Läuft man in Hohenschönhausen um den Obersee, so fällt am Nordufer des Sees sofort ein Haus ins Auge, das so ganz anders aussieht als die sonstige Bebauung. Es ist ein Sommerhaus, das Ludwig Mies van der Rohe 1932 für den Druckereibesitzer Karl Lemke und seine Frau entworfen hat, und der letzte Auftrag, den Mies vor seiner Auswanderung in die USA ausgeführt hat.
Eine Etage, Flachdach, helle Ziegel, stählerne Fensterrahmen – mit der Beschränkung auf das Wesentliche hat Mies hier ein kleines, bescheidenes Meisterwerk hinterlassen. Geht man um das Haus herum, sieht man, wie geschickt er Innen und Außen zueinander in Bezug gesetzt hat.
Das Haus, das 1977 unter Denkmalschutz gestellt wurde und heute dem Bezirk Lichtenberg gehört, wurde samt Garten in den Jahren 2000 bis 2002 denkmalgerecht instandgesetzt und dient jetzt als Raum für wechselnde Ausstellungen für Kunst der Moderne.
Das Architekturdenkmal ist außer Montag jeden Tag von 11-17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Gelegentlich finden Führungen durch das Haus, den Garten und die aktuelle Ausstellung statt, so am 10. Januar, 7. Februar und 7. März 2010 jeweils um 11:30 Uhr unter dem schönen Titel „mies-verstehen“.
Di-So: 11-17 Uhr
Viel Original-Haus war nicht über nach diversen Zwischennutzungen zuletzt als Wäscherei. Nach Rückbau und Sanierung sieht es aus wie neu….
Ja, aber es hat trotzdem noch den unverwechselbaren Charakter be- bzw. wiedererhalten, sonst wäre es mir sicher nicht – vom See aus schauend – als etwas ganz Besonderes aufgefallen, das der näheren Betrachtung von der Straße aus bedurfte, um festzustellen, um was es sich da eigentlich handelt.
Ich oute mich als Bauhausbanause: Für mich sieht das Haus aus wie die Geräte-Garage unserer hiesigen Freiwilligen Feuerwehr.
Kraska: dafür einen dicken Kuss. Mir gehts auch meistens so. In dem Fall muss ich vilmos allerdings rechtgeben. Im Zusammenspiel mit den umliegenden Gebäuden fällt dieses Haus als etwas Besonderes und Originelles ziemlich auf.
Ich finde, dass „Bauhausbanause“ ein so schönes Wort ist, dass man ruhig „einen sein“ kann …
Ähnliche Assoziationen wie sie sich bei Kraska einstellen gab es wohl auch bei den Verantwortlichen der Roten Armee, als sie nach der Befreiung Berlins 1945 das Haus requirierten, den Eingangsbereich abrissen und die Terrassenfenster vermauerten um das Gebäude als Garage zu nutzten.
So richtig erschließt sich der Reiz wohl eher von Innen her und vielleicht zu einer anderen Jahreszeit. Die Grenzen zwischen Haus und Garten scheinen dann nahezu aufgehoben. 1932 war es sicher noch beeindruckender. Der neu gepflanzte Baum der in der Ecke zwischen den beiden Gebäudeflügeln auf dem ersten Bild zu sehen ist, ersetzt einen ursprünglich ausgewachsnen Walnussbaum um den herum das Haus einst errichtet wurde.
das merkwürdigste:
die neoklassizistischen details im innern, die dem ausseren erscheinungsbild widersprechen, u.a. die gestaltung der türstöcke und die wahl der türdrücker,
die nicht an gropius‘ dessauer bauhaus erinnern,
sondern eher an troosts „haus der deutschen kunst“ in münchen-
trifft im übrigen auch auf mies‘ fabrikantenvillen in krefeld zu,
haus lange und haus esters, beide 1930 fertiggestellt-
Ich wüsste jedenfalls, wem ungefähr ich mich anvertraute, daß er mir auf einer Architektur-Führung mal erklärte, was am Bauhaus so toll war. Was Architektur angeht, bin ich ein Kitsch-Neanderthaler geblieben: Ich liiebe Gründerzeittorten, Jugendstilmus und Art-Deco-Floristiken.
Unverbesserlich: Bauklotz Kraska
@oachkatz: Rotwerd.
Es ist eine Frage der Ästhetik. Das kann man auch philosophisch betrachten.
Das weiß ich, vilmos; schon, weil man ALLES philosophisch betrachten kann. Architektur ist halt eines der GANZ wenigen Gebiete, auf dem ich lieber nicht den Besserwisser gebe, sondern den Baubanausen. Also nur zwei Sorten Gebäude: a) det jefällt ma abbba, b) ditte könn wa oooch!
Was? Nee, war’n Scherz.
Mies ist ja nicht nur das Opfer von Bauhausbanausen – er ist auch schon mal von TV – Reportern der hiesigen Regionalnachrichten mißbraucht worden.
Ende des Kulturbeitrags: „Mies – der Meister des fast nichts!“
Moderator: „Mies wird auch das Wetter von Morgen….“
Was für eine Überleitung. Das ist über zehn Jahre her, kommt aber nicht aus der Mode. Petra Gerstner in ZDF heute am Wochenende nach einem Bericht über das Tief Daisy:
“ Ein eisger Wind pfeift auch der Bundeskanzlerin ins Gesicht…“
Schlaue Überleitungen wollen gekonnt sein (Lojo konnte das !), die meisten sind nur peinlich.
Stimmt, über die Hohe Kunst der aberwitzigen Überleitung könnte man Bücher schreiben. Lojo beherrschte sie, klar, und er konnte zu solchen Pirouetten auch noch ein ungemein wichtigtuerisches Gesicht schneiden. – Klaus Kleber ist aber auch nicht schlecht.