Der Finowkanal verläuft größtenteils südlich des Oder-Havel-Kanals (Karte bei OpenStreetMap)
Bereits 1620 wurde der Finowkanal als künstliche Wasserstraße zwischen Havel und Oder in Betrieb genommen, so dass Berlin eine Verbindung auf dem Wasserweg mit der Ostsee erhielt. Er ist heute die älteste noch schiffbare künstliche Wasserstraße Deutschlands und seit Juni 2016 wieder in seiner gesamten Länge von 42 km für Sport- und Freizeitboote befahrbar, nachdem der „Lange Trödel“, ein zehn Kilometer langes Teilstück zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse, mit der Inbetriebnahme der neuen Schleusenanlage bei Zerpenschleuse freigegeben wurde. Der gesamte Kanalbereich steht seit 2000 unter Denkmalschutz (siehe In der Denkmalliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Barnim vom 31.12.2015, ID-Nummern 091756 und 09175426). Bei Zerpenschleuse kreuzt der Kanal die Havel-Oder-Wasserstraße, um sich bei Liepe, unweit des Schiffshebewerks Niederfinow, mit ihr zum Oderberger Gewässer zu vereinen.
Finowkanal bei Finow
Von Ende April bis Mitte Oktober sind die 12 historischen handbetriebenen Schleusen auf dem rund 30 km langen Teilstück zwischen Zerpenschleuse und Liepe, mit denen ein Höhenunterschied von 36 Metern überwunden wird, in Betrieb. Von West nach Ost sind das die Schleusen in Ruhlsdorf, Leesenbrück, Grafenbrück, Schöpfurth, Heegermühle, Wolfswinkel, Drahthammer, Kupferhammer, Eberswalde, Ragöse, Stecher und Liepe.
Für die Fahrt durch den Finowkanal braucht man wegen der Schleusengänge natürlich erheblich länger als über den Oder-Havel-Kanal, allerdings wiegt die schöne, zum Teil wild-romantische Landschaft den Zeitverlust mehr als auf. Und die Langeweile, die sich bei der Fahrt auf dem über weite Strecken schnurgeraden Oder-Havel-Kanal mit seinen immerzu gleich scheinenden Ufern unweigerlich einstellt, vermeidet man auch.
Die Transportmöglichkeit, die der Finowkanal bot, begünstigte die Ansiedelung von Industrie. Überwiegend waren es metallverarbeitende Betriebe, die in der Region schon ab dem 16. Jahrhundert (Kupferhammer, Eisenhammer) gegründet wurden und am Anfang des 18. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führten, der das Finowtal zur Wiege der brandenburgisch-preußischen Industrie machte und ihm den Beinamen „Märkisches Wuppertal“ eintrug. Einige Denkmäler der Industriekultur, die ich schon früher beschrieben habe, legen davon Zeugnis ab, wie das Messingwerk und die Teufelsbrücke in Finow und der Waggonaufzug in Eberswalde.
2014 wurde der Verein Unser Finowkanal gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, die zwölf historischen Schleusen zu erhalten und ihren Betrieb sicherzustellen, damit die durchgängige Befahrbarkeit des Finowkanals weiterhin gewährleistet bleibt, sowie die technischen Denkmäler, die Zeugnis von der Industrialisierung der Region zwischen Schorfheide und Eberswalde ablegen, auf Dauer erhalten bleiben und ebenso wie das Schiffshebewerk touristisch erschlossen werden.
Schöne Bildreportage. Danke!