewilligen Wirtshauses, Zunftgenossen und Kaufmanns. Der Bedarf an Schildern überstieg bald den an Schilden. Statt Bildern, Emblemen und Ornamenten malten sie zunehmend Schriften. Schriftenmaler wurde schließlich ihre neue Berufsbezeichnung.
Nach den Schilden ist ihnen inzwischen auch das Malen weitestgehend abhanden gekommen. Heute lassen sie den Kollegen Computer die Schriften auf das Schild bringen. Und der Beruf heißt Schilder- und Lichtreklamehersteller oder ganz schnöde Werbetechniker.
Gelegentlich findet man sie aber noch, die vom Schildermaler sorgfältig handgemalten Exemplare, Relikte einer vergangenen Zeit, bemalt mit Schriften, wie man sie in keinem Schriftenkatalog finden kann.
Wer sich für die durchaus lange und komplexe Geschichte des Schilds interessiert, sei auf den lesenswerten Eintrag dazu im Grimmschen Wörterbuch verwiesen.
Eine sehr schöne Überleitung von den Schilden zu den Schildern. Anfangs, als die neuen Länder noch neu waren, sah man dort viele dieser Handgemalten. Ich hätte sie sammeln sollen….
In französichen Kleinstädten findet man auch noch manches in der Art.
Ein Beitrag ganz und gar nach meinem Geschmack. Deiner! Aber natürlich auch der aus dem Grimm’schen Wörterbuch.
Und dann noch die quasi mitgemalte Sprachmelodie …!
In einem Leipziger Treppenhaus hing ein Pappschild, vermutlich noch aus Kaiser Wilhelms Zeiten: »FRISCH GEBOHNERT! Auf VORSICHTIGE Benutzung ist zu ACHTEN.« Ich hätte es mitgehen lassen sollen …
Und dass sich hinter manchen Schildermalern große Talente verbergen, wußte ihrerzeit bereits die gute, alte Hilde Knef:
Patachou, Patachou
ohne Strumpf und ohne Schuh
raubtest du, Patachou
schon als Kind mir mein Ruh‘
hast gemalt am Asphalt
für mich einen Winterwald
und wie heute hat dir keiner was bezahlt
Er ist ein Bildermaler
der Beste von der Welt
doch nur als Schildermaler
verdient er sich sein Geld
Wer fragt noch nach Begabung
wer fragt noch nach Talent
in einer Zeit wo jeder
nur noch dem Geld nachrennt…
Tja, so ändern sich die Zeiten – und nun weinen wir nicht mehr dem Bildermaler, sondern bereits dem Schildermaler hinterher. Und natürlich der Knefin.
Nicht weinen, es gibt noch Länder wo die Schildermaler ganze Hausfassaden in Angriff nehmen.