Diese Karte und alle folgenden zu diesem Bericht sind © Kartverket und sind unter Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) lizensiert. Die Route ist in Erdbeerrot markiert, Haltepunkte blaubeerblau umkringelt – ein Klick auf die Karte vergrößert sie. Original dieser Karte: norgeskart.no
Auf der Karte sieht man sehr gut, wie sich die Schiffe der Hurtigrute zwischen den vielen der Küste vorgelagerten Inseln durchschlängeln, was dem Reisenden viele Ausblicke auf die abwechslungsreiche Küstenlandschaft eröffnet.
Die beiden ersten Haltepunkte (Florø 4:30 bis 4:45 und Måloy 7:15 bis 7:30) verpasst man zwar, wenn man ausschlafen will (das passiert auf der Reise öfter), aber es gibt noch genug Gelegenheiten, die vielen Berge, Wasser, Himmel und Wolken zu bewundern und vor allem zu fotografieren (hach, waren das noch Zeiten, als man mit 3 Mal 36 Fotos zufrieden war).
Kurz vor acht Uhr – nach einem Frühstück vom ausgezeichneten Büffet – war ich an Deck, denn wir steuerten den westlichsten Punkt des norwegischen Festlands an: das Vestkapp (das den Anspruch, der westlichste Punkt zu sein, genauso um einige Meter verfehlt wie das Nordkapp den seinen, der nördlichste Punkt zu sein). Hier fahren wir nicht mehr zwischen den Inseln durch, sondern eine kurze Strecke übers offene Meer und es wird gleich unruhiger. Stadhavet heißt der Meeresabschnitt vor der Halbinsel Stadlandet, er ist bekannt als eines der Gebiete mit dem härtesten Wetter an der norwegischen Küste.
An 90 bis 110 Tagen im Jahr zeichnet sich das Fahrwasser durch extremen Wellengang mit gefährlichen Kreuzseen aus. Viele Schiffe sind hier in schlechtem Wetter verunglückt. Die Norweger als Meister im Tunnelbau haben darum beschlossen, einen Schiffstunnel am Fuß der Halbinsel Stadlandet zu bauen, der schon 2023 in Betrieb gehen soll.
Gleich hinter dem Vestkapp liegt in einer Bucht (mit Sandstrand, wie das Luftbild offenbart) der kleine Ort Ervik. Vor der Bucht wurde am 30. September 1943 das Hurtigrutenschiff Sanct Svithun bombardiert und versenkt. Die Einwohner von Ervik retteten damals eine große Zahl der Schiffbrüchigen. 1970 wurde zum Gedenken an die 47 Todesopfer eine kleine Kirche errichtet, die auch von See aus gut an ihrem spitzen schwarzen Zwiebelturm zu erkennen ist.
Weiter ging es wieder zwischen vielen Inseln durch den Herøyfjord in Richtung Torvik, wo wir pünktlich um 10:30 Uhr anlegen.
Und weil das Anlegen immer so ein spannender Prozess ist, hier ein Filmchen vom Anlegemanöver in Torvik.
Nach nur einer Viertelstunde Liegezeit – Torvik hat nichts wirklich Sehenswertes zu bieten – ging die Fahrt weiter an der Insel Hareidland vorbei durch den Breisund und den Valderhaugfjord nach Ålesund.
In Ålesund (planmäßige Ankunft um 12 Uhr) hat man drei Stunden Aufenthalt. Zeit genug, sich die Stadt mit ihren vielen Jugendstilbauten anzuschauen. Das kann man entweder mit einem von Hurtigruten organisierten Jugendstil-Rundgang oder auch auf eigene Faust machen.
Um 15 Uhr legte die MS Nordkapp wieder ab, vorbei an etlichen Inseln ging es schließlich in den Moldefjord, wo sich am späten Nachmittag ein großer Regenbogen auftat, nachdem sich die Sonne ein wenig Weg durch die dunklen Wolken gebahnt hatte. Schon von weitem kann man das in der Sonne hell gleißende Hotel Scandic Seilet in Molde sehen.
In Molde sind wir um 18 Uhr angekommen und hatten ein halbe Stunde Aufenthalt.
Das dreigängige Abendmenu stand unter dem Motto Norske Epler – Norwegische Äpfel: „In der altnordischen Mythologie, der Volksreligion in Skandinavien in der vorchristlichen Zeit, galt die Göttin Iðunn (deren Name »ewige Jugend« bedeutet) als Schutzpatronin der Äpfel, die eine ewige Jugend ermöglichten. 1903 wurde in Oseberghaugen in der Nähe von Tønsberg in Vestfold ein altes Wikingerschiff aus dem Jahr 820 v. Chr. ausgegraben. Das Schiff diente als Grabstätte einer alten Frau und war mit Schätzen beladen, die sie nach Valhalla (in der nordischen Mythologie das Paradies) begleiten sollten. Neben Gold, Silber, Möbeln und einem Sklaven (!) wurden auch Spuren von Äpfeln gefunden.“
Von Kristiansund, dem nächsten Hafen, den wir um 22 Uhr erreichen sollten, habe ich nichts mitbekommen, weil ich der einsetzenden Bettschwere keinen Widerstand leisten konnte. Draußen war es eh dunkel.
Slartibartfast, der lt. Hitchhiker’s Guide to the Galaxy einen Preis für die Gestaltung der Küste Norwegens erhalten hat, lässt grüßen. 😀
Ich finde es jedes Mal fast rührend, dass immer noch alte LKW-Reifen dazu dienen, die Schiffe am Pier vor Schaden zu bewahren. Das gehört zu den sinnvollsten Nachnutzungen, die mir bekannt sind.
Nur Kanadas Küstenlinie ist angeblich länger, aber nicht durchgängig so schön verinselt und verfjordet.
Verfjordet gefällt mir – immer mehr Freunde sind das.